Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Jemand, der mehr Erfahrung hat, ist wesentlich besser dafür geeignet!“
„Ach ja?“, entgegnete Harold arrogant. „Wer denn, bitteschön? Unsereins würde ihn nicht erkennen und meines Wissens nach lebt der nächste Nyride im Tagereich. Mit einem guten Pferd erreichst du das in einem Monat. Meinst du, Keylam hält so lange durch?“
„Was willst du damit sagen?“, rief Arrow zornig. Sie war entsetzt, dass Harold sein überhebliches Wesen gerade jetzt wieder hervorholte.
„Damit will ich sagen, dass du der einzige Nyride hier bist. Oder dachtest du etwa, wir wären von deiner Sorte? Wenn das der Fall ist, kann ich dir nur raten, dass du dich künftig auf etwas mehr als nur deine hübschen Augen verlässt!“
Wütend machte Arrow auf dem Absatz kehrt und marschierte in Richtung der Kellergewölbe. Offenbar hatte Anne vergessen, einige Dinge zu erwähnen. Wie viele Informationen gab es wohl noch, die ihr entfallen sein konnten?
Unten angekommen, entzündete sie alle Fackeln, die sie finden konnte. Ein schweres Schloss mit einer dicken Kette versperrte das einzige Tor.
„Öffne es!“, forderte Arrow barsch, die genau wusste, dass Harold hinter ihr stand, obwohl er keinen Laut von sich gegeben hatte.
Aus einer Fackelhalterung entnahm er den versteckten Schlüssel. Es erforderte viel Kraft, das angerostete Schloss zu öffnen, doch es funktionierte.
Mit einer Fackel in der Hand ging sie einige Schritte in den finsteren Raum hinein.
„Was ist das?“, fragte sie angespannt. Ängstlich bemerkte sie, dass ihre Worte in die Ferne hallten.
„Ein Labyrinth. Was du suchst, befindet sich darin“, antwortete Harold trocken.
Anne und Sally kamen die Treppe hinunter. „Kind! Du willst doch wohl nicht etwa dort hinein gehen?“, rief Sally bestürzt.
„Was immer wir suchen, befindet sich irgendwo hier drinnen, und ich nehme an, dass es schneller geht, wenn ich danach suche, als darauf zu warten, dass es nach mir sucht.“
„Dann begleiten wir dich“, entgegnete Anne entschlossen.
„Kennt sich denn einer von euch hier drinnen aus?“
Harold, Sally und Anne schüttelten die Köpfe.
„Dann gehe ich allein. Wir verlieren zu viel Zeit, wenn sich jemand verirrt.“
„Warte!“, rief Sally. Sie drückte Arrow einen Faden in die Hand. „Ich weiß nicht, ob er halten oder reichen wird, aber einen Versuch ist es wert.“
Arrow nickte. Als sie sich auf den Weg machte, sprang das dicke Knäuel wie ein Floh in Sallys Armen auf und ab.
Mit rasendem Herzen verschwand Arrow in dem Labyrinth. Sie sprühte nur so vor Sarkasmus und befand es als eine ganz tolle Idee, so etwas in seinen Keller zu bauen. Überhaupt war sie der Meinung, dass jeder so etwas mit überflüssigen Räumen gestalten sollte.
Sie ging und ging. Ohne zu überlegen, nahm sie einfach immer die nächste Abzweigung. Das hatte System und strengte nicht an.
Bis auf verwitterte Wände und weichen, sandigen Boden fand sie nichts in den Gängen.
Gelegentlich entdeckte sie noch einige Rattenskelette, doch weiter nichts Außergewöhnliches.
Nach endlosem Umherirren schnappte Arrow sich den Faden, welchen sie an ihrem Gürtel befestigt hatte, und suchte nach dem Ausgang. Immer größer wurde ihr Wunsch, aus diesem grauenvollen Labyrinth herauszukommen, und immer schneller ihre Schritte. Umso größer war ihre Überraschung, als sie plötzlich mit etwas Weichem zusammenstieß. Der Aufprall war so heftig, dass Arrow dabei zu Boden fiel. Glücklicherweise war die Fackel im Sand nicht erloschen.
Als Arrow wieder auf die Beine kam, die Fackel aufhob und hinter die Wand schaute, um zu sehen, womit sie zusammen gestoßen war, ließ sie sie gleich wieder fallen.
Mit aufgerissenen Augen und zitternden Knien stolperte sie rückwärts gegen eine Wand.
„Ein Minotaurus“, flüsterte sie entsetzt.
Der dünn bekleidete Stier mit dem menschlichen Körper schritt auf Arrow zu. Er besaß gewaltige Hörner und seine großen Augen funkelten zornig.
Der Stier kam Arrow so nahe, dass sie seinen fauligen Atem riechen konnte. Offenbar hielt in dieser Welt kaum einer etwas von guter Mundhygiene.
Eine ganze Weile stand er nur da und schaute sie böse an. Arrow dachte daran, dass sie jetzt bloß nicht die Fassung verlieren durfte – so gerne sie es auch wollte. Bisher hatte sie einem solchen Wesen noch nie gegenübergestanden und es wirkte äußerst beängstigend.
Konzentriere dich, sagte sie sich immer wieder. Schwer atmend schloss sie ihre Augen, um sich zu
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