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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Dokumentation über den Fall Harmon. Ich habe die vergangenen drei Stunden damit zugebracht, die Akten zu studieren und den Artikel zu lesen, der heute in der Zeitung erschienen ist. Dabei ist mir etwas aufgefallen, was mir von größtmöglicher Wichtigkeit zu sein schien, und ich bat Captain Coffin, den Bezirksstaatsanwalt in San Francisco anzurufen und meine Theorie zu überprüfen. Sein Assistent hat soeben zurückgerufen.«
    Jonathan griff in die Tasche nach seiner Pfeife und klemmte sie sich zwischen die Zähne. Ohne sie anzuzünden, fuhr er fort:
    »Doktor, wie Sie vielleicht wissen, hält die Polizei in Fällen, in denen Kinder verschwinden und ein Verbrechen vermutet wird, oftmals mit Absicht eine Information zurück und erleichtert sich damit in gewisser Hinsicht das Aussortieren der unbrauchbaren Hinweise, die sie selbstverständlich auch erhält, wenn das Verschwinden bekanntgegeben wird.«
    Er begann schneller zu sprechen, als ob er spürte, daß er zuviel Zeit verstreichen ließ. »Ich bemerkte, daß alle Zeitungsberichte von vor sieben Jahren bei der Beschreibung der vermißten Kinder erwähnten, daß sie bei ihrem Verschwinden dicke rote Pullover mit einem weißen Muster trugen. Aber selbst in den ausführlichen Berichten gibt es nirgendwo eine genaue Beschreibung davon, wie das Muster aussah. Ich mutmaße mit Recht – das Motiv des Musters war absichtlich zurückgehalten worden.«
    Jonathan blickte Lendon gerade an, denn er wünschte, daß er sofort die Bedeutung dessen begriff, was er ihm jetzt sagen wollte. »Der Artikel im Lokalanzeiger von Cape Cod stellt eindeutig fest, daß die Harmon-Kinder, als sie verschwanden, dicke rote Pullover mit einem ungewöhnlichen weißen Segelbootmuster trugen, und daß sie sie noch anhatten, als sie Wochen später ans Ufer gespült wurden. Nancy kannte dieses Segelbootmuster natürlich. Sie hatte die Jacken ja selbst gestrickt. Aber außer den Experten von der Untersuchungskommission in San Francisco wußte nur noch eine einzige Person von diesem Muster.« Jonathans Stimme wurde immer lauter. »Wenn wir davon ausgehen, daß Nancy unschuldig ist, dann war es diese Person, die die Harmon-Kinder vor sieben Jahren entführt hat – und die vor einem Monat die Story schrieb, die in der heutigen Zeitung erschien.«
    »Dann meinen Sie –«, begann Lendon.
    »Doktor, als Nancys Anwalt und Freund meine ich, wenn Sie in der Lage sind, ihre Amnesie zu durchbrechen, dann tun Sie es – schnell! Ich habe Ray überzeugt, daß es wichtig ist, ohne Rücksicht auf Persönlichkeitsrechte zu handeln. Von ausschlaggebender Bedeutung ist jetzt, daß wir herausfinden, was Nancy möglicherweise noch zurückhält; wenn wir das nicht schaffen, gibt es bestimmt keine Chance mehr, den Kindern zu helfen.«
    »Kann ich einen Drugstore anrufen und etwas herüberschicken lassen?« fragte Lendon.
    »Rufen Sie an, Doktor«, bestimmte Jed. »Ich schicke einen Streifenwagen hin, der alles holt, was Sie brauchen. Hier – ich wähle den Drugstore für Sie.«
    Ruhig gab Lendon seine Bestellung durch. Nachdem er aufgelegt hatte, ging er in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken. Oh, diese Zeitverschwendung, dachte er – diese schreckliche Zeitverschwendung. Die Tragödie, die mit Priscillas Unfall begonnen hatte… Ursache und Wirkung… Ursache und Wirkung. Wenn Priscilla nicht verunglückt wäre, hätte sie Nancy wahrscheinlich davon abgehalten, so jung zu heiraten.
    Die Harmon-Kinder wären nie geboren worden. Gewaltsam riß er sich von diesen unnützen Spekulationen los. Die Küche war offensichtlich nach Fingerabdrücken abgesucht worden. Auf der Anrichte, um das Abflußbecken herum und auf dem Ofen waren noch Pulverspuren zu erkennen. Niemand hatte den Flecken weggewischt, wo der Kaffee vergossen war.
    Als er ins Eßzimmer zurückkehrte, hörte er, wie Captain Coffin sagte: »Denken Sie daran, Jonathan, vielleicht überschreite ich damit meine Befugnisse. Aber wenn Mrs.
    Eldredge befragt wird, werde ich in diesem Zimmer ein Tonbandgerät aufstellen lassen. Wenn sie unter dem Einfluß von Beruhigungsmitteln irgend etwas zugibt, werden wir es wohl nicht direkt verwerten können, aber ich weiß dann, was ich sie später bei einer regulären Vernehmung fragen muß.«
    »Sie wird gar nichts zugeben«, sagte Jonathan unwirsch.
    »Was mir Sorgen macht, ist folgendes: Wenn wir ihre Unschuld als gegeben nehmen, – nicht nur in bezug auf das Verschwinden von Michael und Missy, sondern auch im

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