Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
fielen dicke Flocken in Mengen.
Wie es schien, kannte Whisper den Heimweg und lief ohne Aufforderung los.
Als Arrow sich wieder an ihn pressen wollte, spürte sie einen stechenden Schmerz an ihrer Brust. Verwundert tastete sie danach und fühlte etwas Hartes. Als sie es hervorzog, strahlte sie bis über beide Ohren, denn wie durch ein Wunder hielt sie ihr Medaillon wieder in den Händen. In der kurzen Zeit war es eiskalt geworden. Mit einem kleinen Klick entdeckte sie sogar, dass sich die kleine Schlüsselblume und das Kleeblatt wieder an ihrem Platz befanden. Voller Freude machte sie sich auf den Heimweg.
Was sie nicht bemerkte, war, dass sie dabei eine kleine Kröte, die sich unter dem Schnee versteckte, beobachtete. „Das dumme Ding wollte nicht mal darum streiten“, quakte sie brummig vor sich hin und hüpfte zurück in ihre Höhle.
Der Schnee wurde immer dichter und der Wind blies so eisig, dass Arrow kaum noch ihre Finger spürte, die sie fest in Whispers Mähne gekrallt hatte. Fast war sie der Meinung, er würde sie nach Hause fliegen, so zart und doch geschwind galoppierte er durch die weiße Winterwelt, die mehr und mehr zu einer Winterhölle wurde. Und Hölle war das richtige Wort, denn obwohl Arrow sich irgendwann mit dem ewigen Winter nicht nur abgefunden, sondern auch angefreundet hatte, konnte sie sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass er je so erbarmungslos war.
Gelegentlich wagte sie es, ihren Blick nach vorne zu richten, um nachzusehen, ob sich das Dorf schon in Sichtweite befand, doch die riesigen Flocken peitschten ihr wie Hagelkörner ins Gesicht, so dass sie den Kopf schnell wieder senken musste.
Arrow war überrascht, wie schnell und offenbar mühelos der Hengst sie durch den Schnee trug. Sie musste ihn nicht treiben und er zeigte auch keine Anstalten von Erschöpfung. Seltsam war auch, dass – obwohl sie unter diesen Umständen keine andere Wahl gehabt hätte – sie ihm bedingungslos vertraute. Arrow fühlte, dass er nicht ziellos durch die Landschaft galoppierte, und sie spürte auch, dass er sie nach Hause bringen würde.
Unerwartet jedoch unterbrach er den Ritt und lief unruhig einen engen Kreis. Arrow machte dieses Verhalten stutzig und sie sprang ab, um zu sehen, was ihn so aus der Fassung brachte.
Mit seiner Nase stupste Whisper im Schnee herum, bis unter der weißen Decke etwas Kleines, Dunkles zum Vorschein kam. Sobald Arrow darin die Umrisse eines Flügels erkannte, fiel sie auf die Knie, um zu graben. Es war Grey. Anne hatte sie offenbar losgeschickt, um nach ihr zu suchen, und der furchtbare Schneesturm war ihr dabei zum Verhängnis geworden.
Arrow beschloss, sie trotzdem zurück nach Hause zu bringen. Es wäre sicher ein großer Schlag für Anne, doch sie konnte sich bestimmt eher damit abfinden, wenn sie es mit eigenen Augen sehen würde.
Als sie die Eule berührte, zuckte diese überraschenderweise mit dem Bein. Arrow stieß einen Schrei aus, der vom Tosen des Windes sogleich wieder erstickt wurde. Doch dann leuchteten ihre Augen, denn vielleicht war es doch noch nicht zu spät. Womöglich konnte sie das arme Tier noch retten. Behutsam nahm sie Grey und streckte sie in ihren Mantel, den sie gerade soweit zuknöpfte, dass das Tier noch Luft bekam. Dann schwang sie sich wieder auf Whisper, der sich mit einem dröhnenden Wiehern auf die Hinterbeine stellte um dann seinen Weg fortzusetzen.
Das schien wohl eine Angewohnheit von ihm zu sein, an die Arrow sich erst noch gewöhnen musste, denn von Merlin kannte sie ein solch temperamentvolles Verhalten nicht. Während ihr weißer Hengst immer ein richtiger Gentleman war, hatte Whisper scheinbar seinen eigenen Kopf. Man konnte sein Freund sein, jedoch niemals sein Herr, und wie gut er seine Sache machte, zeigte sich spätestens, als Arrow vor sich einen riesigen „Schneeberg“ erblickte, der ganz klar die Umrisse des Schlosses aufwies.
Mit einem hallenden Wiehern stoppte der Hengst vor dem Eingang. Geschwind sprang Arrow ab und führte ihn zum Tor, doch gerade, als sie es öffnen wollte, flog es auf und Anne fiel ihr weinend in die Arme.
Arrow schrie auf, als sich daraufhin kräftige Krallen in ihren Bauch rammten.
„Vorsicht!“, rief sie und drückte Anne sanft zur Seite. Behutsam knöpfte sie ihren Mantel auf und entnahm die Eule, die scheinbar ein wenig zu Kräften gekommen war.
Mit leuchtenden Augen nahm Anne ihre geliebte Grey in die Arme und wickelte sie sogleich in ihren Mantel.
Ganz sacht
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