Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
drückte sie das geschwächte Tier an sich und nahm Arrows Hand.
„Ihr seid beide zurückgekommen. Ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet.“
„Um ein Haar wäre das bei Grey auch der Fall gewesen. Du hättest sie nicht nach mir suchen lassen dürfen – nicht bei diesem Wetter. Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Obwohl Arrow froh war, endlich wieder daheim zu sein, konnte sie ihre Enttäuschung nicht verbergen.
„Das ist jetzt nicht wichtig, mein Kind.“ Annes Leuchten schwand aus ihren Augen, in denen sich plötzlich nur noch Verzweiflung und Angst widerspiegelte. „Du musst schnell zu ihm gehen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.“
Arrow wurde kreidebleich und alles um sie herum drehte sich. Noch bevor sie daran dachte, Anne zu fragen, was geschehen war, rannte sie schon durch die Halle und die Treppen hinauf in den Turm. Ohne zu wissen, ob Keylam sich überhaupt in seiner Dachkammer aufhielt, war dies ihr erstes Ziel und sie hatte Glück, denn eine völlig hilflos aussehende und geschwächte Sally lehnte erschöpft an der Wand und flüsterte mit gefalteten Händen etwas unverständliches vor sich hin.
Irritiert von dem Bild, das Arrow sich darbot fragte sie: „Macht man so etwas nicht nur bei den Menschen?“
Bei Arrows Anblick brach Sally in Tränen aus und sackte schluchzend zu Boden.
Offenbar war hier etwas Schreckliches in Gange. Mühsam unterdrückte sie den Gedanken, dass sie sich auf das Schlimmste vorbereiten sollte. Sie versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren und herauszufinden, was geschehen war, bevor sie ebenfalls in Verzweiflung ausbrechen würde, und so hockte sie sich zu Sally und streichelte dieser tröstend den Arm.
„Dem Himmel sei Dank – du bist wieder da. Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben“, schluchzte Sally kaum verständlich.
„Natürlich bin ich wieder da und es ist alles gut. Ssscht ... es ist doch nichts passiert, Sally. Alles ist in Ordnung. Mir fehlt auch nichts.“
Doch Sally ließ sich kaum beruhigen und völlig aufgewühlt stammelte sie etwas vor sich hin.
„Er hat seit Tagen nichts zu sich genommen. Weder gegessen noch getrunken. Starrt nur in die Leere und redet mit niemandem. Das Zimmer verlässt er auch nicht und zuletzt hat er sich eingesperrt. Kein Zeichen gibt er von sich und niemand kann sagen, ob er denn überhaupt noch am Leben ist!“
Bei diesen Worten konnte auch Arrow sich nicht länger zügeln, und obwohl sie es versuchte, war das Zittern in ihrer Stimme nicht zu überhören. „Okay, Sally, hör mir zu. Bitte beruhige dich. Wann hast du das letzte Mal an seine Tür geklopft?“
„Andauernd. Ich habe nicht aufgegeben, doch er reagiert nicht.“
„Und wann genau habt ihr ihn das letzte Mal gesehen oder gehört?“
„Ich weiß es nicht mehr. Es muss Tage her sein und er hat gar nichts angerührt.“
Arrow strich Sally immer weiter beruhigend über den Arm, doch es half nicht.
Sie erhob sich und starrte voller Furcht auf die Tür, die sich direkt vor ihr befand. Noch einmal atmete sie tief ein, um allen Mut zu sammeln, und klopfte leise. Als nichts geschah, legte sie ihr Ohr dagegen in der Hoffnung, etwas zu hören. Doch auch hier wurde sie enttäuscht.
Ohne nachzudenken klopfte sie wieder und wieder – lauter und lauter. Mit zitternder Stimme rief sie nach ihm. „Keylam! Keylam, bitte!“
Gespannt presste sie wieder ihr Ohr gegen die Tür und nach einem scheinbar unendlichen Moment wurde sie plötzlich aufgeschlossen und geöffnet.
Mit bleichem Gesicht, tiefen Augenrändern und blutunterlaufenden Augen schaute er Arrow an, bevor er völlig geschwächt seine Arme um sie schlang und sie an sich drückte, als wäre es das Letzte, was er tun würde. Sie konnte ihn gerade noch stützen, bevor er bewusstlos zu Boden sank.
Als Arrow die Kammer betreten hatte, wurde sie von einem fürchterlichen Gestank überfallen. Das Feuer war offensichtlich über den Kamin getreten und hatte den kleinen Teppich in Brand gesteckt. Glücklicherweise hatte es sich nicht ausgebreitet, doch der verkohlte Vorleger roch scheußlich. In Windeseile hatte sie ihn zusammengerollt und aus einem der kleinen Turmfenster geworfen. Sally hatte neue Betten besorgt und die alten, nach Qualm stinkenden sofort entfernt.
Die Stunden vergingen und Arrow wich Keylam keinen Moment von der Seite. Regelmäßig prüfte sie seine Stirn, machte ihm Umschläge, sorgte für frische Luft und legte immer genügend Holz im Kamin nach.
Anne erzählte ihr, er
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