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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Jetzt konnte er Courtney Parrish erkennen. Der Mann suchte etwas… aber was? Er rief nach jemandem. John strengte sich an, etwas zu hören. Der Wind erstickte den Ton, aber er konnte den Namen Michael verstehen. Parrish rief: »Michael!«
    John spürte, wie ihm ein eisiger Schrecken den Rücken hinunterfuhr. Er hatte recht gehabt. Der Mann war wahnsinnig, und irgendwo in diesem Hause befanden sich die Kinder. Die Lampe, die er im Bogen schwang, wirkte wie ein Scheinwerfer, der die plumpe Beleibtheit von Parrishs mächtiger Gestalt anstrahlte. John fühlte sich hoffnungslos unterlegen. Er wußte, daß er diesem Mann physisch nicht gewachsen war.
    Seine einzige Waffe war die Taschenlampe. Sollte er Hilfe holen? War es möglich, daß Michael Parrish davongelaufen war? Aber wenn Parrish ihn fand… schon ein paar Minuten konnten viel ausmachen.
    Dann, voller Entsetzen, sah John, wie Parrish die Lampe nach rechts hinüberschwenkte, hinter die Couch griff und eine kleine Gestalt hervorzog, die verzweifelt wegzulaufen versuchte. Parrish stellte die Lampe hin und umfaßte, wie John erkennen konnte, mit beiden Händen den Hals des Kindes.
    John handelte so instinktiv wie damals im Nahkampf während des Zweiten Weltkrieges. Er hob den Arm hoch und zerschlug mit seiner Taschenlampe die Fensterscheibe.
    Während Courtney Parrish herumfuhr, griff John mit der Hand nach innen und schaffte es mit Gewalt, den Fensterriegel zu öffnen. Mit übermenschlicher Kraft stieß er das Fenster auf und schwang sich über die Fensterbank in das Zimmer. Als er mit den Füßen auf dem Boden aufkam, fiel ihm die Taschenlampe aus der Hand, und Parrish grapschte danach. Mit der linken Hand hielt er jetzt die Sturmlampe und mit rechten hob er die Taschenlampe auf, riß sie hoch und hielt sie wie eine Waffe über seinem Kopf.
    Es gab keine Möglichkeit, dem unvermeidlichen Schlag auszuweichen. Aber um Zeit zu gewinnen, duckte sich John und schlängelte sich im Zickzack bis zur Wand zurück.
    Während er noch »Lauf weg, Michael… Ruf Hilfe!« schrie, gelang es ihm, Parrish die Petroleumlampe aus der Hand zu treten. Einen Augenblick später krachte die Taschenlampe auf seinen Schädel herunter.
    26
    Es war ein Fehler gewesen, den Wagen im Stich zu lassen. Es war nichts als ein Akt sinnloser Panik gewesen. Rob war davon überzeugt, daß jeder seines Glückes Schmied sei. Heute aber hatte er wirklich jeden denkbaren Bock geschossen. Als er Nancy am See sah, hätte er so schnell wie der Teufel von dem Kap verschwinden sollen. Statt dessen hatte er geglaubt, daß sie auf einem Trip wäre oder einen in der Lampe hätte, und daß er sich nur einen Tag zu gedulden brauchte und dann zu ihr und ihrem Mann gehen konnte, um abzusahnen. Jetzt war er dumm genug gewesen, sich in unmittelbarer Nähe des Hauses blicken zu lassen – und ihre Kinder waren verschwunden.
    Rob hatte nie so richtig geglaubt, daß Nancy mit dem Verschwinden der anderen Kinder irgend etwas zu tun hatte; aber jetzt, wer konnte es wissen? Vielleicht drehte sie wirklich durch, wie Professor Harmon behauptet hatte.
    Nachdem er aus dem Wagen gesprungen war, hatte Rob Kurs in Richtung Süden genommen, auf die Schnellstraße zu, die mitten durch das Kap führte. Doch als ein Polizeiwagen an ihm vorbeifegte, hatte er kehrt gemacht. Selbst wenn es ihm gelänge, als Anhalter mitgenommen zu werden, bestand die Wahrscheinlichkeit, daß sie an der Brücke eine Straßensperre aufgebaut hatten. Es wäre wohl besser, die Richtung zur Bucht einzuschlagen. Da mußte es doch eine Menge verschlossener Sommerhäuschen geben. Er würde eines von ihnen aufbrechen und sich eine Zeitlang verkriechen. Die meisten hatten bestimmt noch einige Vorräte in der Küche, und er wurde allmählich hungrig. Dann, in ein paar Tagen, wenn sich der Aufruhr etwas gelegt hatte, würde er nach einem Lastwagen suchen, sich hinten drin verstecken und sehen, daß er von dieser verdammten Halbinsel kam.
    Er fröstelte, als er die engen verdunkelten Straßen hinabeilte.
    Dieses Hundewetter hatte wenigstens ein Gutes, es bestand überhaupt keine Gefahr, auf Spaziergänger zu stoßen. Auch gab es kaum Autos auf der Straße.
    Aber als er um eine Straßenkurve bog, hatte er kaum noch Zeit, zurück in die dichten Hecken zu springen, um nicht von den Scheinwerfern eines herankommenden Autos erfaßt zu werden. Sein Atem rasselte. Er wartete, bis das Fahrzeug mit kreischenden Reifen an ihm vorbeigerast war. Noch ein Wagen mit Polypen. Die

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