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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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den Schlitz. Mit einem hellen »Pling« landet sie im Innern des Apparats, worauf ich den grünen Startknopf drücke.

22 ://Josh
    Hinter Chris McKellars Haus sitze ich auf dem höchsten Punkt der Halfpipe. Meine Beine baumeln über der Kante, während Tyson auf und ab skatet. Chris hat letztes Jahr seinen Abschluss gemacht, doch seine Eltern lassen uns immer noch ihre Halfpipe benutzen. Wie üblich handelt es sich bei den anderen durchwegs um Jungs aus der letzten Jahrgangsstufe. Doch sie haben nichts dagegen, dass wir dabei sind, weil wir ihnen immer Pizza mitbringen.
    Neben mir sitzt ein Junge, der nicht skatet, mir dafür aber tausend Fragen stellt. »Warum heißt so ein Ding eigentlich Halfpipe?«
    Er ist mit seiner Freundin hier, die gerade am anderen Ende aufgetaucht ist.
    »Weißt du das echt nicht?«, frage ich ihn.
    »Sieht doch aus wie eine u-förmige Rampe«, sagt er.
    Seine Augenlider sind auf Halbmast, während er langsam vor sich hin nickt. Ich frage mich, wie viel Gras der heute schon geraucht hat. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich verpflichtet, ihm zu antworten. »Wenn du noch eine Halfpipe hättest und beide aufeinanderlegen würdest, dann hättest du ein geschlossenes Rohr«, sage ich. »Also eine ›Pipe‹, wenn auch keine runde, sondern eine ovale.«
    »Und warum heißt es dann nicht Halboval?«, fragt er mich mit vollem Ernst.
    Ich bin versucht, die Rampe hinabzugleiten, mir meinen Rucksack zu schnappen und diese Pfeife meiner Liste der Leute hinzuzufügen, deren Zukunft ich unbedingt auf Facebook nachschauen muss. Bis jetzt umfasst sie siebenunddreißig Namen. Sie fängt mit Tyson an, gefolgt von meinem Bruder und meinen Eltern bis hin zu Frank Wheeler in meinem Jahrgang, der mal gesagt hat, er würde sich vor den Bus werfen, wenn er es bis dreißig nicht zum Millionär gebracht hat.
    Tyson rollt zu mir nach oben, macht in der Mitte der Röhre kehrt und schießt wieder nach unten. Auf der anderen Seite rückt die Freundin des Kiffers ihren Helm gerade. Als sie letzten Monat zum ersten Mal hier aufgetaucht ist, wurde sie von niemand für voll genommen. Doch schon mit ihrem ersten Sprung hat sie uns alle eines Besseren belehrt.
    »Deine Freundin sollte dir das Skaten beibringen«, sage ich.
    »Keine Chance«, entgegnet er. »Dafür braucht man zu viel Gleichgewichtsgefühl.«
    Tyson rollt nah an uns heran, hakt sich mit seiner hinteren Rolle an der Kante ein und streckt einen Arm aus. Ich ziehe ihn zu mir nach oben.
    »Fertig?«, fragt er. »Ich muss jetzt zur Arbeit und eine Party vorbereiten.«
    Ich frage mich, ob Tyson in fünfzehn Jahren das GoodTimezPizza betreiben wird. Wäre kein schlechter Job. Ein Leben lang gratis Pizza hört sich für mich nach einem guten Deal an. Vielleicht werden Sydney und ich dort die Geburtstage unserer Kinder feiern.
    Ich rolle die Rampe hinunter, drehe mich halb herum und mache einen Knee Slide.
    »Um halb sechs«, antwortet er. »Aber ich hab Kellan versprochen, ein paar Minuten früher da zu sein. Sie will mit mir reden.«
    Ich stoße mit dem Ende meines Boards gegen den Bordstein. »Worüber?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht regt sie sich mal wieder über irgendwas auf. Der Frau kann man’s einfach nicht recht machen.«
    »Du musst dich doch nicht mit ihr treffen«, sage ich, »wenn sie sowieso nur an dir rummeckert.«
    Als wir an einer Kreuzung anhalten, dreht Tyson sich grinsend zu mir um. »Aber sie ist echt scharf, wenn sie wütend ist.«
    Wir überqueren die Straße und Tyson nickt in Richtung Friedhof. »Hast du Zeit für einen kleinen Abstecher?«
    Wir lehnen unsere Boards an das Friedhofstor und spazieren den gewundenen Schotterweg entlang. Wie merkwürdig, dass ausgerechnet hier, in unmittelbarer Nähe zur Ruhestätte von Clarence und Millicent, meine Beziehung zu Emma einen Knacks bekam. Da es an jenem Abend sehr kalt war, hatte sie sich an mich geschmiegt. Das hatte sie zwar auch schon früher getan, doch diesmal war es anders gewesen. Sie fragte mich, ob ich zum nächsten Winterball gehen würde. Das hatte ich eigentlich nicht vor, doch wenn sie von niemand gefragt würde, antwortete ich, könnten wir ja vielleicht zusammen gehen. Ich sagte es mit einem halben Lächeln, damit sie es als Scherz auffassen konnte, wenn sie wollte. Schweigend schlenderten wir den teils im Schatten der Grabsteine liegenden Weg entlang, ehe sie plötzlich »ja, vielleicht« sagte.
    Mir gefiel dieses »vielleicht«. Ich stellte sie mir in dem leuchtend blauen Kleid

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