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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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ähnlich.«
    Cass machte eine Pause. Sie hatte geglaubt, Geräusche zu hören. Angesichts von Irenes Gelassenheit war sie sich ihrer Sache jedoch nicht mehr sicher. »Sagen Sie ihm bitte, dass ich hier war? Ich komme später noch mal vorbei.«
    »Wird gemacht, Schätzchen.«
    Bevor Cass davonging, drehte sie sich um und sah zu Berts Fenstern hinauf. Ihre Scheiben, in denen sich der Himmel widerspiegelte, glichen blinden weißen Augen. Ihr lief ein leichter Schauder über den Rücken. Die Luft war farblos kalt, aber trotzdem bedrückend, als drohten weitere Schneefälle. Wenn Bert noch im Moor unterwegs war   … Aber das war er bestimmt nicht. Und er kannte diese Hügel seit seiner Jugend, wusste genau, was er tat.
    Sollte noch mehr Schnee fallen, während Bert in Moorfoot war, würde er vielleicht nicht zurückkommen können. Cass biss sich auf die Unterlippe. Dann würde sie Captain zu sich nehmen müssen. Sie würde irgendeine Möglichkeit finden, den Hund aus der Wohnung zu holen und bei sich unterzubringen   – selbst wenn sie ihn in ihr Schlafzimmer sperren musste, um ihn von Ben fernzuhalten. Sie wusste ziemlich sicher, dass er das Einzige war, was der Alte hatte.
    Als Cass die Zufahrt zur Mühle erreichte, blickte sie auf den pastellfarbenen Steinbau hinunter und stellte fest, dass sie noch nicht hineingehen wollte. Sie konnte nur an das in die Haustür eingeschnittene Kreuz denken, dessen Gegenstück sie an Berts Tür entdeckt hatte.
    Stattdessen ging sie weiter, passierte die Abzweigung ins Hochmoor und folgte der schmalen Straße, die dem Tal folgend aus Darnshaw hinaus und nach Mossleigh führte.
    Auf beiden Straßenseiten lagen verschneite Felder, hinter denen die allgegenwärtigen Hügel aufragten. Diese Monotonie wurde nur vereinzelt durch Farmhäuser oder Scheunen durchbrochen. Die Straße lag unter einer Schneedecke, in der sich keine Fuß- oder Reifenspuren abzeichneten. Um Schneewehen zu umgehen, musste Cass mehrmals in die Straßenmitte ausweichen. Nach einiger Zeit holte sie ihr Handy heraus und kontrollierte die Anzeige. Kein Empfang.
    Sie folgte einer weiten Kurve, nach der das Tal sich öffnete. Der Fluss, dessen Bett bisher parallel zur Straße verlaufen war, beschrieb einen Bogen, und die Straße überquerte ihn mittels einer hübschen Steinbrücke. Cass blieb stehen und starrte das Bild an, das sich ihr bot. Der Schnee auf dem Asphalt war von tiefen grauen Riefen durchzogen, die wie Kratzspuren aussahen. Die Straße war auf zwanzig Metern Länge abgerutscht, und der Schnee konnte die entstandenen Risse nur zum Teil ausfüllen. An den Bruchstellen glitzerte durchsichtiges Eis.
    Die Brücke jenseits des Bergrutsches war intakt geblieben, aber die unebene Schneedecke ließ vermuten, dass der Asphalt darunter rissig war. Cass kniff die Augen zusammen. Quer über die andere Seite der Brücke war offenbar ein Absperrband gezogen. Die Straße war gesperrt. Die Brücke war anscheinend einsturzgefährdet, und der Fluss darunter war tief und reißend. Von ihrem Standort aus konnte Cass ihn bedrohlich rauschen hören.
    Was hatte Bert gleich wieder gesagt? Vielleicht sieht’s wie’n Baum aus. Genau wie’s auf der ander’n Seite vielleicht wie’n Erdrutsch aussieht.
    Kein Wunder, dass Theo Remicks Klassen dramatisch geschrumpft waren. Aus dieser Richtung würde so bald niemand mehr nach Darnshaw kommen.
    Auf dem Rückweg sah Cass immer wieder zu den Hügeln auf. Steil, weiß, kalt. Hoffentlich war Bert nicht mehr dort oben unterwegs.

Kapitel 23
    Zuletzt konnte Cass ihre Ungeduld nicht länger beherrschen und ging ins Dorf zurück, lange bevor es Zeit wurde, Ben aus der Schule abzuholen. Sie klopfte abermals an Berts Tür, drückte ihr Ohr ans Holz und rief Captains Namen, aber diesmal war kein Schnaufen zu hören. Cass sah zu den verschneiten Hügeln auf. Die Kälte ließ ihre Augen tränen, und sie fuhr mit den Handschuhen darüber, sodass ihr Gesicht wie von Tränen feucht zurückblieb.
    »Nicht doch, Schätzchen«, sagte eine Stimme. Irene sperrte die Tür des Postamts ab und kam mit etwas in der Hand auf sie zu. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir können nach ihm sehen, wenn Sie das beruhigt.«
    Cass starrte den Gegenstand in Irenes Hand an. Er war ein Schlüssel.
    »Kommen Sie, Schätzchen. Wir sehen uns oben um, einverstanden?« Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und stieß die Tür auf, die sich knarrend einen Spalt weit öffnete. Irene stieß sie ganz auf und lief die Treppe

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