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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Augenwinkeln beobachtete, auf den Schreibtisch inmitten der wahllos herumliegenden Unterlagen. Anke war nahe daran, Leonie auf den Vorfall mit Irmi anzusprechen. Das Wissen um Irmi, die Möglichkeit, nein, die Bestimmtheit, dass Leonie damals den Unfall mit Irmi verursacht hatte, als auch die schrecklichen Geschehnisse in der Kirche stürzten Anke in erhebliche Gewissenskonflikte. Einerseits tendierte sie zu der verzweifelten jungen Frau mit ihrem vermutlich unkontrollierbare n Phänomen und andererseits wiederum ihrer Hilfsbedürftigkeit. Es war Anke aber auch klar, dass Leonie eine Gefahr darstellte. Schweigend ging Anke zurück zur Küche. Von hier aus beobachtete sie Leonie, versuchte, sich eine Meinung über sie zu bilden, froh darüber, dass Leonie ihren abschätzenden Blick nicht bemerkte. Sie starrte teilnahmslos die beiden Becher auf dem Schreibtisch an inmitten der vielen Zeitschriften, Akten und was sonst noch so herumlag. Anke erschien sie weitaus blasser als vorher und ziemlich erschöpft. Wie konnte man ihr Einhalt gebieten? Selbst, sie wegzusperren wäre sinnlos. Sie würde die Türen öffnen, alles Hinderliche um sie herum vernichten und einfach hinausspazieren, wenngleich sie sich anschließend auch auf einer ewig andauernden Flucht befände.
    „ Ich habe mir geschworen“, vernahm Anke in ihre Gedanken Leonies Stimme, als ahnte sie, mit was Anke sich im Moment beschäftigte, „es nie, nie!“, die beiden letzten Worte schrie sie fast, „wieder anzuwenden, nie wieder! Ich werde mich dazu zwingen, es zu unterdrücken“, fügte sie etwas kleinlauter hinzu.
    Anke kam mit dem Teekessel in der Hand zurück. Sie spürte Leonies Blick auf sich. Anscheinend wartete sie auf eine Reaktion ihrer Beteuerung, aber Anke schwieg. Sie füllte die beiden Becher, tropfte dabei drum herum, bemerkte es nicht einmal und war erneut in ihren Gedanken versunken. Scheinbar teilnahmslos sah sie Leonie an. Anke konnte immer noch nicht glauben, dass sie recht behalten hatte. Es die ganze Zeit über intuitiv gewusst hatte. Sie saß einem Menschen mit psychokinetischen Fähigkeiten gegenüber. Und es stellte sich auch noch heraus, dass er diese womöglich nicht unter Kontrolle behalten konnte. Leonie barg ein wahnsinniges Gefahrenpotenzial in sich. Anke reichte ihr einen der Becher und nahm sich den anderen. Beide nippten daran und sahen sich an, als frage sich jeder, was der andere denkt.
    „ Sie sagten, Sie könnten es nicht mehr kontrollieren, ich meine, wie läuft das? Meinst du, du brauchst nur ...“ vor lauter Aufregung bemerkte Anke erst jetzt, dass sie einfach zum Du übergewechselt hatte. Sogleich verbesserte sie sich. „Sie brauchen nur etwas anzudenken und dann passiert es?“
    Leonie zuckte erst mit den Schultern, dann meinte sie. „Sie können mich ruhig duzen.“
    Anke nickte flüchtig und wartete auf Leonies Antwort.
    „ Nein“, begann diese zögernd, als überlege sie selbst, wie es ablief. „Es setzt sich nicht alles, was ich denke, sofort um. Das wäre ja schrecklich, dann dürfte ich ja nicht mehr vor die Tür gehen. Nein, es passiert, wenn ich emotional eingebunden und aufgeladen bin, wütend, böse auf etwas, hasse, mich bedroht fühle, um mich schlagen könnte, eben, wenn ich emotional auf Hochtouren laufe“, wiederholte sie resignierend.
    „ Wären Sie einverstanden, wenn ich jemanden hinzuziehe, der in der parapsychologischen Forschung tätig ist. Er könnte Ihnen vielleicht helfen.“
    Leonie schüttelte heftig den Kopf und sprang vom Stuhl wie eine losgelassene Stahlfeder. Der Tee in ihrem Becher schwappte über den Rand. Als hätte sie etwas Explosives in der Hand, knallte sie ihn auf den Schreibtisch. Anke fuhr erschrocken zurück. Diese heftige Reaktion hatte sie nicht erwartet. Leonies blasses Gesicht hatte augenblicklich Farbe angekommen. „Nein! Sie sind die Einzige, die es weiß, und sollen es auch bleiben! Ich habe Ihnen vertraut!“ Sie schickte sich an, zur Tür zu gehen.  Anke sprang auf und hielt sie fest.
    „Verzeihung, bitte bleiben Sie, ich wollte doch nur nach Möglichkeiten suchen, Ihnen, ich meine dir, zu helfen.“ Das Wort ›dir‹ betonte sie absichtlich deutlich, um Leonie mit dem Du ihre Verbundenheit zu zeigen. Die junge Frau sah sie zweifelnd an. Anke mutmaßte, der kupferfarbene Ring um die schwarze Iris funkele ausgeprägter als sonst. Und Leonie erschien ihr in ihrem aufgebrachten Zustand durchaus nicht mehr hilfsbedürftig. Einerseits wirkte sie scheu wie ein

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