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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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wurde.
    »Na toll«, murmelte Cass vor der geschlossenen Haustür. Soviel zu der Idee, Darnshaw als ihre neue Heimat zu betrachten.
    Zehn Minuten später gelangten Cass und Ben in Sichtweite der Mühle. Als sie die Straße erreichten, hüpfte Ben geradezu voraus.
    »Ben, warte«, rief Cass, »ich muss noch was erledigen.«
    »Ich bin müde.«
    »Es ist nicht weit, und so müssen wir auch nicht später noch mal aus dem Haus.«
    »Ich kann zu Hause bleiben.«
    »Nein, das kannst du nicht, nicht allein.«
    Ein demonstrativ lauter Seufzer.
    »Komm schon. Wir gehen ins Dorf.«
    Cass rechnete damit, dass das Postamt wie das Lebensmittelgeschäft noch geschlossen sein würde, aber als sie gegen die Tür drückte, öffnete sie sich mit lautem Gebimmel.
    Hinter der niedrigen Glastrennwand stand eine Frau mit schiefergrauem Haar. »Die neue Lady«, sagte sie, als sie die beiden sah. »Die aus der Mühle.«
    Ihre fröhliche Art heiterte Cass auf. »Nennen Sie mich Cass. ›Lady‹ bewirkt, dass ich mir alt vorkomme.«
    »Ich bin Irene. Und wer ist dieser junge Mann?«
    Cass stieß ihren Sohn an.
    »Ben«, sagte er. »Ich müsste in der Schule sein.«
    »Du meine Güte.« Irene verzog das Gesicht. »Lerneifrig, was? Ich hab’s in seinem Alter nicht erwarten können, aus der Schule rauszukommen.« Sie lachte quieksend. »Hoffentlich haben Ihnen die Zeitungen gefallen.«
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie die nicht bekommen? Dieser Junge!« Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Er sollte sie unter Ihre Tür stecken. Wir haben den Zugangscode, wissen Sie, damit wir an die Briefkasten können.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sie sollten ein paar kostenlose Zeitungen bekommen. Das machen wir bei allen, die neu herziehen. Wir hoffen natürlich, dass sie anschließend welche abonnieren. Allerdings ziehen nicht oft Leute her. Bei uns geht’s eher ruhig zu, wissen Sie.«
    So viel zu dem geheimnisvollen Nachbarn und die für ihn gelieferten Zeitungen. Cass fühlte ihr Herz sinken. Ben und sie waren also doch die einzigen Bewohner der Foxdene Mill. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ich glaube, sie sind bei Nummer zehn zugestellt worden. Ich hab sie gesehen, aber nicht gewusst, dass sie für mich waren.«
    »Ach, das tut mir leid. Ich dachte, Sie wären in Nummer zehn. Ich war mir sicher, dass wir auch einen Brief für Sie hatten.«
    »Tatsächlich?«
    »Aye. Der ist wohl im Briefkasten gelandet   – oder unter der Tür durchgeschoben worden   …« Sie zuckte zweifelnd mit den Schultern. »Jedenfalls ist keine Post mehr gekommen, nicht nach den ersten paar Tagen   – wegen dem Schnee und allem. Sonst hätten Sie mehr gekriegt. Zeitungen, mein’ ich.«
    »Kein Problem. Danke für die, die Sie geschickt haben.«
    »Seit einigen Tagen geht keine Post mehr ein oder raus. Damit war wohl gleich nach Ihrer Ankunft Schluss, denk ich.« Irene lachte.
    Keine Post mehr rein oder raus. »Ich hatte gehofft, etwas versenden zu können«, sagte Cass. »Eine CD mit ein paar Dateien. Ich dachte, ich könnte eine Luftpolstertasche kaufen und sie heute noch verschicken.«
    Irene schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Schätzchen. Unsere Post wird aus Gillaholme abgeholt, und der Paketwagen kommt nicht durch.«
    »Nein«, murmelte Cass, »natürlich nicht.«
    »Schätze, Sie müssen glauben, in die tiefste Provinz geraten zu sein, in der es weder Post noch Telefon gibt. Hoffentlich macht Ihnen das keine Schwierigkeiten.« Irene wühlte in einer Schublade. Als sie wieder aufsah, hielt sie einen Schokoriegel in der Hand. Sie warf ihn Ben zu.
    »Für dich, junger Mann. Willkommen in Darnshaw.«
    Als die beiden sich verabschiedeten, blinzelte die Frau Cass zu. »Vielleicht kann er ihn in die Schule mitnehmen.«
    Cass sperrte Ben die Wohnungstür auf. Er schlüpfte unter ihrem Arm hindurch und drückte dabei die erst einen Spalt offene Tür weiter auf. Cass musste unwillkürlich an Bauer Broath’ Schäferhund denken. »Sei ein paar Minuten lang brav«, sagte sie, während sie die Tür gegen Zufallen sicherte. Ben wandte sich ab, ohne zu fragen, wohin Cass wollte. Er streifte die Jacke ab und ließ sie achtlos in der Diele liegen.
    Sie hatte noch etwas zu tun, bevor sie sich in ihre neue Wohnung zurückziehen konnte   – mit geschlossener Tür, um die Welt auszusperren. In ihrem neuen Heim.
    Die Zeitungen steckten noch unter der Tür der Nummer 10: leicht verknittert, weil jemand sie nicht gerade behutsam daruntergestopft hatte. Alte

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