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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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uns die Skateboards wie Schwerter entgegen. Ich kenne das Bild. Es klebt in ihrem Spind. Dann kommt ein Foto, auf dem Tyson, Kellan, Emma und ich bis zum Hals im Bälleparadies von GoodTimezPizza begraben sind. Das hängt ebenfalls an ihrer Pinnwand. Wer auch immer für diese Seite verantwortlich ist, könnte die Fotos entwendet und unbemerkt wieder zurückgebracht haben.
    Emma berührt mit dem Finger das letzte Foto. Es zeigt ihren Hintern in einem hellbraunen Bikiniunterteil. »Was ist das?«
    Sie klickt auf das Bild, um es zu vergrößern.
    »Ist das nicht der Crown Lake im Hintergrund?« Ich versuche, meiner Stimme einen unschuldigen Klang zu geben, doch ich weiß genau, wo das Foto gemacht wurde. Der Schnappschuss ist vor ein paar Wochen entstanden, als wir alle zum See gefahren sind, bevor die Badesaison offiziell eröffnet wurde. Ich fand es lustig, mir vorzustellen, dass Emma den Film irgendwann entwickeln lässt und sich bestimmt fragt, wer dieses Foto von ihr gemacht hat.
    Die Bildunterschrift lautet: »Die gute alte Zeit.«
    »Diesen Bikini habe ich mir erst vor einem Monat gekauft«, sagt Emma.
    »Weißt du«, murmle ich, »ich glaube, ich hab das Foto aus Versehen gemacht. Ich hab deine Kamera aus dem Sand aufgehoben und wohl versehentlich auf den Auslöser gedrückt.«
    »Josh!« Emma schaut mich durchdringend an. »Diese Facebook-Sache kann kein Scherz sein. Es ist völlig unmöglich, uns so reinzulegen.«
    »Jemand könnte deine Fotos gestohlen haben. Also für ganz unmöglich halte ich das nicht.«
    Sie öffnet eine Schreibtischschublade und zieht eine gelbe Einwegkamera heraus. »Ich habe die Fotos vom See aber noch gar nicht entwickeln lassen.«

15 ://Emma
    Eine gelbe Einwegkamera, die noch von der Hochzeit meiner Mom stammt, ist der Beweis. Wenn sich der nicht entwickelte Film noch in der Kamera befindet, muss Josh zugeben, dass diese Facebook-Seite echt ist.
    Wir starren das Foto auf dem Bildschirm an, das mich in dem Bikini zeigt, den ich neulich im Lake-Forest-Einkaufszentrum gekauft habe. Im nächsten Moment richten wir unsere Blicke auf die Kamera, die auf meinem Schreibtisch liegt.
    »Meinst du, wir sollten …?«, beginnt Josh.
    »Wann macht Photomat zu?«
    »Der im SkateRats Plaza um zehn«, antwortet Josh.
    »Jetzt ist es kurz vor neun. Photomat garantiert doch, dass sie innerhalb einer Stunde entwickeln.«
    »Dann lass uns dein Auto nehmen«, schlägt er vor.
    »Das ist zu riskant.« Ich deute in Richtung Erdgeschoss. »Wenn meine Mom uns hört, sagt sie bestimmt, dass es zu spät ist, weil wir morgen Schule haben.«
    »Bladen und skaten?«, fragt er.
    Ich nicke und angle mir mein orangefarbenes Geparden-Fleece von der Stuhllehne. Ich trage immer noch meine Sportklamotten, weil mir vorhin die Energie zum Umziehen gefehlt hat.
    »Muss nur schnell mein Board aus der Garage holen«, sagt Josh.
    Auf dem Monitor ist immer noch die Seite mit den Highschool-Erinnerungen zu sehen. »Sollen wir die Seite nicht lieber schließen?«
    »Definitiv!«, antwortet Josh.
    Die Art und Weise, wie er das sagt, so klar und bestimmt, lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Josh beginnt ebenfalls zu glauben, dass die Seite echt ist.
    ➜
    Um zehn nach neun kommen wir bei Photomat an. Der Mann hinter dem Schalter hat dünne Haare und müde Augen. Ich beschrifte einen Umschlag mit meinem Namen und einer fiktiven Telefonnummer, ehe ich den Film in die Tüte gleiten lasse. »Geht das noch heute?«, frage ich, während ich auf meinen Blades vor- und zurückrolle.
    Er schaut mich unbeteiligt an. »Mal sehen.«
    Ich trample auf den Bürgersteig. »Ich glaube, er hat nicht ganz verstanden, wie eilig wir es haben.«
    »Er sagte, dass er’s versucht«, entgegnet Josh.
    »Nein, er hat ›mal sehen‹ gesagt. ›Mal sehen‹ heißt, dass er es dem Schicksal überlässt. Unser Schicksal liegt in seiner Hand!«
    Josh setzt sein Board in Bewegung und ich blade hinter ihm her, quer über den Parkplatz. Unter der großen, sich drehenden Zeit- und Temperaturanzeige lassen wir uns auf einem Grasflecken nieder. Glühwürmchen sausen durch die Dunkelheit. Ich lockere meine Blades, lege mich mit dem Rücken ins Gras und schaue in den Himmel.
    »Weiß du noch, wie wir hier früher immer T-Ball gespielt haben?«, fragt Josh.
    Ich stütze mich auf die Ellbogen und blicke auf den Streifen des Wagner-Parks, der sich jenseits der anderen Straßenseite befindet. Ein Jahr lang hat mein Dad unser Little League Team

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