Winternacht
mitkommen. »Peyton, du und Rex und Luna, ihr rafft unsere Habe zusammen, so dass wir problemlos umziehen können.« Bevor jemand protestieren konnte, hob ich die Hand. »Ich weiß, aber wir tun es. Ich muss, und ich gehe nicht allein.«
Ich konnte mir wahrhaftig etwas Tolleres vorstellen, als unter Lannans Dach zu wohnen, aber es war tatsächlich zu unserem Besten. Im Übrigen hatte ich keine große Wahl: Lannan hatte einen Befehl ausgesprochen und würde direkten Ungehorsam nicht dulden.
Mir kam ein Gedanke. »Da sich sowohl Schattenjäger als auch Vampire am Tag zurückziehen müssen, könntet ihr einen weiteren Ausflug zum Haus der Schleier wagen. Vielleicht können wir ja noch etwas retten. Vor allem, da Ysandra meinte, wir bekämen möglicherweise einen Kredit, um das Haus wieder aufzubauen.«
Lunas Telefon klingelte, und sie nahm den Anruf an. Nach einem Augenblick legte sie wieder auf und klatschte in die Hände. »Meine Schwester wird heute Nachmittag gegen zwei Uhr hier sein. Sie meint, sie hätte etwas gefunden, das uns nützen könnte.«
»Wo sollst du sie abholen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie findet mich. Das tut sie immer. Ich habe keine Ahnung, wie die Akazzani reisen, sie tun es in jedem Fall aber nicht so wie wir.«
Kaylin winkte mich zur Seite. »Es gefällt mir nicht, sie allein zu lassen.«
»Glaubst du, dass sie in Gefahr sind? Aber weder Vampire noch Schattenjäger können tagsüber viel tun.«
»Schon, aber vergiss nicht: Gestern haben Geoffrey und Leo Tagesboten geschickt, um dich und Rhiannon zu entführen. Meinst du nicht, dass sie mehr als nur ein wenig beunruhigt gewesen sind, als gestern Abend kein einziger zurückkam? Ich vermute, dass sie bereits die nächste Truppe losgeschickt haben, um herauszufinden, was aus ihrem kleinen Entführungskommando geworden ist.« Er lehnte sich gegen den Tisch. In seiner engen Jeans sah er ausgesprochen appetitlich aus.
Ich warf einen Blick zu Luna. Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Sie kam mir nervös und verwundbar vor, und man musste wohl davon ausgehen, dass ihre Schwester nicht für den Kampf ausgerüstet war – Akazzani oder nicht.
Ich wandte mich zu meinem Vater um. »Kaylin hat leider nicht unrecht. Wenn die Tagesboten uns gestern gefunden haben, können uns heute wieder welche finden. Und ein großer Teil von uns ist unterwegs, um nach dem Herzstein zu suchen. Kannst du die anderen mitnehmen? Oder ist es ungehörig, dass du sie vorübergehend ins Sommerreich bringst?«
Ich war mir nicht sicher, wie die Feen mit Rex umgehen würden, denn Werwesen und Feen waren noch nie auf Kuschelkurs gegangen, aber etwas anderes fiel mir nicht ein. Natürlich hätten sie schon in die Vampirvilla übersiedeln können, aber bis Lannan und Regina nicht aufgewacht waren, behagte mir der Gedanke gar nicht.
Wrath betrachtete die drei prüfend. »Wir heißen nicht oft Fremde in unserem Reich willkommen, aber in diesem Fall können wir sicher eine Ausnahme machen.« Er winkte Luna zu sich. »Ihr drei werdet mit mir kommen und, während wir dort sind, meinen Anweisungen folgen. Es gibt ein paar Benimmregeln für Nicht-Cambyra, und die müssen befolgt werden.«
»Und meine Schwester? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich im Sommerreich finden kann.« Luna begann, Zauberzutaten einzusammeln und in eine Tasche zu stecken.
»Falls sie dich, wie du gesagt hast, ohne Ortsangaben finden kann, dann warten wir heute Nachmittag vor dem Portal in dieser Welt. Schreib ihr eine SMS und erklär ihr, was wir vorhaben. So kann sie zur richtigen Zeit versuchen, dich aufzuspüren, und wir nehmen sie mit uns ins Sommerreich.« Er wandte sich mir zu. »Und du bist sicher, dass du das Risiko eingehen willst? Du weißt noch, was meine Herrin gesagt hat, nicht wahr? Wenn du es tust, wird es dein Leben und das der Leute in deinem Umfeld unwiederbringlich verändern.«
Ich schloss die Augen und suchte im Windschatten nach irgendeinem Hinweis auf das, was uns bevorstand, aber es blieb still und ich konnte nichts finden. Das Einzige, was ich hörte, war ein Säuseln, das von Uleans Bewegungen stammte. Langsam nickte ich.
»Es ist Lainules einzige Hoffnung, und ich habe ein Versprechen gegeben.« Ich kontrollierte unser Reisegepäck; wir hatten Rucksäcke mit Essen und Wasser und Waffen, und ein Samtkästchen, in dem wir den Herzstein transportieren konnten, sollten wir ihn denn finden. »Ziehen wir uns an und los.«
Wir legten Schicht um Schicht Kleidung an
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