Winters Herz: Roman (German Edition)
dich gern, Theo, aber … ach, ich weiß nicht. Es kommt mir nicht richtig vor.«
»Du willst Schluss machen?« Er hob eine Augenbraue.
»Nein … ich meine … ja, tut mir leid, Theo, aber das muss ich tatsächlich.« Sie hatte vorausgesehen, dass sie das sagen würde.
»Wenn es um deinen Mann geht …«
»Das glaube ich nicht, weißt du. Ich dachte, ich hätte ein schlechtes Gewissen, aber irgendwie hat das nichts mit Schuldgefühlen zu tun.«
Seine Finger lagen unter ihrem Kinn, hoben ihren Kopf sanft hoch.
»Ich glaube nicht, dass ich schon bereit bin.«
»Du bist bereit, Cass.« Er lächelte. »Du weißt es nur noch nicht.«
Seine Haut war trocken, und sie wich vor seiner Berührung zurück.
»Du wirst zu mir kommen, Cass. Wenn es Zeit ist.«
»Was?«
»Ich nehme dir das nicht übel. Denk daran, Gloria. Wenn die Zeit kommt.«
»Das ist nicht mein Name.« Cass hatte plötzlich Schwierigkeiten zu atmen. Die Luft in ihrer Kehle war kalt. »Was hast du, Theo? Ich wollte dich nicht verärgern. Tut mir leid, wenn ich’s getan habe.«
Er hob den Kopf, in seine Augen trat ein seltsamer Glanz, und über sein Gesicht zog ein Lächeln. Er streckte die Hand aus und berührte ihr Haar, genau wie zuvor Myras.
Cass wich zurück, wandte sich ab und hastete zu ihrem Sohn zurück. Ben funkelte sie an. »Immer verdirbst du alles!«, warf er ihr vor.
»Was soll das heißen?«
»Du hast alles verdorben.« Ben machte ein weinerliches Gesicht. »Jetzt wird er nicht mehr mein Daddy sein wollen.« Seine Stimme wurde lauter.
Cass sah sich um, aber Theo war schon wieder hineingegangen. »Ben, du hast einen Daddy. Pete bleibt für immer unser Daddy. Aber er ist nicht mehr bei uns. Mr. Remick ist nicht dein Daddy; er ist nur dein Lehrer. Das weißt du.«
»Du lügst«, sagte er und entriss ihr seinen Arm. »Du bist ein verlogenes Miststück.«
»Ben!« Diesen Ausdruck hatte sie noch nie von ihm gehört – er klang falsch, ein schmutziges Wort auf seinen Lippen. »Ben, so was darfst du nicht sagen.«
»Ein verlogenes verfluchtes Miststück.«
»Schluss damit, Ben!«
»Du bist jetzt seine Hure. Damon hat’s gesagt.«
»Was?« Es war, als habe er sie ins Gesicht geschlagen.
»Huren. Das sind alle Frauen. Nichts weiter als seine gottverdammten Huren.«
Cass stand plötzlich vor Augen, wie Myra sie gemustert, wie sie Theo angesehen hatte. Sie schluckte trocken. »Mein Gott, Ben, was ist denn in dich gefahren?«
»Allesamt.« Ben warf den Kopf in den Nacken und grinste humorlos.
»Wo hast du solche Dinge gehört?«
»Das sagen alle – alle Jungs.«
»Die Jungs? Nun, wenn du das noch mal sagst … Ben, ich will das niemals wieder …«
»Und was willst du dagegen machen?« Seine Augen funkelten. »Weglaufen? Von hier kommst du nicht weg, nicht jetzt.«
»Was soll das heißen?«
Der Junge wird nich’ mehr wegwoll’n, schätz ich.
»Wir gehören hierher. Er hat’s gesagt.«
»Damon. Das war wieder Damon, nicht wahr?« Cass erinnerte sich an den kalten Blick des Jungen, als er sie gemustert hatte. »Das hat er gesagt, als du bei Sally warst, stimmt’s? Er und diese anderen Jungen. Ben, ich will nicht, dass du dich wieder mit ihnen triffst. Das sind keine guten Jungen.«
»Das sind keine guten Jungen, Ben«, äffte er sie nach. »Es war nicht bei Sally. Sally weiß nichts. Sie ist bloß ’ne dreckige Hure wie du.«
Cass hob eine Hand. Ben starrte sie an. In seinem Blick lag keine Angst, nur Verachtung, und sie ließ die Hand wieder sinken. »Was ist nur in dich gefahren?«, flüsterte sie.
»Ich will meinen Daddy.« Seine Lippen zuckten.
»Oh, Ben.« Cass hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Du tust mir so leid … Ich weiß, wie schrecklich alles für dich ist. Ich weiß, dass du durcheinander bist, dass dir manchmal alles zu viel wird. Vor allem jetzt, wo alles neu ist und wir uns noch nicht wirklich eingewöhnt haben. Aber das kommt noch, Ben. Dann werden wir auch wieder glücklich. Du wirst schon sehen!«
Er starrte sie an. Cass streckte die Hände aus, umarmte ihn, zog ihn eng an sich. Sein Körper war klein und zart, aber unnachgiebig.
Als sie einen halben Schritt zurücktrat und ihn ansah, starrte er ohne zu blinzeln ins Leere. Cass umarmte ihn erneut, vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. »Ich liebe dich, Ben«, sagte sie. »Alles kommt wieder in Ordnung, versprochen.«
Kapitel 25
Ben saß vor dem Bildschirm, auf dem sein Spiel lief. Seine Verkrampfung hatte
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