Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
mit den Schultern.
    »Der Vampir hätte keine Chance. Wir haben größere Kräfte, als er sich vorstellen kann.« Er warf mir einen raschen Seitenblick zu. »Wobei einige von uns offenbar mit so viel Macht nicht zurechtkommen.«
    Sein Blick ließ mich schaudern. Ich wusste, dass Wrath wütend auf mich war, weil ich mich seinem Verbot, was das Messer betraf, widersetzt hatte. Und Lainule würde wohl kaum entzückt sein, dass ich den Fächer so bedenkenlos eingesetzt hatte, aber – tja, Pech. Wir hatten keine Wahl gehabt. Und ich hatte eines bewiesen: Wir konnte Myst in Angst und Schrecken versetzen.
    Peyton lenkte den Wagen durch die Straßen. Es war unnatürlich ruhig in New Forest, man sah kaum jemanden auf den Gehwegen, obwohl es Morgen war.
    »Ist noch etwas geschehen?« Mich überkam plötzlich eine dumpfe Ahnung. Angst lag in der Luft; man konnte sie fast schmecken.
    Wieder räusperte Peyton sich. »Gestern Abend gab es wieder ein Massaker. Wieder das Kino, diesmal drinnen. Vampirfeen gingen hinein, andere versperrten die Ausgänge. Es war … schlimm.«
    »Wie schlimm?« Ich wollte es nicht hören, aber es musste sein.
    »Dreizehn Tote, bevor sie die Ausgänge aufbrechen konnten. Auf der Straße noch einmal fünf. Insgesamt vier Kinder. Die Leute fragen schon, was mit Geoffrey passiert ist. Lannan hat in den Zeitungen angekündigt, sich heute Abend im Radio zu äußern; im Fernsehen geht ja nicht, da er nicht zu sehen wäre, aber die Tonspur soll trotzdem auch in den TV-Nachrichten gesendet werden.«
    »Achtzehn Tote?«
    »Ja. Es hätte noch mehr gegeben, wenn Lannans Wachleute nicht eingegriffen hätten. Sie haben sieben Schattenjäger erlegt. Lannan meint, er hätte keine Lust, um den heißen Brei herumzureden. Er will die Leute vor Myst warnen und ihnen empfehlen, die Beine in die Hand zu nehmen und abzuhauen.«
    Ich tat, als würde ich meine Nägel begutachten. Da war es wieder: Lannan tat etwas, das Respekt verdiente. Ich wollte ihm keine Anerkennung zollen, ich wollte ihm ankreiden, was immer möglich war, aber es war eine Tatsache, dass Geoffrey Wichtiges zurückgehalten hatte, weswegen Leute gestorben waren. Lannan dagegen handelte.
    »Das könnte gefährlich werden. Ich würde wetten, dass Myst das verhindern will.« Der Gedanke, dass Myst Lannan in die Finger kriegen würde, verursachte mir einen Säureschub im Magen. So oft ich auch drohte, Lannan zu pfählen, er war nicht der Feind.
    »Deswegen muss sich Lainule auch heute noch von ihrem Krankenbett erheben«, sagte Wrath. »Von ihr nehmen die Sommerkrieger Befehle entgegen. Sie gehorchen zwar auch mir, doch sie ist die moralische und spirituelle Seele unseres Volkes, und davon ist momentan im Sommerreich nicht viel zu spüren. Wenn Lainule aber wieder zu Kräften kommt, werden sie willig kämpfen.« Er beugte sich nach vorn. »Kannst du vielleicht schneller fahren?«
    Peyton nickte und trat aufs Gas. Der Wagen brüllte auf und machte einen Satz nach vorn. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Gern hätte ich gefragt, was Lunas Schwester herausgefunden hatte, aber nicht vor Grieve. Es war zu riskant, ihm Hoffnungen zu machen.
    »Noch etwas«, sagte Peyton, während sie behutsam um eine Kurve fuhr. Sie war eine exzellente Fahrerin.
    »Was jetzt?«
    »Ich habe Ysandra im Konsortium angerufen und ihr gesagt, dass wir heute Abend bestimmt Hilfe bräuchten, wenn Lannan anordnet, die Stadt zu evakuieren, denn wie du schon sagtest, Myst wird ihn wohl aufzuhalten versuchen. Jedenfalls antwortete Ysandra, sie würde eine Elite-Einheit schicken. Ich habe keine Ahnung, was sie als solche bezeichnet, aber für mich hörte sich das an, als würde die Kavallerie kommen.« Sie klang sehr zufrieden, und ich lächelte sie anerkennend an.
    »Gut gemacht. Wir brauchen alle Hilfe, die wir kriegen können.« Das Auto war klein, und wir hatten uns hineinquetschen müssen, aber es war mir egal. Die Aussicht auf eine heiße Dusche und saubere, warme Kleider machte alles wieder wett.
    Aber zuerst … zuerst mussten wir zu Lainule, damit ich ihr den Herzstein geben und sie wieder gesund werden konnte. Den Rest der Strecke schwiegen wir und hingen unseren Gedanken nach. Ich legte meinen Kopf an Grieves Schulter, und er schlang einen Arm um mich. Und im Augenblick war ich um jede tröstende Geste froh.

    Wrath scheuchte uns unter den wachsamen Blicken von Lannans Tagesboten in die Villa. Er überraschte mich, indem er mich anwies, rasch zu duschen. »Du brauchst

Weitere Kostenlose Bücher