Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
aus, dass es einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Arrow überkamen eiskalte Schauer. Tränen stiegen ihr in die Augen und mit ihnen kamen auch die letzten Erinnerungen an ihr früheres Leben zurück. Dies war der perfekte Moment und sie fühlte sich so vollkommen wie schon lange nicht mehr.
Mit dem letzten ihr verbliebenen Atem öffnete sie den Mund und formte ein einziges Wort, das in dem tobenden Sturm nicht einmal die Gestalt hören konnte, die direkt ihr gegenüber verharrte. „Dad“, versuchte sie zu sagen, und auch, wenn es den Klang nicht vernehmen konnte, so fühlte das Wesen trotzdem die Bedeutung.
Die harten Züge auf seinem Gesicht verschwanden von einem Augenblick auf den nächsten. Arrow hätte schwören können, dass sich seine Augen mit Tränen füllten.
Stumm standen sie einander gegenüber und sahen sich an. Niemand sprach auch nur ein einziges Wort und doch führte Arrow in diesem Moment das wichtigste Gespräch ihres Lebens.
Das wechselnde Spiel zwischen völliger Dunkelheit und gleißend grellem Licht war inzwischen zur Nebensache geworden. Auch hatte sie keine Ahnung, ob sie mit ihm allein war, doch wäre es ohnehin egal gewesen. Direkt vor ihr befand sich das fehlende Stück ihres Herzens, ihres Lebens, vor allem ihrer selbst und es war zum Greifen nah. In diesem Moment waren alle Sorgen und jeder Schmerz vergessen und alles war wieder, wie es früher gewesen war und wie es immer hätte sein sollen – in diesem Moment.
Dann wandte er sich von ihr ab und seine wolkenartige, funkelnde Gestalt flog in Windeseile davon.
Fragend sah Arrow ihm nach, ohne die geringste Ahnung zu haben, was das zu bedeuten hatte. Die heilen, schützenden Mauern, die sie gerade noch umgeben hatten, zerbrachen wie hauchdünnes Glas. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, welche Konsequenzen ihr Handeln nach sich ziehen könnte, löste sie sich aus der Starre und rannte los – ihm hinterher.
Die Verfolgung
Er war so schnell verschwunden, dass Arrow gar nicht wusste, ob sie auf dem richtigen Weg war. Sie hielt sich einfach nur direkt an die Richtung, die er eingeschlagen hatte, und diese führte sie direkt in den Wald.
Ohne sich umzusehen oder langsamer zu werden, lief sie mit aller Kraft weiter. Der Wechsel von Hell und Dunkel raubte ihr beinahe die Orientierung und sie hatte große Mühe, sich auf die richtige Richtung zu konzentrieren. Doch obwohl es ihr alles abverlangte, ließ sie sich nicht unterkriegen. Sie fühlte, dass dies womöglich die einzige Gelegenheit war, ihn nicht zu verlieren – nicht noch einmal.
Bei jedem Aufblitzen zeichneten sich die Umrisse dunkler Gestalten ab, doch Arrow ließ sich nicht beirren. Es konnte sich um alles Mögliche handeln. Vielleicht waren es Tiere, die durch die Nacht streiften, oder Wanderer, die vom Weg abgekommen waren. Vielleicht war es aber auch nichts von alledem und sie bildete sich nur ein, dass da etwas war.
Obwohl er weit und breit nicht zu sehen oder zu hören war, war sie fest entschlossen, nicht aufzugeben, jedenfalls nicht freiwillig. Solange sie ihre Beine tragen konnten und ihr Körper nicht erschöpft zusammenbrach, würde sie kämpfen. Sie würde alles geben und noch mehr.
Doch es war nicht so einfach, wie es früher einmal war – damals, als ihr Leben noch „normal“ ausgesehen hatte, als sie ständig mit ihren Freunden durch Wälder und Wiesen gestreift war und keine Gelegenheit ausgelassen hatte, auch nur die kleinsten Entfernungen in einen Wettkampf ausarten zu lassen, als es immer darum ging, wer der Schnellere, der Stärkere und der Überlegene war. Diese Ausdauer hätte Arrow jetzt gut gebrauchen können. Sie hätte ihr klare Vorteile verschafft. Jetzt ärgerte es sie, dass sie über Jahre ihre Zeit damit verschwendet hatte, sich in einem kleinen Zimmer einzusperren und in ihrer eigenen Welt zu versinken. Sie hätte darauf vorbereitet sein müssen, dass solche Dinge passieren würden! Sie hätte es wissen und für einen solchen Fall gewappnet sein müssen!
Ihre Wut trieb sie immer schneller voran. Jetzt war sie von sich selbst enttäuscht. Unbändiger Ärger stieg in ihr auf.
Plötzlich spürte sie etwas an ihrem Oberarm und verlor das Gleichgewicht. Starker Schmerz stieg in ihr auf. Es brannte wie Feuer. Im letzten Moment fing sie den Sturz mit den Händen ab. Jetzt hatte sie die Kontrolle verloren. Benommen setzte sie sich auf die Knie und presste ihre Hand auf die schmerzende Stelle. Vorsichtig nahm sie die
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