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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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fühlte sich in der Schule wohl. Und sie musste sich jetzt beeilen, damit keine der anderen Mütter sie in diesem Zustand sah. Sie mochte sich nicht vorstellen, was Lucy denken würde.
    Dabei fiel ihr wieder ihr Kunde ein.
    Zu Hause duschte sie dann doch nicht; dafür reichte die Zeit nicht aus. Sie föhnte ihr Haar trocken, zog wieder ihre Jacke an,ging zur Straße hinauf und postierte sich dort, um Lucys Geländewagen abzupassen. Nach einiger Zeit fuhr ein Land Rover vorbei, aber er war silbern, nicht schwarz wie der ihrer Freundin. Wo blieb Lucy? Vielleicht war Jessica krank. Vielleicht fürchtete sie sich nach der Sache mit Ben davor, in die Schule zu gehen.
    Cass wartete, stampfte wegen der Kälte mit den Füßen auf. Hielt sie lange genug die Stellung, würde sie vielleicht sogar Bert sehen, der von seinem Marsch übers Moor zurückkam. Sie lehnte sich an die Stützmauer der Straße.
    Nach einiger Zeit kam der silberne Land Rover in Gegenrichtung zurück. Ein fremdes Gesicht starrte sie durch die Frontscheibe an. Von Lucy noch immer keine Spur.
    Cass beschloss ins Dorf zu gehen; so konnte sie weiter die Straße im Auge behalten   – und zugleich nach Bert sehen, um sich zu vergewissern, dass er ihren Brief aufgegeben hatte. Dann hatte sie vielleicht eine Chance, ihren Kunden zu halten. Aber als sie zu den Hügeln auf allen Seiten aufsah, hatte sie das Gefühl, es gebe gar keine Außenwelt mehr, sondern nur noch dieses Tal.
    Unterwegs fuhren keine Autos an ihr vorbei. Als sie die Poststelle erreichte und an Berts Haustür klopfte, war als Antwort ein schwaches Bellen zu hören. Sie wartete, aber das blieb die einzige Reaktion. Cass trat von einem Fuß auf den anderen und starrte die Tür mit der abblätternden Farbe an. Aus nervöser Ungeduld fuhr sie mit einer Hand über den alten schwarzen Anstrich, unter dem rohes Holz sichtbar wurde. Dann runzelte sie die Stirn, trat näher an die Tür heran und kratzte mit dem Daumennagel etwas mehr Farbe ab. Unter dem Anstrich waren alte Spuren zu sehen, die quer über die Maserung gingen. Als sie sich die Sache näher anschaute, konnte sie erkennen, was unter der schwarzen Deckschicht lag   – ein Gebilde aus senkrechten und waagrechten Kerben.
    Ein Kreuz wie das an der Tür der Foxdene Mill.
    Cass wich zurück. Dieses Kreuz war alt, seit vielen Jahren überstrichen, aber vielleicht würde Bert wissen, weshalb es dort war oder von wann es stammte. Vielleicht wusste er sogar, wer es in seine Tür geritzt hatte.
    Sie klopfte erneut, diesmal kräftiger, aber niemand kam.
    Cass wartete einen Augenblick, versuchte es noch mal und glaubte dann, ein Schnüffeln zu hören.
    »Captain?«
    Das Geräusch verstummte. Cass bückte sich und legte ihr Ohr an das Türblatt. Dahinter war nichts zu hören. »Captain, bist du da? Bert?«
    Sie erinnerte sich an das unregelmäßige Poltern, das sie gestern gehört hatte, als Bert ans Geländer geklammert seitlich die Treppe hinabgehumpelt war, um ihr aufzumachen. Sie sah zu den steilen Hügeln auf. Sie hätte ihn niemals allein losziehen lassen dürfen.
    »Ich glaube, er ist ausgegangen, Schätzchen.« Das war Irene, die mit Schlüsseln klappernd an der Tür des Postamts stand.
    »Aber er müsste längst zurück sein. Er ist gestern aufgebrochen. Haben Sie ihn seither nicht mehr gesehen?«
    »Nein, leider nicht, Schätzchen. Wahrscheinlich macht er seinen Morgenspaziergang.«
    »Das glaube ich nicht. Captain ist noch drinnen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich bin sicher, dass ich ihn gehört habe.«
    Irene spielte mit ihren Schlüsseln.
    »Ich mache mir echt Sorgen. Er wollte gestern nach Moorfoot hinübergehen. Ich fürchte, dass er’s vielleicht nicht geschafft hat.«
    »Wollte er das? Dann ist alles klar. Er hat bestimmt dort übernachtet, Schätzchen. Unserem Bert fällt’s schwer, sich von einem Pub loszureißen, wenn er erst mal einen gefunden hat.«
    »Aber er würde Captain nicht so lange zurücklassen.«
    »Dem fehlt nichts, Schätzchen. Bert hat ihm Futter und Wasser hingestellt. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Captain ist nicht zum ersten Mal allein.«
    »Wirklich?«
    »Klar doch. Bei Schnee ist der Hin- und Rückweg an einem Tag kaum zu schaffen. Bert wird es sich aufgeteilt haben.«
    »Dann kommt er also später?«
    »Vermutlich, wenn er nicht noch mal einkehrt.«
    »Aber Captain   …«
    »Für seinen Hund hat er gewiss gesorgt. Wissen Sie bestimmt, dass er ihn nicht mitgenommen hat? Das sieht Bert gar nicht

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