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Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Arrow versuchte, ruhig zu klingen, doch die Panik ließ ihre Stimme erzittern.
    Es herrschte vollkommene Stille. Alle hielten den Atem an.
    Harold sah Arrow mit gequältem Gesichtsausdruck an. Tränen schossen ihm in die Augen und kaum hörbar, als würde er keine Luft mehr bekommen, antwortete er: „Wir dachten alle, dass das erledigt wäre.“
    „Seid ihr sicher?“, fragte Anne aufgebracht.
    Harold konnte die Tränen jetzt nicht mehr unter Kontrolle halten. Mit verzerrtem Gesicht nickte er heftig.
    Völlig schockiert drehte Anne sich zu Arrow um. „Wenn den Dämonen das Laken in die Hände fällt, ist Keylam verloren! Dann werden sie es ihm bei der nächsten Jagd als Leichentuch zurückbringen. Das ist sein Untergang!“
    Niemand sagte ein Wort. Der Sturm hatte das Dorf erreicht. Umher wirbelnde Gegenstände schlugen gegen die Wände und der Wind heulte so laut, dass es sich anhörte, als würde jeden Moment alles einstürzen.
    Ohne weiter nachzudenken, stürmte Arrow los. Sie lief von einem Zimmer ins nächste, bis sie schließlich die gegenüber liegende Seite des Schlosses erreicht hatte. Mit aller Wucht stieß sie die Läden des erstbesten Fensters, welches lediglich von innen verschlossen war, auf und sprang hinaus.
    Arrow schaute sich um, bevor sie das Laken nur wenige Meter entfernt erblickte.
    Es grenzte an ein Wunder, dass der Wind es noch nicht abgerissen und davon getragen hatte, denn es wirbelte stark in alle Richtungen.
    Arrow hatte Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Weder Mond noch Sterne waren am Himmel zu sehen und in jedem Moment, in dem es nicht so stark aufblitzte, dass sie ihre Augen vor dem gleißenden Licht schützen musste, war es so dunkel, dass man die eigene Hand nicht vor den Augen erkennen konnte.
    Ihre ganze Aufmerksamkeit hatte sich nun auf das Laken gerichtet, dem sie entgegen rannte. Entsetzt stand Anne am Fenster und beobachtete das Schauspiel. Verzweifelt rief sie Arrow hinterher, dass sie umkehren solle, doch der tosende Wind erstickte ihre Worte.
    Arrow nahm nichts um sich herum wahr, auch dachte sie nicht darüber nach, wie sie wieder ins Schloss gelangen sollte. Das Fenster, aus dem sie gesprungen war, befand sich jetzt mindestens einen Meter über ihrem Kopf, und die Eingangstür rechtzeitig zu erreichen, war unmöglich. Doch vielleicht war es auch unnötig, jetzt schon darüber nachzudenken, denn möglicherweise würde sie IHNEN vorher in die Hände fallen.
    Wenige Schritte vor ihrem Ziel wurden ihre Beine immer schwerer, und obwohl das Laken zum Greifen nah war, schien es doch endlos weit entfernt.
    In dem Moment, da Arrow zum Sprung ansetzte und ihre Hand nach dem Laken ausstreckte, fiel jede Konzentration von ihr ab. Ihr wurde klar, dass Keylams Leben und auch ihr eigenes jetzt davon abhingen, dass sie nicht scheiterte, und dass sie ihr Ziel noch nicht erreicht hatte, sondern sich erst dann in Sicherheit befinden würde, wenn sie wieder wohl behalten zurück im Schloss war.
    Ein Windstoß wehte das Laken in Arrows Richtung und mühelos griff sie danach. Dies war der falsche Moment, um sich von Zweifeln ablenken zu lassen. Wer zweifelt, macht Fehler, verliert Zeit, die nicht verloren werden darf, schoss es ihr durch den Kopf. Mit einem Ruck riss sie das Laken von der Leine und landete sogleich wieder auf dem Boden. Der Wind brachte sie zum Wanken, doch jetzt hatte sie es fast geschafft. Nur der Rückweg lag noch vor ihr. Sie musste jetzt nichts weiter tun, als sich umzudrehen und loszulaufen.
    Fest entschlossen hielt sie das umher wirbelnde Laken in ihren Händen. Schnell wollte sie es zerknüllen, damit es sie auf ihrem Weg zurück nicht behindern konnte, doch kaum, dass sie es unter Kontrolle gebracht hatte, lockerte sie ihren Griff und das Laken flog mit einem Stoß davon.
    Dem Schloss noch immer den Rücken zugewandt, stand sie wie angewurzelt da. Nichts bewegte sich mehr. Am Himmel blitzte es grell auf, doch sie war nicht fähig, ihre Augen vor dem Licht zu schützen. Der Schock saß ihr in allen Gliedern. Er ließ sie weder atmen noch denken und selbst ihr Herz unterbrach den regelmäßigen Schlag. Der Anblick, der sich ihr bot, nahm ihr jede Kontrolle über ihren Körper und ließ ihr gesamtes Leben in ihrem Innern vorbeiziehen.
    Sie war nicht länger allein dort draußen. Jemand war gekommen, um sie scheitern zu lassen. Eine körperlose Gestalt, die vor ihr verharrte wie dichter, funkelnder Morgennebel. Sie war gewaltig, sah so zornig und Furcht einflößend

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