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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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nicht erklären, warum? Aber diese Leonie zieht mich magisch an, als bestünde eine Seelenverwandtschaft. Verstehst du mich?“
    „ Wie sollte ich, wenn du es selbst nicht tust. Jedenfalls etwas Gemeinsames habt ihr ja.“
    Anke strich sich eine Locke aus der Stirn und lächelte wissend.
    „Du meinst die roten Haare.“
    „ Bingo.“
    Sie berichtete Wolf ausführlich von ihrem Gespräch mit der Küchenhilfe Lisabeth. „Sag mal, siehst du nicht auch eine Verbindung zwischen dem merkwürdigen Steinflug und dem mysteriösen Fall dieser Irmi die Treppe herunter?!“
    „Wenn das wirklich stimmt, was ich bezweifle, dann wäre diese Leonie schon als Kind zur Mörderin geworden.“
    Anke schwieg nachdenklich. Es stimmte. Vor lauter Phänomenbegeisterung hatte sie das dieserart noch gar nicht gesehen. „Du hast recht. Sie könnte, wenn sie die Fähigkeit tatsächlich hat, was ich im Gegensatz zu dir nicht bezweifle, es wiederum tun. Sie hätte ihrem Angreifer den Stein ja auch an den Kopf schleudern lassen können, dann wäre er womöglich hinüber gewesen. Das hat sie aber nicht.“ Wolf sah ihr direkt in die Augen. Sie bemerkte den beschwörenden Blick darin. „Anke, er ist ihr Vater.“

8
     
    Mit ihrem Brotkorb in der Hand verließ Leonie am nächsten Tag frühmorgens das Haus. Zu der Weinlage Pfaffenberg war es nicht weit, sodass Vater sie nicht fahren brauchte. Erleichtert darüber atmete sie tief die saubere Luft ein und blickte zum Himmel. Die Sonne würde heute erneut über ihre Arbeit wachen.
    Ein Teil des Pfaffenberg fiel direkt entlang des schmalen Weges ›Zum Aussichtsturm‹ ins Tal. Zunächst mäßig, dann aber doch recht steil. Direkt an diesem Weg stand ihre Bank. Beim Anblick erwärmte sich ihr Herz. Leonie stellte ihren Korb ab und setzte sich. Versonnen blickte sie auf ihre alte Schule, das Kloster Kalvarienberg, das in seiner gesamten baulichen Pracht von hier oben einen wunderbaren Blick bescherte. Wie gerne wäre sie bis zum Abitur dort geblieben. Hätte anschließend Architektur oder Kunstgeschichte studiert, aber Vater hatte sie gezwungen, nach der Mittleren Reife abzugehen und die Ausbildung zur Winzerin anzufangen. Natürlich im elterlichen Betrieb unter seinen Fittichen. Sie war froh gewesen, dass nach und nach Thomas Broll ihre Ausbildung übernommen hatte. Trotzdem war es hart gewesen. Ihre Klassenlehrerin hatte noch versucht, Vater umzustimmen, aber Leonie war von vornherein klar gewesen, dass es ein zweckloses Unterfangen sein würde. Vater wollte sie um sich, unter ständiger Beobachtung halten. Begleitend zu diesen Gedanken kullerten Tränen der Wut über ihre Wangen. Ich bin erwachsen. Ich muss hier fort, durchfuhr es sie. Doch sie fühlte sich im Moment wie ein Kind, als hätte die schreckliche Wirklichkeit alle Attribute des Erwachsenseins fortgespült. Attribute, überlegte sie, welche hatte sie überhaupt? Ihr einziges Attribut war Dirk, und auch das nahm sie sich heimlich. Sie konnte ihr Leben nicht selbst bestimmen. Das war eine Illusion, jedenfalls so lange, wie sie an Vaters Seite ausharren würde. Das Handy in ihrer Hosentasche sendete zwei Pieptöne. Eine SMS, es konnte nur Vater oder Dirk sein. Sie hoffte auf das Letztere. Ihre Hoffnung erfüllte sich. Erst jetzt drang in ihr Bewusstsein, dass sie seit drei Tagen nichts mehr von ihm gehört hatte, und genau seit drei Tagen war seine Freundin von ihrer Dienstreise zurück. Bevor Leonie darüber ins Grübeln verfiel, ließ sie ihre Gedanken weiterziehen. Er hatte sich schon des Öfteren ein oder zwei Tage nicht gemeldet. Aufgeregt las sie seine Nachricht. Mit zitternden Fingern antwortete sie: Bin im Pfaffenberg, gegenüber der Bank . Er schickte nur noch: O. K., bin nachher da. D . Leonie lächelte glücklich vor sich hin. Er war für sie etwas Endgültiges. Und es war eine Gunst des Schicksals, dass Dirks Dienst in der Spielbank meistens erst um sieben Uhr abends begann. So hatten sie bisher genügend Gelegenheit gehabt, sich tagsüber zu sehen, denn abends hätte sie Vater erklären müssen, wohin sie ging. Und Amor schien ihr heute gut gesonnen, denn Vater arbeitete in Dernau am Hardtberg , also weit genug weg. Fröhlich begann Leonie mit ihrer Arbeit. Ihr Herz brannte darauf, Dirk zu sehen. Sie fühlte sich von ihm angezogen, wie Stahlspäne von einem Magnet und konnte sich nur schwer auf ihre Arbeit konzentrieren. Ständig blickte sie auf ihre Uhr. Doch die drohende Auseinandersetzung mit Vater, wenn sie ihr Pensum

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