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Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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größer. Auf der vierten Wand ließ sich gar keine Darstellung finden.
    Wieder begann sie an den folgenden Tagen, die Lücken mit ihrer eigenen Kreativität zu füllen, doch Verbesserungsvorschläge blieben dieses Mal aus. Arrow war zutiefst betrübt. Nicht einmal das von ihr geschaffene auf einem Schwein reitende Strichmännchen hatte Keylam korrigiert. Offenbar beabsichtigte er nicht weiter, ihre Nähe zu suchen. Auf einmal wirkte alles trostlos.
    Um sich nicht mehr mit den lückenhaften Wänden befassen zu müssen, die ihr nach allem scheinbar gar nichts mehr zu sagen hatten, machte sie sich an die vierte, leere Wand. Es sollte die erste sein, die sie völlig allein gestalten würde, und ein passendes Motiv zu finden, fiel ihr nicht schwer. Sie entschied sich für Merlin vor dem glitzernden Winterwald. Er hatte ihr schon oft Modell stehen müssen und so ging ihr dies ganz locker von der Hand. Mal ganz davon abgesehen, dass er Arrows Freund war, kam auch noch dazu, dass es sich bei ihm um eine wahre Schönheit handelte. Sogar Row hatte anfangs noch versucht, ihn ihr abzukaufen. Natürlich hatte er Arrow über den Tisch ziehen wollen, aber sie hatte sich nicht anmerken lassen, dass sie das wusste. Außerdem stand ein Verkauf ohnehin nicht zur Diskussion.
    Als der Abend näher rückte, wurde sie immer langsamer, in der Hoffnung, dass Keylam sich vielleicht doch noch zeigen würde, doch er tat es nicht. So ritt sie enttäuscht nach Hause.
    Am nächsten Tag ließ Arrow vor Überraschung den Farbkübel fallen, als sie den Spiegelsaal betrat und vor ihrem vollendeten Kunstwerk stand. Die Skizze war über Nacht zum Gemälde geworden, die Farben waren genau so gewählt, wie sie es sich vorstellt hatte. Nicht die geringste Kleinigkeit der Skizze war verändert worden.
    „Ich habe es hoffentlich getroffen?“, hörte sie Keylam fragen. Mit Unsicherheit in seinen Augen musterte er sie.
    Ohne etwas sagen zu können, lächelte Arrow ihn an. Sie war glücklich, ihn endlich wieder zu sehen. Nach einer kurzen Pause nickte sie. „Es ist perfekt“, brachte sie gerade so heraus.
    „Vielen Dank. Das da ist übrigens auch perfekt“, sagte Keylam und deutete auf das reitende Strichmännchen. Er hatte es nicht entfernt, sondern lediglich den Hintergrund gefüllt und dem Männchen ein breites Lächeln verpasst.
    Arrow lachte. „Das ist ... Es war keine Absicht“, stammelte sie.
    „Nein, nein. Es ist wirklich gut.“
    Merklich schoss ihr die Röte in den Kopf. „Nein, es war unüberlegt. Einfach aus dem Bauch heraus. Es wirkt sehr ... beleidigend.“
    Keylam berührte Arrows Arm und sah ihr tief in die Augen. „Es ist nicht beleidigend. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so gelacht habe“, sagte er ernst. Scherzhaft fügte er hinzu: „Außerdem sind Entscheidung aus dem Bauch heraus doch immer die besten.“
    Von diesem Moment an leistete er Arrow täglich Gesellschaft. Die meiste Zeit schwiegen sie nur, während sie die Wände bemalten. Trotzdem war sie erleichtert. Jede Anspannung war abgefallen. Sogar Sally wirkte nach einer Woche voller Sorgen wieder glücklich, obwohl es anfangs gar nicht in ihrem Sinne war, dass Keylam sich bei Tage dort aufhielt. Daher bestand sie darauf, alle Fensterläden zu schließen und die winzigen Ritzen dazwischen fest zuzustopfen. Nicht einmal der kleinste Zipfel durfte verschont bleiben. Dabei prüfte Sally jeden Millimeter so genau, dass Arrow sie am liebsten gefragt hätte, ob man die Fenster nicht besser zumauern sollte.
    Oft arbeitete sie jetzt bis spät in die Nacht, was selbst Rose nichts mehr ausmachte. Dabei erzählte ihr Keylam, wie die Bilder einst zustande gekommen waren. Alles beruhte auf wahren Begebenheiten, doch es waren keine ruhmreichen, von denen man sich heute noch Geschichten erzählte, keine Heldentaten. Es waren einfach nur schöne Momente, deren Erinnerungen ihn nicht losgelassen hatten. Einfach nur Augenblicke, die im Gedächtnis blieben, wenn etwas besonders erheiternd war wie der Festabend, oder besonders ergreifend wie der Gesang der pausbackigen Dame.
    Fragen über ihn stellte Arrow nicht. Zu groß war die Sorge, dass er wieder verschwinden würde. Sie hielt sich lieber an das Versprechen, das sie Rose gegeben hatte.
    Als Arrow eines Morgens erneut zum Schloss aufbrechen wollte, hielt Rose sie zurück.
    „Kind, vergiss nicht, heute vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück zu sein oder besser noch nach dem Mittag.“
    Arrow runzelte die

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