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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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auch allein auf der Welt sein können.
    Anyara dehnte und streckte sich. »Die Kälte scheint nie wieder aus meinen Knochen weichen zu wollen«, seufzte sie.
    Ess’yr verteilte eine Handvoll Haselnüsse. Während die anderen sie mit Steinen aufklopften, scharrte Varryn ein wenig Schnee zusammen und presste ihn gegen Wangen und Augen. Sie saßen im Kreis und kauten schweigend.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Anyara schließlich.
    »Die Na’kyrim suchen, wie Inurian es vorschlug«, erwiderte Orisian.
    »Glaubt ihr wirklich, dass sie hier ist?« Rothes Stimme klang niedergeschlagen.
    »Sie ist hier«, erklärte Varryn ruhig.
    »Aber die Worte eines Sterbenden …« Rothe unterbrach sich und warf Orisian einen bekümmerten Blick zu. »Verzeiht«, murmelte er.
    Orisian lächelte schwach. »Inurian war überzeugt, dass wir sie hier fänden.«
    »Wir suchen nach Zeichen«, mischte sich Ess’yr ein. »Es gibt sichere Spuren.«
    »Warum rufen wir nicht einfach nach ihr?«, schlug Anyara vor. »Hier oben hört sie uns, selbst wenn sie sich Meilen entfernt aufhält.«
    »Andere auch«, entgegnete Varryn mit kaum verhohlener Verachtung. Der Kyrinin wandte seine Aufmerksamkeit einem Schuhband zu, das sich gelöst hatte.
    Ess’yr öffnete einen Beutel am Gürtel und holte ein paar bräunliche Brocken hervor, die sie an Orisian, Anyara und Rothe verteilte.
    »Kauen, nicht schlucken«, sagte sie. »Das sind Huurin -Wurzeln.«
    Rothe musterte das unansehnliche Zeug in seiner Handfläche. Anyara hatte die schrumpeligen Krümel bereits in den Mund geschoben und biss heftig darauf herum. Nach kurzem Zögern folgte Orisian ihrem Beispiel. Den Leibwächter kostete es sichtlich Überwindung, es ihm gleichzutun. Ein bitterer Geschmack breitete sich auf Orisians Zunge aus, sobald er die Wurzel zerbiss. Er erinnerte ihn an das Gebräu, das man ihm in In’hynyrs Zelt gereicht hatte, aber er konnte nicht sagen, ob diese Wurzeln von gleicher Beschaffenheit waren. Anfangs spürte er überhaupt keine Wirkung, doch dann entwickelte sich hinter seinen Augen eine seltsame Benommenheit. Die Kälte schien ein wenig aus Händen, Armen und Füßen zu weichen, und er nahm die lähmende Müdigkeit nur noch gedämpft wahr. Mit der Zunge schob er die Wurzel zur Seite und klemmte sie zwischen Lippe und Wange. Ihre scharfen Säfte prickelten in der Mundhöhle.
    Sie durchstreiften die Ruinen gezielt. Die beiden Kyrinin hefteten die Blicke unverwandt auf den Boden. Hin und wieder bückten sie sich, um den Schnee, einen Stein oder die Erde genauer zu untersuchen. Jedes Mal gingen sie rasch weiter. Die Sonne verbarg sich hinter Wolkenbänken, und ohne die schartigen Klippen, die über die Stadt aufragten, hätte Orisian in dem stumpfen Licht schnell die Orientierung verloren. Dünne Schneeschleier wehten von den Höhen herab. Einmal sah Orisian zwei große schwarze Vögel an der Klippenfassade vorbeiziehen. Sonst gab es nirgends eine Spur von Leben.
    Mit der Zeit, als sich das Auge an die Strukturen der verfallenen Gemäuer gewöhnte, gab die Stadt immer mehr von ihren Rätseln preis. Sie stießen auf die Überreste einer Bäckerei. Die Mauern waren fast abgetragen, aber in einer Ecke stand immer noch ein von Rissen durchzogener Backofen. Sie kamen an ein Straßenstück, dessen Pflaster so vollständig erhalten war, als wären die Steine erst Tage zuvor gesetzt worden. In einem anderen Viertel hatte offensichtlich ein Feuer gewütet, denn von den Bauwerken war außer geschwärzten Ziegeln und Steinen nichts erhalten geblieben. Varryn stemmte ein verkohltes Knochenstück aus einem Spalt zwischen zwei Quadern.
    »Schädel«, brummte er. »Huanin.«
    Sie hatten fast die Hälfte der Stadt erkundet, ohne auf einen Hinweis zu stoßen, dass sie nicht allein waren. Die belebende Wirkung der Huurin -Wurzel verflog nach wenigen Stunden, und die Kälte biss sich erneut in ihnen fest. Die Kräfte ließen nach; ebenso wie ihr Mut sank ihre Sehschärfe. Selbst Ess’yr und Varryn wurden immer schweigsamer und langsamer. Sie fanden eine geschützte Stelle für eine Rast und teilten sich einige Stücke Dauergebäck. Von der getrockneten Huurin -Wurzel bot Ess’yr nichts mehr an. Orisian hatte entsetzlichen Durst und trank so gierig aus dem Wasserschlauch, der die Runde machte, dass Ess’yr ihm den Behälter sanft entwand.
    »Langsam«, mahnte sie. »Und wenig.«
    »Tut mir leid«, murmelte Orisian, obwohl ihre Ermahnung keinen Tadel enthalten hatte.
    Rothe massierte mit

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