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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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traurig aus?« Michael blickte sie mit Rays offenem Gesichtsausdruck an, und er sprach auch mit der gleichen Direktheit.
    Sieben Jahre, dachte Nancy. Das Leben war eine Reihe von Sieben-Jahr-Zyklen. Carl hatte immer gesagt, daß sich in dieser Zeit der ganze Mensch veränderte. Jede Zelle erneuere sich. Es wurde jetzt wirklich Zeit für sie, nach vorn zu sehen… zu vergessen.
    Sie ließ ihren Blick durch die geräumige, freundliche Küche wandern mit dem alten Ziegelkamin, den breiten Eichendielen, den roten Vorhängen und den Volants, die die Sicht über den Hafen nicht behinderten. Und dann sah sie Michael und Missy an…
    »Ich bin nicht traurig, Schatz«, sagte sie. »Ganz bestimmt nicht.«
    Sie nahm Missy auf den Arm fühlte ihre Wärme und süße Klebrigkeit. »Ich habe über dein Geschenk nachgedacht«, sagte Missy. Ihr langes rotblondes Haar fiel ihr in Locken über die Ohren und in die Stirn. Die Leute fragten manchmal, woher sie nur das schöne Haar habe – wer war denn nun der Rotschopf in der Familie?
    »Großartig«, erwiderte Nancy. »Du kannst draußen weiter darüber nachdenken. Es wäre besser, ihr ginget jetzt bald an die frische Luft. Später soll es regnen und sehr kalt werden.«
    Als die Kinder sich angezogen hatten, half sie ihnen in ihre Windjacken und setzte ihnen ihre Mützen auf. »Da ist mein Dollar«, sagte Michael mit Genugtuung in der Stimme, als er in die Brusttasche seiner Jacke langte. »Ich war ganz sicher, daß ich ihn da drin gelassen hatte. Jetzt kann ich dir ein Geschenk kaufen.«
    »Ich habe auch Geld.« Missy hielt stolz eine Hand voll Pennys empor.
    »Oh, hört mal, ihr solltet euer Geld aber nicht mit nach draußen nehmen«, sagte Nancy zu ihnen. »Ihr werdet es nur verlieren. Kommt, ich hebe es für euch auf.«

    Michael schüttelte den Kopf. »Wenn ich es dir gebe, vergesse ich es vielleicht, wenn ich mit Vati einkaufen gehe.«
    »Ich verspreche dir, ich passe auf, daß du es nicht vergißt.«
    »Meine Tasche hat einen Reißverschluß. Siehst du? Ich stecke es da hinein, und ich kann auch Missys Geld darin aufbewahren.«
    »Schön…« Nancy zuckte die Schultern und gab auf. Sie wußte nur zu gut, daß Michael den Dollar nicht verlieren würde. Er war wie Ray, sehr zu verlässig. »Hör mal, Mike. Ich werde jetzt aufräumen. Paß du auf, daß du bei Missy bleibst.«
    »Okay«, sagte Michael vergnügt. »Los, komm, Missy.
    Zuerst gehen wir auf die Schaukel.«
    Ray hatte den Kindern eine Schaukel gebaut. Sie hing an einem Ast der riesigen Eiche am Waldrand hinter ihrem Haus.
    Nancy zog Missy die Fausthandschuhe über die Hände. Sie waren hellrot und hatten auf den Außenseiten Lachgesichter, die mit flauschiger Angorawolle aufgestickt waren. »Laß sie an«, befahl sie ihr, »sonst bekommst du kalte Hände. Es wird wirklich schon ungemütlich kühl. Ich weiß gar nicht, ob ihr überhaupt nach draußen gehen solltet.«
    »Oh, bitte!« Missys Lippen begannen zu zucken.
    »Schon gut, schon gut. Nur kein Theater«, beeilte sich Nancy zu sagen. »Aber höchstens eine halbe Stunde.«
    Sie öffnete die Hintertür und ließ sie hinaus. Als der kalte Wind hereinblies, fröstelte sie, schloß schnell die Tür und begann die Treppe hinaufzusteigen. Es war ein echtes altes Kap-Haus, und die Treppe war nahezu senkrecht. Ray meinte, daß die alten Siedler etwas von Schneeziegen an sich gehabt haben mußten, so wie sie ihre Treppen gebaut hatten. Aber Nancy liebte alles an diesem Haus.
    Sie erinnerte sich noch gut an das Gefühl von Ruhe und Geborgenheit, das sie empfunden hatte, als sie es zum ersten Mal sah, damals, vor mehr als sechs Jahren. Sie war ans Kap gekommen, nachdem das Urteil für ungültig erklärt worden war. Der Bezirksstaatsanwalt hatte nicht auf einen neuen Prozeß gedrängt, weil Rob Legler, sein wichtigster Belastungszeuge, verschwunden war.
    Sie war hierher geflüchtet, quer über den ganzen Kontinent von Kalifornien weg, so weit wie möglich; weit weg von den Menschen, die sie gekannt hatte, der Umgebung, in der sie gewohnt hatte, und dem College dort und der ganzen akademischen Gesellschaft. Sie wollte sie nie Wiedersehen –
    die Freunde, die sich nicht als Freunde erwiesen hatten, sondern als feindliche Fremde, die von dem ›armen Carl‹
    sprachen, weil sie ihr auch an seinem Selbstmord die Schuld gaben.
    Sie war nach Cape Cod gekommen, weil sie immer gehört hatte, daß die Neu-Engländer und die Menschen am Kap schweigsam und zurückhaltend waren und mit

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