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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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entgegnete Theor. »Sie wollte von mir wissen, ob ihr Gemahl dem Pfad ergeben genug gefolgt sei, um in der nächsten Welt wiedergeboren zu werden.«
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich besonders traurig über Angains Abgang bin«, sagte Ragnor. »Der Kerl hatte einen erbärmlichen Charakter.«
    »In seinem Herzen war er dem Schwarzen Pfad treu.«
    »Das war er. Auf sein Wohl!« Der Hoch-Than nahm erneut einen kräftigen Schluck aus dem Flachmann. Schnee setzte sich in seinen Haaren fest, schmolz und lief ihm über die Stirn. »Ungünstige Zeit zum Sterben, gerade jetzt, da seine Kinder auf diesem verrückten Feldzug im Süden unterwegs sind.«
    »Sie handeln, wie es das Schicksal befiehlt«, entgegnete Theor. »Aber in der Tat, es wäre leichter für uns alle gewesen, wenn er noch etwas länger gelebt hätte – oder wenn zumindest Kanin auf Burg Hakkan geblieben wäre.«
    »Dennoch habt Ihr ihnen Eure beste Kriegerin an die Seite gestellt.« Ragnor lachte leise. »Ein Prachtweib! Ich gäbe viel darum, wenn ich einige wie sie in meiner Schildwache hätte.«
    »Shraeve ist … ihre eigene Herrin«, murmelte Theor, »und lässt sich nicht leicht von einem einmal eingeschlagenen Weg abbringen. Sie war davon überzeugt, dass Kolglas rasch fallen werde. Jeder hat das Recht, sein Schicksal herauszufordern. Außerdem mische ich mich nicht in die Angelegenheiten der Krieger-Inkall ein. Sie untersteht Nyve.«
    »Nun, er hat sich mit Shraeve eine leidenschaftliche Raben-Kämpferin herangezogen. Aber Wain könnte ihr ebenbürtig sein. Mich dauert der arme Croesan. Mit Shraeve und Wain als Feindinnen und Gryvan oc Haig als Verbündetem hat er in etwa das Glück eines Mannes, der von Wölfen eingekreist ist und auf einem Esel zu fliehen versucht.« Er trank die Flasche leer und warf sie zwischen die Felsblöcke, wo sie zerbrach. Dann stellte er den Kragen hoch und blies die Backen auf. »Heute Nacht wird es bitterkalt. Die Wolken da oben haben sich vermutlich verzogen, wenn die Sterne aus dem Dunkel treten.«
    Sie setzten ihren Weg eine Weile schweigend fort. Der Karren mit dem Bärenkäfig blieb erneut stecken, und Ragnor beobachtete, wie die Tarbain-Eskorte versuchte, das Rad aus dem Morast zu stemmen. Die Männer fluchten in ihrer rauen Sprache. Der Karren ruckte vorwärts und sank erneut ein. Die Kutscher schlugen den Gäulen mit ihren Gerten die Kruppen blutig. Ragnor schnaubte angewidert.
    »Diese Leute können einfach nicht mit Pferden umgehen.«
    »Bis zu unserer Ankunft gab es hier keine Zugtiere. Sagt, was wird Eurer Ansicht nach geschehen, wenn Wain und Kanin nicht aus dem Süden des Tals zurückkehren?«
    »Aha, ein Nachrichtenaustausch? Nun gut. Meine Spione behaupten, dass diese Gaven-Geier ein begehrliches Auge auf die Horin-Ländereien geworfen haben. Angeblich will mir Lakkan den Zehnjahresertrag seiner Silberminen anbieten, wenn Angains Kinder sterben. Und was hat Euch die Jäger-Inkall ins Ohr geflüstert?«
    Der Führer der Barden zuckte mit den Schultern. »Etwas Ähnliches. Aber Orinn oc Wyn-Gyre möchte sich das Gebiet ebenfalls aneignen und wird es Gaven-Gyre nicht freiwillig überlassen. Angain hätte Euch besser gedient, wenn er mehr Nachkommen in die Welt gesetzt oder zumindest seinen Titelerben in Sicherheit gebracht hätte.«
    »Eigentlich sind es seine Kinder, die mich in diesem Punkt enttäuschen«, meinte Ragnor mit einem Lächeln. »Kanin ist ganz auf seine Schwester fixiert, und Wain selbst zeigt sich gegenüber Freiern ungefähr so freundlich wie das fauchende Vieh da vorn. Während wir dem einfachen Volk ständig predigen, dass es seine Pflicht sei, sich zu vermehren, geben die beiden ein überaus schlechtes Beispiel. Aber Horin gehörte schon immer zu den Häusern, die mehr Schwierigkeiten machen, als sie lösen. Ich vergösse bei seinem Untergang keine Träne, auch wenn sich Gaven und Wyn im Streit um die Nachfolge an die Gurgel gingen.«
    »So wie Gryvan oc Haig keine Träne über das Ende des Hauses Lannis vergösse«, konterte Theor trocken.
    »Glaubt Ihr?«
    »Euer Vater schenkte den Inkallim stets sein volles Vertrauen. Es gab keine Geheimnisse zwischen ihm und meinem Vorgänger. Ihr dagegen lasst mich im Unklaren über Eure Absichten hinsichtlich dieses Kriegs.«
    »Es waren Raben anwesend, als Angain und ich darüber sprachen – einmal sogar Nyve persönlich, wenn ich mich recht entsinne. Er unterstützte uns mit seinem umfangreichen Wissen über Tanwryes

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