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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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Remick sagen würde. Der gestrige Abend schien bereits lange zurückzuliegen, zu einer anderen Welt zu gehören. Weit lebhafter war ihre Erinnerung daran, wie sie aus seinem Haus geflüchtet war: mit tropfnassem Haar, ohne sich die Zeit zu nehmen, ihren Mantel anzuziehen. Vielleicht würde er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen, was sie ihm nicht einmal verübeln konnte.
    Hinter ihr brummte ein Auto heran, dann veränderte sich das Geräusch, als es langsamer wurde und auf den Parkplatz abbog. Cass drehte sich um und sah Myras rote Mähne durch das Seitenfenster leuchten. Die Frau bemerkte Cass und musterte sie von oben bis unten, bevor sie einparkte. Ihr Blick glich der Berührung durch eine eiskalte Hand. Aufflammende Bremsleuchten färbten den Schnee blutrot, und Myra stieg aus und ging die Hüften schwenkend an Cass vorbei.
    Theo Remick erschien an der Tür. Er begrüßte Myra nicht, als sie herankam, sondern streckte nur die Hand aus   – aber nicht, um Myra die Hand zu schütteln oder ihr zuzuwinken; stattdessen berührte er kurz ihr Haar, wie man einen Hund oder eine Katze flüchtig streichelt.
    Sie ging an ihm vorbei und betrat das Schulgebäude, ohne etwas zu sagen, und Remicks Blick fiel auf Cass. Sein Mundwinkel zuckte. Dann lächelte er zur Begrüßung.
    Cass wandte sich ab und starrte in den Schnee, während sieerrötete. Tief in ihrem Inneren spürte sie wieder die verzehrende Hitze von letzter Nacht.
    Sie hörte Kinderstimmen, drehte sich um und sah Ben auf Zehenspitzen stehen, während Theo ihm etwas ins Ohr sagte. Ben grinste, nahm eine Tüte von ihm entgegen und rannte zu seiner Mutter. Wie in alten Zeiten: Ben mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, ohne sich darum zu kümmern, wer zusah oder was die Leute vielleicht dachten. Und es war Theo Remick, der diese Verwandlung bewirkt hatte.
    Ben kam schlitternd vor ihr zum Stehen und hielt ihr die braune Tüte hin. »Von ihm«, sagte er und wies mit dem Daumen auf seinen Lehrer. Cass sah in die Tüte: Brot, Eier, Schinken. Wo trieb er das nur immer auf? Sie roch warmen Brotteig.
    Als sie aufsah, schlängelte Myra sich auf dem Rückweg mit ihrem Kind im Schlepp hüftschwingend an Remick vorbei. Dann passierte sie Cass, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Aus der Tüte stiegen köstliche Düfte auf, und Cass stellte sich vor, wie Ben sich fröhlich über diese Leckerbissen hermachte. Sie beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn. »Na, war’s schön heute?«
    Er nickte. Seine Augen glänzten auffällig, fast wie im Fieber. »Wir haben wieder geteilt.«
    »Was habt ihr denn geteilt?«
    »Sachen.« Ben runzelte die Stirn. »Ein Spiel.« Er fuhr sich mit dem rechten Zeigefinger über die linke Handfläche. Cass griff danach, drehte sie nach oben. Die Handfläche war glatt und unversehrt.
    »Was für ein Spiel, Ben?«
    »Bloß ein Spiel.« Er entzog ihr seine Hand.
    »Tut mir leid, dass ich dich gestern Abend nicht abgeholt habe«, sagte Cass. »Du hast mir gefehlt.«
    »Schon gut, Mami. Sally hat gesagt, das sei zu erwarten gewesen.«
    »Was? Was ist zu erwarten gewesen?«
    »Dass du mich nicht abholen würdest.«
    Cass zerzauste ihm das Haar. »Wo ist sie? Ich sollte mich bei ihr bedanken.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie ist schon weg.«
    Cass sah sich nach Theo um. Er stand noch immer mit auf den Rücken gelegten Händen an der Tür. »Warte hier«, sagte sie. »Bin gleich wieder da.«
    Er lächelte, als sie auf ihn zukam. »Ich dachte, du würdest nicht herüberkommen.«
    »Wieso denn nicht?« Cass biss sich auf die Unterlippe.
    »Ich dachte   … ich meine, was wir gemacht haben. Mir ist’s als guter Abschluss eines schönen Abends erschienen. Etwas Besonderes. Mir hat es sehr viel bedeutet, Cass. Ich möchte nicht, dass du etwas anderes denkst.«
    »Nein, das hab ich nie getan   …« Sie hielt die braune Tüte hoch. »Vielen Dank dafür. Das war sehr freundlich von dir.«
    »Wir würden doch nicht wollen, dass der Junge Hunger leidet, nicht wahr?«
    Cass sah weg, dann zwang sie sich dazu, seinen Blick zu erwidern. Er betrachtete sie freimütig, offen.
    »Tut mir leid, dass ich weggelaufen bin, Theo.« Sie wollte mehr sagen, ihm irgendetwas anbieten, aber das konnte sie nicht. Sie erinnerte sich, wie ihr Herz sich verkrampft hatte, als er sie berührte. Als hätten sich seine Hände unter ihrer Haut bewegt.
    »Alles in Ordnung mit dir, Cass? Ich meine, wenn es zu früh war   …«
    »Nein.« Cass nahm die Schultern zurück. »Ich hab

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