Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
weg.
Arrow warf sich auf den Boden und schaute über die Felskante. Ihre Freunde auf der anderen Seite riefen ihr etwas zu, doch sie hörte sie nicht – wollte sie nicht hören.
Mit aller Kraft umklammerte Keylam einen hervorstehenden Felsbrocken. Lange würde er das nicht aushalten.
Arrow legte sich so weit über die Kante hinaus, wie es nur möglich war. Es reichte gerade aus, um Keylams Hand zu ergreifen. Mit aller Kraft versuchte sie ihn hochzuziehen, doch es funktionierte nicht. Stück für Stück zog sein Gewicht sie immer mehr über die Kante hinaus.
Mit einem letzten liebevollen Blick löste Keylam seine Hand aus Arrows Griff und stürzte in die Tiefe. Ohne auch nur einen Augenblick darüber nachzudenken, sprang sie ihm nach.
Arrow stürzte immer tiefer. Jede Angst war von ihr gewichen. Keylam war dicht unter ihr und Arrows einziger Gedanke war, ihn zu erreichen. Der Lavafluss wurde von einer dicken Rauchwolke verdeckt, so dass es jeden Moment vorbei sein konnte. Aber das war egal. Sie musste Keylam erreichen. Und dann verschwamm alles um sie herum. Ihr Blick visierte nur noch Keylam und wie von einem kräftigen Windstoß angetrieben ergriff sie plötzlich seine Hand. Dann spürte sie, wie es kühler wurde. Noch immer befand sich eine gewaltige Rauchdecke unter ihnen, doch sie war weit entfernt. Auf einmal war da ein Funkeln im Qualm und dann Wüste und ganz plötzlich Grün. Mit einem gewaltigen Aufprall landete sie im weichen Boden eines dichten Waldes. Schmerz breitete sich in ihr aus und sie rang nach Luft. Das Atmen fiel ihr schwer, doch nach einem Moment ging es wieder.
Panisch schaute sie sich nach allen Seiten um. Nur wenige Meter entfernt lag Keylam. Sie eilte zu ihm. Er war bewusstlos. Arrow versuchte, abzutasten, ob er ansonsten unversehrt war. Anscheinend hatte er sich nichts gebrochen.
Als sie sich umsah, glaubte sie, sich im Mammutwald zu befinden. Die Bäume hier passten auf Bons Beschreibung – sie waren überaus groß und demnach wohl auch sehr alt.
An einem der Bäume entdeckte Arrow ein kleines Fenster und eine offen stehende Tür. Wie es aussah handelte sich dabei um eine Hütte. Vorsichtig näherte sich Arrow ihr und klopfte an. Niemand war daheim. Der Zustand, in dem sich die Behausung befand, ließ vermuten, dass sie schon seit längerer Zeit unbewohnt war.
Das war erstaunlich – von Innen war der Baum hohl, doch von außen völlig intakt.
Ein Blick hinaus verriet, dass bald die Dunkelheit hereinbrechen würde. Eilig befreite sie das kleine Bett von Schmutz und Staub und legte dann den noch immer bewusstlosen Keylam dort hinein. Anschließend verriegelte sie die Tür von innen mit einem stabilen Balken, verhängte das Fenster und kehrte den Boden.
Als sie befürchtete, dass das nicht ausreichen würde, um die Hütte heimisch genug wirken zu lassen, zog sie ihre Stiefel aus, welche sie an die Tür stellte und legte eine kleine Haarspange in die zurückgelassene Schatulle.
In der Hoffnung, den Regeln der Wilden Jagd Genüge getan zu haben, lehnte sie sich an eine Wand und ließ sich daran niedersinken. Starr betrachtete sie den schlafenden Keylam. Immer wieder fragte sich Arrow, was eigentlich in den Feuerschluchten geschehen war. In einem Moment war sie dem Tode so nahe und im nächsten Moment eine Tagesreise davon entfernt. Wie war das nur möglich? Hatten ihre Freunde vielleicht geholfen? Aber dann hätten sie sich auch selbst helfen können und das war unmöglich, denn sie waren nicht hier.
Ihr Blick heftete sich auf ihre Hände. Krampfhaft versuchte sie sich daran zu erinnern, wie sie Keylam gepackt hatte. Erst hatte er sich immer weiter von ihr entfernt und dann war plötzlich alles so schnell gegangen. Doch Tatsache war, dass sie ihre Hände in ihrer Erinnerung gar nicht sehen konnte.
Abwesend nahm Arrow zur Kenntnis, dass die Wilde Jagd bereits in vollem Gange war. Dabei hatte sie keine Ahnung, wie lange das Treiben schon vor sich ging.
Tränen stiegen in ihren Augen und sie starrte auf ihre Hände. Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht darin. „Was passiert nur mit mir?“, schluchzte sie.
Der Mammutwald und die Eisenfestung
Ein schönes Bad war schon lange überfällig. Der stechende Gestank des Qualms hatte sich in Arrows Haaren festgesetzt.
Unweit der Hütte fand sie einen kleinen See, der sehr idyllisch anmutete.
Am Tage zuvor hatte sie die wärmenden Strahlen der Sonne genutzt, um Kleidung zu waschen.
Keylam war noch immer nicht erwacht.
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