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Winterwunder

Winterwunder

Titel: Winterwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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draußen griff sie zu einer Handtasche mit langem Trageriemen und hängte sie sich schräg über die Schulter.
    »Eins weiß ich jedenfalls von dir. Du denkst gründlich über die Dinge nach.« Mal tippte mit dem Finger an die Tasche. »Wenn du Motorrad fährst, brauchst du ein paar Sachen. Also tust du sie in eine Tasche, die du dir umhängen kannst und nicht festhalten musst. Clever. Ich mag es, wenn jemand clever ist.«
    Er öffnete die Tür und hielt sie fest, bis Parker hindurchgegangen war.
    »Und ich mag es praktisch. Das da ist nicht praktisch.« Sie deutete auf das Motorrad.
    »Doch, klar. Es bringt mich, wohin ich will, verbraucht nicht viel Kraftstoff und passt in kleine Parklücken.«
    »Okay, das muss ich zugeben. Aber ich bezweifle, dass es sich in einem typischen Winter in Connecticut immer noch praktisch anfühlt.«
    »Kommt drauf an.« Mal ging hinunter, um einen Helm vom Gepäckträger zu schnallen. »Bevor du aufsteigst«, sagte er, als er ihn ihr reichte, »und im Interesse des Fairplay, ich habe eine Wette laufen.«
    »Eine Wette?«
    »Mit Del. Jack und Carter wollten auch mitmachen. Ich habe mit Del um einen Hunderter gewettet, dass ich dich wieder aufs Motorrad kriege.«
    Er bemerkte, dass ihr Blick weder hitzig noch kühl wurde. Sie kniff nur ein wenig die Augen zusammen.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Del hat gesagt, nie im Leben. Jack ist ganz seiner Meinung, also habe ich zwei an der Angel. Carter hat seine hundert auf mich gesetzt.«
    Parker drehte den Helm in den Händen. »Das sagst du mir, nachdem ich gesagt habe, dass ich mitfahre, aber bevor es wirklich losgeht. Das heißt, ich kann dir jetzt diesen Helm ins Gesicht schmeißen und dir sagen, scher dich zum Teufel.«
    »Ja.«
    Parker nickte erneut. »Carter kann seinen kompletten Gewinn behalten, aber von deinem hätte ich gern die Hälfte – genauer gesagt, Dels Hunderter.« Parker setzte den Helm auf.
    »Meinetwegen.« Grinsend schwang Mal sich auf das Motorrad.
    Ihm fiel auf, dass er ihr diesmal nicht mehr zu sagen brauchte, sie solle sich festhalten, und mit ihren Armen um seine Taille brauste er los.
    Vielleicht hämmerte ihr Herz, vor allem in den Kurven, doch Parker konnte nicht leugnen, dass sie das Gefühl genoss. Und auch nicht, dass sie nicht hier wäre, wenn sie es nicht gewollt hätte.
    Neugier, dachte sie. Die hatte sie jetzt befriedigt. Ja, die Straße hinunterzuflitzen, durch den Wind zu jagen, war ebenso aufregend wie bei ihrer ersten kurzen Fahrt.
    Das bedeutete nicht, dass sie das nun zur Gewohnheit machen wollte, doch sie freute sich, die Erfahrung unter »erledigt« ablegen zu können.
    Beinahe so sehr, wie sie sich darüber freute, Dels Hunderter zu gewinnen.
    Geschah ihm recht.
    Und da sie schon einmal bei Eingeständnissen war, musste sie zugeben, dass Mal ihre Reaktion durch genaues Beobachten verdammt genau berechnet hatte.
    Oder aber er hatte sich auf seinen zweifelhaften Charme verlassen, mit dem er sie schon herumkriegen würde, die Abmachung nicht zu brechen. Obwohl sie darin keinen Sinn erkennen konnte. Es wäre sicherer gewesen, nichts zu sagen.
    Und war das nicht der Sinn?
    Mal war nicht der Typ, der sich für die sicherste Variante entschied.
    Zum Kuckuck, dachte sie. Sie würde das Erlebnis genießen, bevor sie es abhakte.
    Der Genuss steigerte sich noch erheblich, als Parker klar wurde, dass Mal im Zickzack aufs Wasser zufuhr. Sie konnte es schon riechen, feucht und ein bisschen salzig. Dann sah sie, wie die Sonne ihren Abendschein über den Sund ergoss, wie sie auf den Buckeln von Calf Island schimmerte und blinkte und sich in den aufgebauschten weißen Segeln der Yachten fing.
    Und die ganze Zeit dröhnte die Maschine unter ihr und vibrierte vor Kraft.
    Verpflichtungen, Termine, Arbeit fielen von ihr ab und flogen davon wie Federn im Wind. Ihr hämmernder Herzschlag beruhigte sich wieder zu einem ruhigen, gleichmäßigen Puls, als sie zusah, wie die Möwen in der Luft schwebten und nach unten tauchten. Wenn das Telefon in ihrer Tasche klingelte, hörte sie es nicht, verschwendete keinen Gedanken daran.
    Sie verlor jedes Zeitgefühl, bemerkte nur noch, wie Licht und Luft milder wurden, als Mal kehrtmachte.
    Er drosselte das Tempo, als sie durch Old Greenwich rollten. Auf der belebten Hauptstraße mischten sich Touristen und Einheimische, angelockt von Geschäften, Restaurants und der geringen Entfernung zur Küste. Doch die Betriebsamkeit konnte dem heimeligen Gefühl, das man beim Besuch des Ortes

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