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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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viel Spaß wie damals, als Emily noch bei ihm war.
    Inzwischen war mehr als ein Jahr vergangen, seitdem er sich endgültig am Kap niedergelassen hatte, und er hatte jetzt angefangen, ein Buch zu schreiben.
    Zunächst war es nur ein Hobby gewesen. Doch inzwischen war daraus eine Betätigung geworden, die ihn Tag für Tag ganz ausfüllte. Einer seiner Freunde, ein Verleger, hatte an einem Wochenende ein paar Kapitel davon gelesen und ihm sofort einen Vertrag geschickt. Das Buch sollte eine Fallstudie berühmter Mordprozesse werden. Jonathan arbeitete jeden Tag fünf Stunden daran, sieben Tage pro Woche, und er begann pünktlich morgens um halb zehn.
    Der Wind blies ihm scharf entgegen, und er zog seinen Schal fester zusammen. Die Sonnenstrahlen verkündeten Regen, doch als er zur Bucht hinüberblickte, tat es ihm wohl, sie auf seinem Gesicht zu spüren. Die Büsche und Sträucher hatten ihr Laub verloren, und man konnte durch sie hindurch bis zum Wasser sehen. Nur das alte Hunt-Haus auf seiner hohen Klippe ragte in sein Blickfeld – das Haus, das sie ›Der Ausguck‹
    nannten.
    Wenn er bei seiner Wanderung an dieser Stelle ankam, blieb er immer stehen, um einen Blick auf die Bucht zu werfen.
    Auch an diesem Morgen. Aber als er den Kopf zur Seite wandte, mußte er blinzeln. Verärgert blickte er wieder auf die Straße zurück. Die stürmischen, aufgewühlten Wellenkämme hatte er kaum wahrgenommen. Dieser Kerl, der das Haus da gemietet hatte, mußte irgend etwas Metallisches hinter dem Fenster haben, dachte er. Ein verdammter Unfug. Er hatte nicht übel Lust, Ray zu bitten, es diesem Kerl zu sagen. Doch ein wenig kleinlaut schob er den Gedanken dann beiseite. Der Mieter schlug vielleicht einfach vor, Jonathan möge doch gefälligst die Bucht an einer anderen Stelle des Weges inspizieren.
    Unwillkürlich zuckte er mit den Schultern. Er befand sich direkt vor dem Haus der Familie Eldredge. Nancy saß gerade am Frühstückstisch beim Fenster und sprach mit dem kleinen Jungen. Das Mädchen saß auf ihrem Schoß. Jonathan blickte schnell weg, denn er fühlte sich wie ein Eindringling und wollte ihrem Blick nicht begegnen. Na schön, er würde die Zeitung holen, sich ein Frühstück bereiten und sich danach an den Schreibtisch setzen. Heute wollte er sich den Mordfall Harmon vornehmen, von dem er vermutete, daß er zum interessantesten Kapitel des Buches werden könnte.
    3
    Ray stieß die Tür zu seinem Büro auf. Er war nicht imstande, die quälende innere Unruhe abzuschütteln, die wie ein undefinierbarer Schmerz in ihm pochte. Was war los? Es war nicht allein, daß er Nancy dazu gebracht hatte, sich zu ihrem Geburtstag zu bekennen und er das Risiko eingegangen war, alte Erinnerungen in ihr wachzurufen. Tatsächlich war sie ja sehr ruhig geblieben. Er kannte sie gut genug, um es sofort zu spüren, wenn sich in ihr die nervöse Spannung wegen ihres früheren Lebens wieder verstärkte.
    Diese Spannung konnte durch alles mögliche hervorgerufen werden, beispielsweise durch einen dunkelhaarigen Jungen, den sie mit einem Mädchen zusammen sah, besonders wenn beide etwa im Alter ihrer anderen Kinder waren, oder durch die Diskussion über den Mord an diesem kleinen Mädchen, das man im vergangenen Jahr in Cohasset tot aufgefunden hatte.
    Aber heute morgen war mit Nancy alles in Ordnung gewesen.
    Es war etwas anderes, was ihn beunruhigte – eine Vorahnung von Unheil.
    »Nanu! Was hat das denn zu bedeuten?«
    Ray blickte verdutzt auf. Dorothy saß an ihrem Schreibtisch.
    Ihr Haar, eher grau als braun, umrahmte locker ihr schmales hübsches Gesicht. Ihr schlichter beiger Pullover und ihr brauner Tweedrock verrieten eine fast gewollte Lässigkeit und ließen erkennen, daß ihre Trägerin keinen Sinn für modischen Firlefanz besaß.
    Als Ray damals sein Geschäft eröffnete, war Dorothy seine erste Kundin gewesen. Das Mädchen, das er eingestellt hatte, war nicht erschienen, und Dorothy hatte sich bereit erklärt, ein paar Tage auszuhelfen. Von da an war sie bei ihm geblieben.
    »Merken Sie nicht, daß Sie die ganze Zeit den Kopf schütteln und die Stirn runzeln?« fragte sie ihn.
    Ray lächelte verlegen. »Ach, vermutlich ist das nur ein kleiner Morgentatterich. Wie geht es Ihnen?«
    Dorothy wurde sofort sachlich. »Danke. Ich habe die Akte über den ›Ausguck‹ zusammengestellt. Wann erwarten Sie diesen Mann, der das Haus besichtigen möchte?«
    »Gegen zwei«, erwiderte Ray. Er beugte sich über ihren Tisch.
    »Wo in aller Welt

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