Winterwunder
berührte.
»Nichts Wildes. Ich bin gegen einen Spind geschleudert worden. Lüftungsgitter aus Metall.«
Parker ließ ihre Hand, wo sie war. »Dein Onkel.«
»Das ist schon lange her. Hast du vielleicht Wasser hier?«
Parker ignorierte die Frage, beugte sich über ihn und berührte die Narben mit den Lippen. »Ich habe ihn nie gemocht.«
»Ich auch nicht.«
»Jetzt mag ich ihn noch weniger. Ich hol dir Wasser.«
Sie stand auf und ging ins Ankleidezimmer. Mit Bedauern stellte Mal fest, dass sie einen Hausmantel übergezogen hatte, als sie mit zwei kleinen Flaschen zurückkam.
Gekühlt.
»Hast du da drin einen Kühlschrank?«
»Einen kleinen, eingebaut. Ist praktisch. Und …« Sie schraubte ihre Flasche auf. »Effizient.«
»Zweifellos.« Er sah, wie ihr Blick zum Telefon abschweifte, musste lächeln. »Mach schon. Wenn dich das die ganze Zeit ablenkt, bringt mir das auch nichts.«
»Ich sichere unseren Bräuten einen Rund-um-die-Uhr-Service zu. Und selbst wenn nicht«, fügte sie hinzu, als sie zum Telefon ging, »würden manche von ihnen anrufen, wann immer ihnen danach ist. Eine Hochzeit kann wichtiger als alles andere werden, wenn es die eigene ist. Clara Elder, beide Male«, sagte sie mit einem Blick aufs Display. Sie schaltete auf die Mailbox um.
Er hörte sie seufzen, sah, wie sie die Augen schloss, als sie sich wieder aufs Bett setzte.
»Schlechte Nachrichten?«
»Hysterische, heulende Bräute sind nie gut.« Während Parker die zweite Nachricht anhörte, öffnete sie die Schublade ihres Nachttischs, nahm eine Rolle Magentabletten heraus und schnippte mit dem Daumen eine heraus.
»Was ist los?«
»Die Braut hat sich mit ihrer Schwester gestritten, die auch ihre Erste Brautjungfer ist, weil sie will, dass diese ein bestimmtes Kleid anzieht. Die Schwester hasst es, und Clara sagt, der Bräutigam hat sich auf die Seite ihrer Schwester geschlagen. Das führte zu einem weiteren Riesenkrach, an dessen Ende er ihre gemeinsame Wohnung verlassen hat. Ich muss sie zurückrufen. Das kann eine Weile dauern.«
»Schön.« Malcolm zuckte die Achseln und kippte noch Wasser hinunter. »Dann bin ich mal gespannt, wie du das hinkriegst.«
»Vielen Dank für dein Vertrauen«, brummelte Parker und drückte dann die Taste, um den Anruf zu beantworten.
»Möchtest du irgendwas Stärkeres als Wasser?«
Parker schüttelte den Kopf. »Clara, hier ist Parker. Entschuldigen Sie, dass ich nicht früher zum Telefonieren gekommen bin.«
Während ihres folgenden Schweigens konnte Malcolm die Stimme der hysterischen Braut hören, wenn er auch kein Wort verstand. Die Stimme klang schrill und sehr weinerlich.
Aha, folgerte er, die Strategie war also, dass die Braut sich erst einmal Luft machte, ihren Ärger und ihre Tränen bei einem mitfühlenden Menschen ablud. Während Clara also Dampf abließ, stand Parker auf und öffnete die Balkontüren. Kühle Luft wehte herein, zart duftend nach der Nacht. Malcolm gefiel es, wie Parkers Hausmantel in der leichten Brise flatterte.
»Natürlich sind Sie außer sich.« Parker flötete regelrecht. Kühle Luft, dachte Mal wieder, die über ein erhitztes Gemüt wehte. »Niemand außer Ihnen kann wirklich verstehen, wie anstrengend all die Entscheidungen und die Details sind. Natürlich sind Sie verletzt, Clara. Das wäre jeder. Aber ich denke … hm-hm. Ah.«
Parker fuhr im gleichen beruhigenden, liebenswürdigen Ton fort, während sie die Türen wieder schloss und zurück zum Bett ging, um sich hinzusetzen. Diesmal lehnte sie den Kopf an ihre angezogenen Knie.
»Ich verstehe ganz genau, und Sie haben Recht, es ist Ihre Hochzeit. Es ist Ihr Tag. Ich habe das Gefühl, Nathan wollte helfen … Ja, ich weiß, aber seien wir ehrlich, Clara, Männer kapieren das einfach nicht, oder?«
Sie wandte den Kopf und schenkte Malcolm ein Lächeln, bei dem sie die Augen verdrehte. »Und manchmal stolpern sie einfach in etwas hinein und wissen dann nicht, wie sie wieder rauskommen sollen. Ich glaube wirklich, dass Nathan versucht hat, den Streit zwischen Ihnen und Margot beizulegen, weil er nicht wollte, dass Sie sich aufregen. Er hat sich nur nicht sehr geschickt angestellt.«
Parker hörte wieder zu, und Malcolm stellte fest, dass der Tonfall der Braut schon um einiges ruhiger geworden war.
»Es ist nicht so, dass die Details ihm nicht wichtig sind, Clara. Aber Sie sind ihm wichtiger. Ärger und Stress, Clara, bei Ihnen beiden. Sie wissen, dass er Sie abgöttisch liebt, und er weiß auch, wie
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