Wintermord
Konzentration!«, unterband Tell weitere Scherze. »Ihr fordert von der Kfz-Meldestelle eine Übersicht sämtlicher Halter eines Grand Cherokee an. Fangt mit den schwarzen und dunkelblauen an. Zuerst in Göteborg beziehungsweise Borås.«
Björkman hob einen Finger. »Ich wollte noch was zu den Reifenspuren anmerken. Da ist noch eine Tatsache, die mich gelinde gesagt ziemlich irritiert. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass die Abdrücke an beiden Tatorten nicht vom gleichen Wagen stammen. Oder genauer gesagt: Sie stammen nicht von denselben Reifen.«
»Aber nach den Angaben unserer Kriminaltechniker stammten die Spuren auch von einem schwereren Autotyp, ein Jeep oder Ähnliches«, protestierte Gonzales.
»Das stimmt. Ein Reifenhersteller, den wir befragt haben, konnte anhand der Abdrücke aus Olofstorp ein ganz bestimmtes Modell aus seiner Produktreihe identifizieren«, sagte Tell. »Außerdem konnten wir die exakte Achsbreite ermitteln. Der Grand Cherokee passt auch in unserem Fall.«
Frustriert schob er einen Stift über den Tisch und ließ ihn auf den Boden fallen.
»Und, was soll das heißen? Ist es nun doch nicht derselbe Täter? Hat er das Auto gewechselt, ein anderes Exemplar desselben Modells? Oder hat er die Reifen gewechselt?«, schlug Karlberg vor.
»Es ist derselbe Täter, die Waffe stimmte ja überein«, unterbrach Karin Beckman.
»Verdammt«, fluchte Tell leise. »Okay, wir checken trotzdem mal die Listen der Kfz-Meldestelle durch. Wir sollten auch alle Mietwagenfirmen in der Gegend abklappern. Dort gilt dasselbe: Wir fangen in der Mitte an und arbeiten uns langsam weiter nach außen. Fragt auch nach, ob diese Firmen Überwachungskameras haben, dann können wir uns die Bänder ansehen.«
Er war niedergeschlagen, doch im nächsten Moment schalt er sich für seine unprofessionelle Haltung. Schließlich hatten sie mehr Informationen zusammengetragen, als man in einer so frühen Phase der Ermittlungen hätte erwarten dürfen. Er riss sich zusammen.
»Die Vorgehensweise ist dieselbe, die Tatwaffe ist dieselbe. Wir müssen über die Gemeinsamkeiten von Lars Waltz und Olof Bart nachdenken. Und dazu müssen wir den Hintergrund der beiden näher beleuchten. Bei Waltz sind wir damit schon ein gutes Stück vorangekommen, jetzt müssen wir uns Bart vornehmen. Dabei müssen wir uns darauf konzentrieren, Punkte zu finden, an denen sich die Wege der beiden Männer kreuzen. Fällt jemandem dazu spontan etwas ein?«
»Sie sind fast gleich alt«, bemerkte Karin Beckman.
Karlberg nickte. »Waltz ist nur zwei Jahre älter.«
»Sind sie vielleicht in derselben Gegend aufgewachsen? In dieselbe Schule gegangen?«
Björkman schüttelte den Kopf. »Wir wissen, dass Olof Bart erst seit knapp zehn Jahren Olof Bart heißt. 1997 hat er seinen Nachnamen geändert, vorher hieß er Pilgren. Bisher haben wir noch keine Angehörigen ausfindig machen können. Die Eltern leben nicht mehr. Angeblich hat er eine ältere Schwester – Susanne Pilgren –, aber die hat schon seit Jahren keine feste Adresse mehr. Offensichtlich ist sie der Polizei als Drogensüchtige bekannt. Als Kind wohnte Olof – nennen wir ihn einfach weiter Olof Bart – mit seiner Familie in Göteborg, in Angered.«
Er kratzte sich am Kopf. »Sieht so aus, als hätten es diese Kinder nicht ganz leicht gehabt. Zumindest um die Schwester mussten sich die Behörden kümmern, aber die Spur lässt sich nicht weiter verfolgen, von wegen Schweigepflicht und dem ganzen Quatsch. Wenn wir da mehr rauskriegen wollen, müssen wir mit einem offiziellen Schriftstück winken.«
»Gut, Björkman, das ist doch schon mal was«, meinte Tell. »Jemand sucht die entsprechenden Akten raus, wenn es die noch gibt, und geht die gesamte Familie durch: Mutter, Vater, eventuelle Kinderheime, Pflegeheime, Gefängnisstrafen und was es sonst noch so gibt. Im Grunde könnte ich das gleich übernehmen. Wenn sich allzu viele bürokratische Hindernisse auftun, muss es ja sowieso über Ann-Christine Östergren laufen. Und da wir schon mal bei der Aufgabenverteilung sind: Karlberg, du unterhältst dich mit dem Typ, der sich die Lagerhalle mit Bart geteilt hat. Und Bärneflod, du kannst schon mal mit der Autosuche anfangen. Prüf auch, ob es Speditionen gibt, die eine feste Route auf dem mutmaßlichen Weg des Täters haben, und wenn ja, besorg dir die Dienstpläne der Fahrer. Irgendjemand könnte unseren Mann bemerkt haben, zum Beispiel an einer Tankstelle oder auf einem Rastplatz.
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