Winterwunder
noch mal herein. Falls Sie mich in der Zwischenzeit brauchen, wählen Sie am Telefon einfach eins-eins-eins.«
Sie schlenderte aus dem Zimmer und eilte dann im Sturmschritt nach draußen, um nachzusehen, welche Fortschritte Emma dort machte. Emma hatte Recht, bemerkte sie, die Blumenwagen waren wundervoll. Wenn der Eingang eine Lichtung im Zauberwald war, dann würden die Gäste hier eine magische Waldwiese betreten.
Mehr tiefrote Wildrosen und sattviolette Veilchen wanden sich am Säulenvorbau hinauf. Hinreißende, üppige Wildblumenarrangements quollen aus Wagen und Kübeln. Gerade befestigten Emmas Helfer kleine, auf antik gemachte Kupferhalter mit weiteren Blumen an den Seiten der Stühle, die sie mit blassgrünen Hussen überzogen hatten.
Hübsch, dachte Parker, genau wie die Bilder, die Mac davon machen würde.
In den zehn Minuten, die sie erübrigen konnte, half sie mit, dann eilte sie zurück, um den Bräutigam zu begrüßen.
»Der Bräutigam ist da«, informierte sie Mac über ihr Headset.
Sie begrüßte, geleitete, bot Erfrischungen an, hing Smokings auf.
Und bemerkte, dass der Vater des Bräutigams, der seit fünf Jahren Witwer war, allein auf der kleinen Terrasse stand.
Sie schlüpfte zu ihm hinaus.
»Mr Mansfield, ob Sie wohl gern ein bisschen mit mir herumgehen und sich anschauen würden, wie wir den Außenbereich für die Zeremonie geschmückt haben?«
Sie hakte sich bei ihm ein. »So haben das Brautpaar und die Gefolge ein bisschen Zeit, erst mal hier anzukommen«, fügte sie hinzu, während sie mit ihm davonspazierte.
»Es wird bestimmt ein schöner Tag«, sagte er.
»Ganz bestimmt.«
Er sah, dachte sie, ziemlich gut aus. Volles, dickes, zinngraues Haar, ein leicht gebräuntes Gesicht mit ausgeprägten Zügen. Doch seine Augen waren voller Trauer.
Sie sprach behutsam. »Es ist sicher schwer, diese glücklichen und bedeutenden Momente ohne den geliebten Menschen zu erleben. Ohne den Menschen, der diese Momente überhaupt erst möglich gemacht hat.«
Er legte die Hand auf die ihre. »Ich möchte nicht, dass man mir das anmerkt. Ich möchte nicht, dass Lukes Tag von einer Wolke getrübt wird.«
»Das ist schon in Ordnung. Er vermisst seine Mutter heute auch. Er denkt an sie, genau wie Sie das tun. Aber für Sie ist es anders. Sie war Ihre Partnerin. Ich glaube, Luke wird mit Marilee bekommen, was Sie mit Ihrer Frau hatten. Die Liebe, die Verbundenheit, die Partnerschaft.«
»Kathy hätte Marilee geliebt.« Mr Mansfield atmete tief durch, einmal, zweimal, als er die Terrasse erblickte, die Pergola, die Rasenflächen. »Und das hier hätte sie geliebt, jeden einzelnen Moment. Sie schenken unserem Jungen einen schönen Tag.«
»Wir schaffen nur die Rahmenbedingungen. Sie und Ihre Frau haben geholfen, Luke zum Mann zu machen, und jetzt schenken er und Marilee einander einen schönen Tag.«
Sie zog ihre Papiertaschentücher heraus und reichte ihm schweigend eins, als ihm die Tränen kamen.
»Mr Mansfield …«
»Unter den gegebenen Umständen finde ich, Sie sollten Larry zu mir sagen.«
»Larry, ich weiß, wie es ist, solche glücklichen Stunden ohne diejenigen zu verbringen, mit denen Sie sie am liebsten teilen würden.«
Er nickte, während er die Fassung wiedergewann. »Ich habe Ihre Eltern gekannt.«
»Ja, ich weiß noch, dass Sie und Ihre Frau manchmal auf Partys hier waren. Luke sieht ihr sehr ähnlich.«
»O ja. Gott, ja, das stimmt.«
»Ich denke, wenn wir solche Zeiten erleben, solche Momente, können wir diejenigen, die nicht mit uns hier sein können, nur hier bewahren.« Sie legte sich eine Hand aufs Herz. »Im Wissen, dass auch sie stolz und glücklich sind.«
Larry nickte und fasste ihre Hand kurz fester. »Sie sind ein klasse Mädel, Parker. Eine kluge junge Frau.«
»Ich denke, Marilee hat wirklich Glück mit ihrem Mann und ihrem Schwiegervater. Möchten Sie noch ein Stück gehen?«
»Nein, ich glaube, ich sollte zurück. Bei meinem Jungen sein.« Larry lächelte Parker an und legte wie sie eine Hand aufs Herz. »Wir gehen zu unserem Jungen.«
Sie brachte ihn zurück ins Haus und freute sich, dass es ihr unterwegs gelang, ihn zum Lachen zu bringen. Dann eilte sie rasch ins fröhliche Chaos in der Suite der Braut.
Die Damen trugen ihre Festkleider, die Herren ihre Anzüge. Der Ringträger wurde unterhalten, das Blumenmädchen verhätschelt. Punktgenau zur vorgesehenen Zeit stellte Parker die Brautjungfern auf, half, zartrosa und violette Blumenkränze
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