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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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als er grinsend zu seinem Lehrer aufsah.
    »Ich war nicht in der Schule.«
    »Nein, das warst du nicht. Aber ich sag’s nicht weiter, wenn du dichthältst.« Mr. Remick blinzelte Cass zu. Er verstand sich darauf, alles weniger ernst erscheinen zu lassen, gewissermaßen die Luft zu reinigen.
    »Ich spiele das Spiel.«
    Nicht ein Spiel. Das Spiel.
    »Großartig, Ben. Willst du’s mir nicht zeigen? Natürlich nur, wenn deine Mom einverstanden ist.«
    Cass nickte. »Natürlich. Ich mache uns Tee.«
    Sie konnte die beiden von der Küche aus hören: Ben, der über alles Mögliche schwatzte: wie viele Soldaten er schon erschossen hatte und wie er heute gewandert war, obwohl er eigentlich nicht hatte mitgehen wollen. Die Worte sprudelten nur so aus ihm hervor, als könne er sie kaum schnell genug herausbringen. Nicht wie zuvor, als er mit ihr zusammen gewesen war. Wiekonnte Ben jetzt so viel zu sagen haben? Er redete fröhlich und unbeschwert wie ein ganz normaler kleiner Junge.
    Allein durch ihre Schuld war er so bockig gewesen, weil sie versucht hatte, mit ihm den Ort zu verlassen, an dem er sich gerade heimisch zu fühlen begann. Sie hatte ihn in die Kälte hinausgeschleppt, ihn bis zu den Steinen marschieren lassen   – und wozu? Cass schloss die Augen. Das Wasser im Teekessel begann zu kochen, und sein Pfeifen übertönte alles andere.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Die Stimme erklang unerwartet dicht hinter ihr, und Cass fuhr zusammen.
    »Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht erschrecken.« Mr. Remick zeigte ins Wohnzimmer hinüber. »Er ist ganz in sein Spiel vertieft.«
    »Ich   …« Mir geht’s gut, wollte Cass sagen.
    Mr. Remick legte ihr eine Hand auf den Arm. »Ich hatte das Gefühl, irgendetwas sei nicht in Ordnung.«
    Cass schüttelte den Kopf, merkte jedoch, dass sie nicht sprechen konnte.
    »Sie sind nicht allein, wissen Sie. Sie brauchen es jedenfalls nicht zu sein. Sie müssen nicht alles allein bewältigen.«
    Cass trat einen halben Schritt zurück, wischte sich die feuchten Augen. »Tut mir leid.« Gott, sie entschuldigte sich ständig bei ihm. »Ich wollte Sie nicht   … Natürlich geht’s mir gut. Ich habe Sie doch erst kennengelernt. Sie denken bestimmt, ich sei   …«
    »Ich denke gar nichts. Ich mag Sie nur, Cass. Das ist in Ordnung, nicht wahr? Ich möchte nicht, dass Sie sich unbehaglich fühlen.«
    Cass schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich nicht unbehaglich. In seiner Gegenwart kam sie sich vor, als sei sie mit einem alten Freund an einem vertrauten Ort.
    »Sie sind hier willkommen. Das meine ich ernst.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch.
    »Oh, ich weiß, dass ich nicht für alle sprechen kann. Aber Sally mag Sie wirklich. Das hat sie erst heute wieder gesagt.« Er machte eine Pause. »Sally auf seiner Seite zu haben, ist natürlich ein bisschen so, als säße man mit einem Elefanten im Porzellanladen fest.«
    Sie lächelte.
    »Aber ich bin froh, dass Sie jetzt hier wohnen. Ich war schon lange nicht mehr hier, aber Darnshaw kann ziemlich provinziell sein, vor allem wenn es wie jetzt abgeschnitten ist. Es ist nett, mit jemandem reden zu können.«
    Cass spürte, dass ihr Herz rascher schlug, als werde sich gleich irgendetwas ereignen.
    »Ben hat mir erzählt, dass Sie uns verlassen wollten.«
    Sie bewegte sich. »Ich   …«
    »Sie brauchen mir nichts zu erklären.«
    »Nein, das ist in Ordnung. Ich habe mich hier nur eingesperrt gefühlt   – mit dem Schnee und ohne Post und Telefon. Ich dachte, ein paar Tage in anderer Umgebung würden uns guttun.«
    »Da hab ich’s einfacher, glaube ich. Ich habe niemanden, den ich wirklich anrufen möchte.«
    Cass lachte. »Ich auch nicht.« Ein Stich ins Herz. Nicht mehr. »Es ist um meine Arbeit gegangen.«
    »War das alles? Dann sollten Sie unbedingt hierbleiben. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, wissen Sie.«
    »Tatsächlich?« Sie hatte das nicht sagen wollen, meinte diese Frage nicht ernst, aber als sie seinen Blick erwiderte, war seine Miene ernst.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Cass. Wenn Ben mal wieder außer Haus ist   – bei Sally oder sonst wo   –, sollte ich abends für Sie kochen.«
    Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.
    »Cassandra stimmt nicht, hab ich recht?«
    »Was?«
    »Ihr Name. Sally nennt Sie Cassandra, aber ich glaube nicht, dass Sie so heißen.«
    »Nein   … nein, der Name stimmt nicht.«
    »Ich denke   … Hmm, das ist schwierig   …«
    Sie strich sich die Haare aus der Stirn. »Meinen

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