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Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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hingeben, dessen Kopf in zwei Hälften geteilt waren.
    Als sie nach dem Ausgang suchte, durchströmte die Furcht ihren Körper bis in die Zehenspitzen, als sie etwas Warmes und Weiches streifte, gefolgt von etwas Kaltem, Glatten. Der Sattel. Merlin. Eilig schwang sie sich auf und fühlte, wie sich das Pferd in Bewegung setzte. Sie hielt ihre Augen fest geschlossen und krallte sich in seine Mähne, als wollte sie mit ihm verschmelzen.
    Dann fühlte Arrow einen eisigen Schauer am Rücken, doch er kam nicht von Innen, sondern war direkt hinter ihr. Etwas Kaltes streckte seine knochigen Finger nach ihr aus. Es hatte sie noch nicht erreicht, doch sie fühlte es – das dürre, herzlose Wesen, das ihr auf den Fersen war. Noch bevor sie sich umdrehen konnte, um zu sehen, was es war, hob das Pferd ab. Seine gewaltigen Hufe donnerten auf dem glatten Marmor. Die Worte „hier, friss mein bestes Stück“ und der Knall eines zuschlagenden Tores war das letzte, was sie hörte, bevor sie kraftlos von Merlins Rücken glitt und in Tränen ausbrach. Keylam fing sie auf, ehe sie zu Boden sinken konnte.
     
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Arrow sich wieder beruhigt hatte. Die Uhr zeigte an, dass es Zeit fürs Abendessen war, doch kaum jemand wollte etwas zu sich nehmen. Ohnehin gab es nur Speisen, die keinen Abwasch hinterließen, oder irgendwelche Reste. Brot krümelte zu sehr, Gemüse war unbedenklich. Arrow hatte oft darüber nachgedacht, wie sauber der Haushalt tatsächlich bleiben musste, damit man kein Risiko einging, doch nicht einmal Rose hatte eine Antwort auf diese Frage. Fakt war nur, dass man nicht vorsichtig genug sein konnte. Schließlich war es ja nur eine Nacht. Immerhin gab es heißen Tee rund um die Uhr. Das machte die ganze Sache erträglicher.
    Gemeinsam saßen sie am Kamin und achteten darauf, dass regelmäßig Holz nachgelegt wurde. Solange das Feuer arbeitete, galt auch die bis dahin entstandene Asche als unbedenklich. Würde es erlöschen, zählte es zum vernachlässigten Haushalt.
    Zu Arrows Verwunderung tauchte sogar Marb in dem Feuer auf, die sie – wie gewohnt – mit ihren leuchtenden Knopfaugen beruhigend anschaute. Sally bemerkte sie nicht sofort und schrie erschrocken auf, als sie Holz nachlegen wollte und das Weiblein erblickte.
    „Sie tut dir nichts“, versicherte Rose.
    „Ich weiß“, entgegnete Sally, als sie sich wieder gefangen hatte. „Ich war nur nicht darauf vorbereitet.“
    „Seit vielen, vielen Jahren schon habe ich kein Moosweiblein mehr gesehen“, erzählte Harold, der Marb träumend ansah. „Früher waren sie so allgegenwärtig, dass man irgendwann aufhörte, sie wahrzunehmen.“
    Seine sehnsüchtigen Blicke wurden von Marb nicht erwidert. Stattdessen sah sie nur Arrow an und wie immer half es ihr.
    „Woher wusstest du von der Sonnenfinsternis?“, fragte Arrow Rose.
    „Ich wusste es nicht. Die Pflanzen waren es. Als die Blütenkelche sich schlossen, war mir klar, was geschehen würde. Am helllichten Tage tun sie so etwas nicht.“
    „Dann weiß wohl auch niemand, wie lange sie anhalten wird?“, fragte Arrow besorgt.
    Teilnahmslos schüttelte Rose den Kopf. Arrow umarmte die alte Frau.
    Es war immer wieder sonderbar, zu welcher Person Rose wurde, wenn die Jagd tobte. Nichts blieb mehr übrig von der selbstbewussten, starken Frau, die sie sonst war. In diesen Nächten war die Rose, die sie kannte, immer weit weg.
    „Ich habe die Dorfbewohner noch gewarnt“, sagte Rose mit leeren Augen. „Auf meinem Weg hierher sagte ich es jedem, den ich traf. Nicht auszudenken, was denen geschieht, welche die Nachricht zu spät erreicht.“
    Arrow goss ihrer Großmutter Tee ein. „Sie haben es alle geschafft. Da bin ich sicher“, flüsterte Arrow ihr zu. Tatsächlich war sie nicht sicher und erschauderte selbst bei dem Gedanken daran, dass jemandem etwas geschehen konnte. Doch in Panik auszubrechen oder Rose zuzustimmen, brachte sie jetzt auch nicht weiter. Außerdem konnten sie ohnehin nichts tun. Sollten sich ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten, so blieb wenigstens noch genügend Zeit zum Trauern, wenn es so weit war.
    Mit gezwungenem Lächeln und liebevollem Blick drückte Rose ihre Enkelin an sich. Auch sie wusste, dass Arrows Zuversicht gespielt war, trotzdem schätzte sie ihre Bemühungen, sie aufzuheitern.
    Als Arrow aufstand, um Keylam und Merlin Gesellschaft zu leisten, ruhten noch immer Marbs Augen auf ihr. Keine Sekunde schaute sie woanders hin und kein einziges Mal

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