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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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Dasselbe gilt für Taxiunternehmen mit festen Touren in der Gegend. War schließlich eine ziemlich unchristliche Tageszeit, da waren bestimmt nicht viele unterwegs. Natürlich darfst du auch die Verkäufer und Bedienungen an den Tankstellen und Raststätten nicht vergessen: Vielleicht hat einer von ihnen einen dunklen Grand Cherokee gesehen. Überwachungskameras könnten hier auch interessant sein. Tja, die nächsten Tage müssen wir uns wohl auf einige Überstunden einstellen. Ich spreche noch mal mit Ann-Christine Östergren, wie viele Leute sie für uns abstellen kann.«
    Den letzten Satz fügte Tell vor allem für Bärneflod hinzu, dessen Miene sich sichtlich verfinstert hatte. »Über das Motiv können wir bisher nur spekulieren. Aber wir gehen davon aus, dass der Täter zu beiden Opfern in irgendeiner Beziehung stand.«
    Er griff nach einem Becher Mineralwasser aus dem Soda-Streamer, der neuesten Errungenschaft im Präsidium. »Noch Fragen?«
    »Ja, warum glaubst du das?«
    Die Frage kam von Sofia Frisk.
    »Warum glaube ich was?«
    »Na ja, warum glaubst du, dass der Täter in irgendeiner Beziehung zu den Opfern stand?«
    »Weil die Alternative ein Irrer wäre, der völlig wahllos mordet. Wie wir aus Statistiken wissen, ist es sehr ungewöhnlich, dass Opfer und Täter vorher überhaupt keine Berührungspunkte hatten. Außerdem würde das nicht zur Vorgehensweise und zu den Spuren passen – besser gesagt, zum Fehlen jeglicher Spuren.«
    Karin Beckman stimmte ihm zu. »Außerdem ist die Vorgehensweise viel zu ... hasserfüllt, als dass es sich um eine spontan begangene Tat handeln könnte. Ich meine, beide werden erschossen und überfahren, und das gleich zweimal. Dem einen ist er zweimal über den Körper gefahren, den anderen hat er an einer Wand zu Brei zerquetscht. Das deutet ja fast schon auf ...«
    Sie verstummte, doch Tell hakte sofort nach. »Deutet fast schon worauf hin?«
    Auf einmal wurde sie verlegen von der Aufmerksamkeit, die sie auf sich gezogen hatte, und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht genau ... es deutet auf eine rasende Wut hin, als wäre derjenige vorher zutiefst gekränkt worden. Zunächst hab ich tatsächlich an einen sexuellen Hintergrund gedacht, könnte aber nicht genau sagen, warum.«
    »Du meinst, dass die Morde von einer Frau begangen wurden?«, fragte Gonzales.
    »Nein, das meine ich überhaupt nicht. Ich meine nur, dass hinter den Taten eine solche Wut steckt. So eine Riesenwut wird über lange Zeit aufgebaut, und zwar durch einen Menschen, der einem viel bedeutet. Ich glaube, jeder Profiler würde mir da zustimmen«, fügte sie hinzu. Ihr entging nicht, dass Bärneflod bei diesen Worten Karlberg einen vielsagenden Blick zuwarf, doch der reagierte glücklicherweise nicht.
    »Ich glaube, du hast recht. Das hatte ich auch gemeint, als ich sagte, wir könnten wohl davon ausgehen, dass die Opfer den Täter kannten.«
    Tell wandte sich an Sofia Frisk. »Aber du hast auch recht: Wir werden selbstverständlich keine Möglichkeit auslassen. Wir sollten uns nicht auf eine einzige Theorie einschießen, bevor wir sie nicht belegt haben. Es war schon gut, dass du uns noch mal daran erinnert hast.«
    Mit diesen Worten und mit dem Gefühl, ein guter Teamleiter zu sein – aufgeschlossen, großzügig und konstruktiv –, schloss er die Sitzung.

31
    1995
    Die Magenverstimmung machte sich in dem Moment bemerkbar, als sie am Hauptbahnhof von Borås ausstieg. Sie hatte einen Zug früher genommen als verabredet und erwartete kein bekanntes Gesicht am Bahnsteig. Abgesehen von einem älteren Mann mit Regenmantel und Regenmütze war der Bahnsteig menschenleer. Am Kiosk kaufte sie sich ein paar Bananen und ein Mineralwasser, um damit ihre »Magennerven« zu beruhigen, wie ihre Mutter es immer genannt hatte.
    Am Morgen hatte eine Klassenkameradin ihr angeboten, sie zum Bahnhof mitzunehmen. My entschied sich sofort, warf bloß ein paar Kleidungsstücke in ihren Rucksack und kritzelte zwei Zeilen für die noch schlafende Caroline auf einen Zettel. Ich fahr allein zum Bahnhof – bis Sonntagabend. Küsschen! Sie wusste, dass sie mit dieser munteren Nachricht nur den wahren Grund verbarg, warum sie so froh war, Stensjön zu verlassen. Sie wollte sich selbst beweisen, dass sie immer noch allein zurechtkommen konnte. Sie wollte überhaupt mal wieder Sehnsucht empfinden wie zu Anfang ihrer Beziehung.
    Mit Caroline über ihr Bedürfnis nach Freiheit zu reden war zwecklos und endete jedes Mal in

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