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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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leer und verständnislos. Auf der Hand, mit der sie einen kleinen roten Fausthandschuh an ihre Wange preßte, bildeten sich schmerzhafte Blasen.
    6
    Sorgfältig wusch und spülte Jonathan sein Frühstücksgeschirr ab, dann scheuerte er die kleine Bratpfanne aus und fegte die Küche. Auf eine natürliche und mühelose Art war Emily stets sehr ordentlich gewesen, und in den Jahren ihres Zusammenlebens hatte er das innere Wohlgefühl, das Ordnung und Sauberkeit in ihm auslösten, in zunehmendem Maße schätzen gelernt. Er hängte seine Kleidung stets in die Wandschränke, legte seine schmutzige Wäsche in den Wäschekorb im Bad und räumte nach seinen einsamen Mahlzeiten immer gleich auf. Er hatte sogar ein Auge für solche Kleinigkeiten, die der Aufwartefrau entgingen, und auch mittwochs, wenn sie gegangen war, verrichtete er gewöhnlich noch ein paar kleinere Arbeiten, putzte Dosen und Nippessachen und polierte jene Flächen, auf denen das Polierwachs noch nicht verrieben war.
    In New York hatte er mit Emily am Sutton Place gewohnt, an der Südostecke der Fünfundfünfzigsten Straße. Ihr Mehrfamilienhaus hatte sich an der Franklin D. Roosevelt Chaussee entlang bis zum Ufer des East River erstreckt.
    Manchmal hatten sie auf ihrem Balkon im siebzehnten Stock gesessen und die Lichter der Brücken betrachtet, die den Fluß überspannten, und hatten sich über die Zukunft unterhalten, wenn sie sich zum Kap zurückziehen und dann hinaus auf den Maushop See blicken würden.
    »Dann wirst du aber nicht mehr Berta im Hause haben, die alles in Ordnung hält«, hatte er sie geneckt.
    »Wenn es soweit ist, daß wir da hinziehen, wird sich Berta zur Ruhe setzen, und ich werde dich als meinen Gehilfen einarbeiten. Das einzige, was wir dann brauchen, ist einmal in der Woche eine Reinemachefrau. Aber wie steht es denn mit dir? Wird dir dann nicht das Auto fehlen, das dich zu jeder Tageszeit vor der Tür abholt, wann immer es dir gefällt?«
    Jonathan hatte erwidert, daß er die Absicht habe, sich ein Fahrrad zu kaufen. »Ich würde es schon jetzt machen«, hatte er Emily anvertraut, »aber ich fürchte, einige unserer Klienten wären wahrscheinlich ein wenig konsterniert, wenn es sich herumspräche, daß ich auf einem Stahlroß zur Arbeit komme.«
    »Und dann wirst du anfangen zu schreiben«, hatte sie gestichelt. »Manchmal wünschte ich, du hättest schon früher dein Glück versucht und damit angefangen.«
    »Konnte ich mir nicht erlauben. War ja mit dir verheiratet«, hatte er erwidert. »Dein einsamer Kampf gegen die Rezession.
    In der ganzen Fifth Avenue gehen die Lichter aus, wenn Mrs.
    Knowles einkaufen geht.«
    »Das ist deine Schuld«, hatte sie ihm entgegengehalten. »Du hast mich immer dazu ermuntert, dein Geld auszugeben.«
    »Es macht mir Spaß, es für dich auszugeben«, hatte er ihr geantwortet. »Und ich habe keine Klagen. Ich habe Glück gehabt.«
    Wenn sie hier oben doch nur noch ein paar Jahre zusammen gehabt hätten… Jonathan seufzte und hängte das Geschirrtuch auf. Als er heute morgen Nancy Eldredge und ihre Kinder gesehen hatte, hinter dem Fenster wie in einem Rahmen, war er irgendwie bedrückt gewesen. Vielleicht war es das Wetter oder weil der lange Winter hereinbrach, aber er war unruhig und von bösen Vorahnungen ergriffen. Irgend etwas beunruhigte ihn. Es war so ein eigenartiges Kribbeln, wie es ihn immer überkommen hatte, wenn er ein Plädoyer vorbereitete und ein paar Dinge einfach nicht zusammenpaßten.
    Na ja, er würde sich nun an die Arbeit machen. Ihm lag sehr viel daran, endlich mit dem Kapitel über den Fall Harmon zu beginnen.
    Eigentlich hätte er auch schon früher in den Ruhestand treten können, dachte er, als er langsam in sein Arbeitszimmer ging.
    Dann aber fiel ihm ein, daß er das ja ohnehin schon getan hatte.
    Als Emily von ihm gegangen war, hatte er seine New Yorker Wohnung verkauft und sein Rücktrittsgesuch eingereicht, hatte Berta ausbezahlt und war wie ein Hund, der seine Wunden leckt, hierher in dieses Haus gekommen, das sie gemeinsam ausgesucht hatten. Nachdem der erste bittere Schmerz verflogen war, hatte er ein gewisses Maß an Zufriedenheit gefunden.
    Dieses Buch nun zu schreiben, war ein faszinierendes Erlebnis, das ihn ganz in Anspruch nahm. Als ihm der Gedanke dazu gekommen war, hatte er Kevin Parks, einen überaus gewissenhaften frei schaffenden Wissenschaftler und alten Freund eingeladen und gebeten, zu ihm heraufzukommen und das Wochenende bei ihm zu verbringen. Dann

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