Winternacht
der Richtung seines Nickens und blinzelte, um durch den kontinuierlich fallenden Schnee zu blicken. Mehrere Eiselementare standen verteilt auf der Wiese und blickten zu uns herüber. Herrje. Was sollten wir tun? Kämpfen konnten wir gegen sie nicht – sie waren zu stark.
Ulean? Was sollen wir machen? Wieso nehmen sie uns überhaupt wahr?
Ulean wirbelte an mir vorbei, und die Zipfel ihrer Brise wehten den Schnee auf und störten meine Sicht. Nach einem Moment flüsterte sie in mein Ohr. Sie stehen unter Mysts Bann. Ich glaube, sie bewachen diese Gegend hier aus demselben Grund, warum wir hier sind. Myst weiß, dass Lainules Herzstein hier irgendwo versteckt ist, und sucht danach. Entweder wir kämpfen oder umgehen sie.
Dann sind sie offenbar so programmiert, dass sie uns angreifen, wenn wir eine bestimmte Grenze überschreiten. Und wenn wir uns am Rand halten? Wenn wir einfach durch die Bäume schlüpfen? Ich suchte den hinteren Teil der Wiese ab, aber an der Baumlinie schien kein Elementar zu wachen.
Das kann ich dir nicht sagen, du wirst es schon selbst herausfinden müssen, aber ich werde hier sein und tun, was ich kann, falls sie doch angreifen sollten .
Ich wandte mich zu den anderen um, ganz langsam allerdings, um die Eisgestalt, die für meinen Geschmack viel zu nah bei uns stand, nicht aufzuregen.
»Sie werden wahrscheinlich von Myst beherrscht. Wir könnten versuchen, ganz am Rand der Wiese entlangzuschleichen, aber wir können nicht voraussehen, ob sie nicht doch angreifen. Was denkt ihr?«
Grieve betrachtete die Gestalt. Er war rückwärts zu mir zurückgekrochen, bevor er sich wieder aufgerichtet hatte. »Myst beherrscht sie? Fragt sich, ob sie durch ihre Augen sehen kann.«
»Möglich, aber es ist Tag. Ist sie der Pest entgangen?« Ich betete, dass er nein sagen würde. Dass Myst das Licht ertragen konnte, war das Letzte, was wir brauchten.
Doch zum Glück schüttelte Grieve den Kopf. »Nein, auch sie hat die Lichtaggression erwischt. Ich bezweifle also, dass sie Ausschau hält. Vielleicht ist das sogar der Grund, warum sie sie mit dem Bann belegt hat: um die Wiese in der Zeit zu bewachen, in der sie und ihre Leute nicht draußen herumlaufen können.«
»Ulean glaubt, dass sie hier sind, weil hier die Stelle sein muss, an der … du weißt schon.« Ich wagte nicht, es auszusprechen. Man wusste nie, ob nicht jemand hinter einem Baum, einem Fels oder im Windschatten lauerte und zuhörte. Lainules Herzstein war zu kostbar, um ihn aufs Spiel zu setzen.
»Wie auch immer. Wir müssen diese Wiese überqueren und in das Wäldchen dahinter gelangen. Wir brauchen zwar länger, wenn wir außen entlanggehen, aber wir sollten es probieren«, sagte Grieve. »Bleibt nah am Waldrand, und wenn die Elementare uns angreifen, sprintet in den Wald. Ich könnte mir vorstellen, dass sie an der Baumreihe haltmachen.«
Hier draußen wirkte Grieve stärker, nicht mehr wie ein gebrochener Mann, und mir wurde klar, dass er diesen Marsch durch Schnee und Eis wegen seiner Verbindung mit Myst besser wegsteckte als wir anderen. Hier war seine größte Schwäche gleichzeitig eine wichtige Stärke.
Ich lächelte ihm zu und streckte meine Hand nach ihm aus, und wieder nahm er sie und führte sie an die Lippen, doch dieses Mal leckte er zart über die Spitzen und ließ dann wieder los. Dann wandte er sich um, übernahm erneut die Führung und ging zum Waldrand, während er die Elementare keinen Moment aus den Augen ließ.
Schwer atmend kämpfte ich mich durch den Schnee und stützte mich auf meinen Wanderstock. Rhiannon schnaufte hinter mir. Mochte sie auch größer und schlanker sein als ich, an eine solche körperliche Anstrengung war sie nicht gewöhnt, und ich wusste, wie hart es für sie war. Aber sie hatte sich bisher gut gehalten und würde auch jetzt nicht schlappmachen.
Als wir uns der Baumreihe näherten, sah ich, wie das Elementar den Kopf wandte und uns offenbar beobachtete, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie. Ich hielt den Atem an, als es einen Schritt vor machte, dann einen zweiten. Doch als wir den Rand der Wiese erreichten, blieb das Wesen zögernd stehen, als ob es nicht wusste, was zu tun sei.
Nach einem Moment wandte es sich von uns ab und erstarrte wieder zur Eissäule, die es ja schließlich auch war.
Ich stieß erleichtert den Atem aus. »Nummer eins«, flüsterte ich. »Hoffen wir, dass sie alle dort bleiben.«
Chatter, der vor mir ging, nickte, und wir trotteten weiter durch den hohen Schnee. Er
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