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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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und hievten zum Schluss die Rucksäcke auf unsere Rücken. Ich schob die Schlaufe des Fächers um mein Handgelenk und legte mir den Mondstein, der mir dabei half, meine Eulengestalt anzunehmen, um den Hals. Ich war fast so weit, dass ich ihn nicht mehr brauchte, aber er verlieh mir Sicherheit und einen kleinen Extraschub Energie. Dann steckte ich den Dolch, den mein Vater mir geschenkt hatte, in die Scheide am Gürtel, ein kürzeres Messer in meinen Stiefel.
    »Wir brauchen unbedingt Obsidian-Messer – sie haben eine weit verheerendere Wirkung bei den Schattenjägern als Silber oder Stahl.« Der Gedanke war mir erst vor kurzem gekommen. Wir würden effektiver kämpfen können.
    »Obsidian?« Rex, der gerade eine Tasche packte, blickte auf. »Wenn ich einen Klumpen rohen Obsidian bekäme, kann ich uns allen Klingen daraus machen. Ich bin recht gut im Schneiden von Gestein. Allerdings braucht es etwas Zeit.«
    Wrath räusperte sich. »Cicely, wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass du das Messer nicht mehr anfasst.«
    Ich seufzte tief. »Ja, ich weiß. Aber ich finde, wir sollten das noch einmal überdenken. Die Vampirfeen reagieren heftig auf Wunden, die ihnen mit Obsidian zugefügt werden, obwohl sie selbst solche Dolche benutzen. Irgendwie interagiert das Material mit ihrem innersten Wesen. Ich weiß, was es mit mir anstellt, Wrath, aber ich bin gewillt, es darauf ankommen zu lassen. Ich muss lernen, damit umzugehen, so dass ich die Macht, die das Messer mir verleiht, nutzen kann, anstatt mich von ihm besitzen zu lassen.« Ich hielt seinem Blick stand. »Dieses Mal werde ich es nicht mitnehmen, aber wenn wir zurückkommen …«
    »Du schlägst einen gefährlichen Weg ein. Du bist nicht länger eine aus Mysts Volk. In diesem Leben bist du halb Cambyra-Fee, halb Magiegeborene. Aber das Messer reagiert auf die Erinnerungen, die deine Seele gespeichert hat. Niemand weiß, welche Langzeitwirkungen das auf dich haben kann.« Mein Vater verschränkte die Arme. »Du wirst ohnehin tun, was du für richtig hältst, das weiß ich, doch ich habe das dumpfe Gefühl, dass es in einer Tragödie enden könnte.«
    »Das Risiko muss ich eingehen. Aber das sollten wir besprechen, wenn wir zurück sind. Jetzt müssen wir los. Es ist schon fast acht, und wir haben eine lange Reise vor uns. Wenn man bedenkt, was das letzte Mal, als wir in den Kaninchenbau hinabgestiegen sind, geschehen ist, könnten wir Stunden oder aber Tage unterwegs sein. Falls wir heute Abend noch nicht zurück sind, geht zu Lannan und sagt ihm, dass wir uns auf einer Mission für Lainule befinden.« Ich trat auf Wrath zu. »Wir tun, was wir können«, flüsterte ich und schlang meine Arme um seinen Hals.
    Er zog mich an sich und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. »Pass auf dich auf, meine Tochter. Und komm gesund zu mir zurück. Ich bin gern Vater.« Er lächelte, obwohl sein Stirnrunzeln blieb.
    Ich löste mich von ihm und nickte Peyton zu. »Bist du so weit?«
    Sie nickte. Sie sollte uns zum Wald fahren, und wir würden sie anrufen, wenn wir zurückkehrten. Lainules Leben – oder ihr Tod – ruhte nun in unseren Händen. Ich hatte jede Absicht, sie zu retten, selbst wenn alles andere in meiner Welt sich dafür verändern musste.

    Wieder einmal standen wir am Waldrand, diesmal jedoch gute drei Meilen entfernt von der Stelle, an der wir unsere Wanderung zum Fledermausvolk begonnen hatten. Die Schneeverwehungen waren noch höher geworden: Mysts höllischer Winter richtete mit seinen blendend weißen Schneestürmen und den eisigen Temperaturen verheerenden Schaden an.
    Beim letzten Mal waren es Peyton, Chatter und ich gewesen. Dieses Mal waren wir zu fünft, und Peyton setzte uns nur widerwillig am Straßenrand ab, um anschließend langsam davonzufahren. Sie hatte einen regen Verstand und starke Schultern, und der Puma in ihr war ein ernstzunehmender Gegner.
    »Sind wir so weit?« Grieve sah nicht glücklich aus.
    »Bist du sicher, dass du dir das antun kannst?« Ich tastete seine Aura ab und versuchte herauszufinden, wie er sich wirklich fühlte. Ulean, wie geht es ihm? Sind wir vielleicht Myst zu nahe, als dass er mit uns kommen könnte?
    Das kann ich nicht sicher sagen, aber er scheint stabil zu sein, und er will offenbar. Du hast davon geträumt, dass er mit dir hier ist. Ich denke, er sollte mitgehen, aber du musst wachsam bleiben, ob Mysts Anziehungskraft die vampirische Natur in ihm hervorbringt.
    Ich sog scharf die Luft ein und suchte den Waldrand

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