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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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vor, das sie mir vorgeführt hatte, nachdem sie mit ihrer Mutter in Pittsburgh einkaufen gewesen war. In meiner Fantasie tanzten wir eng umschlungen miteinander. Und mit diesem Bild im Kopf sagte ich ihr schließlich, wie sehr ich sie mag. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, und dann tat ich, was ich schon lange Zeit hatte tun wollen. Ich beugte mich zu ihr, um sie zu küssen.
    Doch Emma schreckte zurück. »Was tust du da?«
    »Ich dachte, vielleicht …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Oh, nein …«
    »Ich dachte, wir sind …«
    »Ausgeschlossen«, sagte sie. »Das geht nicht. Ich meine … du bist doch Josh .«
    Dieser Moment hat alles verändert.
    Sechs Monate ist das jetzt her, und alles ändert sich schon wieder. Ändert sich mit einer Heftigkeit, die ich mir nie hätte vorstellen …
    Oh, nein.
    Nach der Schule, als ich mein Skateboard aus Emmas Auto geholt habe, hat sie sich so merkwürdig verhalten. Wollte mir nicht in die Augen sehen und hat mit seltsamer Beiläufigkeit erwähnt, sie müsse noch in die Stadtbibliothek. Normalerweise äußert sie sich viel präziser. Falls sie etwas vor mir verbirgt, kann es dabei nur um eines gehen. Um ihre Zukunft.
    Doch wenn sie sich heimlich daranmacht, ihre Zukunft zu verändern, dann könnte sie ungewollt auch meine Zukunft beeinflussen. Und mir gefällt meine Zukunft! Wenn sie heute einen Stein ins Wasser wirft, werden die Kreise, die er zieht, immer größer. Wie eine sanfte Böe, die sich binnen fünfzehn Jahren zu einem Sturm auswachsen könnte.
    Ich schaue zu Tyson hinüber. Sein Blick ist auf den Grabstein gerichtet.
    LINDA ELIZABETH OVERMYER
    Geliebte Frau von William
    Geliebte Mutter von Tyson James
    25 . November 1955 – 15 . August 1982
    »Ich muss los«, sage ich plötzlich. »Hab ganz vergessen, dass ich noch was nachschauen muss. Vielleicht komme ich später im GoodTimez vorbei.«
    »Alles klar«, sagt Tyson und nickt mir zu. »Ich bleib noch ein paar Minuten.«
    Ich spurte den Kiesweg entlang. Als ich den Parkplatz erreiche, werfe ich mein Skateboard vor mir auf den Boden und springe auf. Am Bürgersteig mache ich eine 180 -Grad-Drehung und jage so schnell wie möglich die Straße hinunter, während ich im Geiste den kürzesten Weg zur Bibliothek suche.

23 ://Emma
    Ich stecke die fotokopierten Seiten in meinen Rucksack und haste zu meinem Auto. Jetzt, da ich eine Liste von Nummern habe, die ich ausprobieren kann, muss ich mir eine Telefonkarte kaufen und zusehen, dass ich so schnell wie möglich nach Hause komme.
    Dylan holt mich auf dem Parkplatz ein. »Du musst ja total in Gedanken sein«, sagt er. »Ich habe immer wieder deinen Namen gerufen, seit du aus der Tür kamst.«
    Ich streiche mir die Haare hinter die Ohren. Obwohl ich sie heute Morgen geglättet und gefönt habe, stehen sie bei dem warmen Wetter schon wieder vom Kopf ab.
    Normalerweise würde ich gern noch ein paar Minuten mit Dylan reden, aber ich habe es eilig. Ich weiß, dass ich drauf und dran bin, einen Fehler zu begehen. Einen Fehler, der hohe Wellen schlagen und für mein zukünftiges Leben von entscheidender Bedeutung sein wird. Also muss ich Jordan Jones Jr. ausfindig machen, ehe mein schlechtes Gewissen oder Josh mich daran hindern.
    »Wo willst du hin?«, fragt Dylan, als wir mein Auto erreichen.
    »Ich muss was bei 7 -Eleven besorgen.«
    »Könntest du mich vielleicht mitnehmen?«
    »Ich hab’s wirklich sehr eilig«, entgegne ich.
    »Du kannst mich bei 7 -Eleven absetzen. Von da aus kann ich zu Fuß gehen.«
    Ich schließe auf und wir beide steigen ein. Als Dylan den Gurt anlegt, bemerke ich die drei Bücher in seinem Schoß. Weetzie Bat und zwei weitere Bände der Reihe.
    »Du liest jetzt Francesca Lia Block?«, frage ich. »Die Bücher sind ja wohl nicht für deine kleine Schwester.«
    »Die sind für Callie. Die ist total begeistert von der Serie. Hast du sie gelesen?«
    Wir rollen über den Parkplatz. »Wer ist Callie?«
    »Meine Freundin. Sie wohnt in Pittsburgh, war aber mit mir auf unserem Abschlussball.«
    »Oh«.
    »Wir sind seit Weihnachten zusammen. Du solltest sie mal snowboarden sehen. Wir haben uns auf der Piste kennengelernt.«
    So wie er redet, scheint es ihm ernst mit dem Mädchen zu sein, und aus irgendeinem Grund bin ich fast ein wenig sauer. Als Dylan und ich in diesem CVJM -Camp waren, habe ich in jeder freien Minute Francesca Lia Block gelesen. Dass er sich nicht daran erinnert, gibt mir einen Stich.
    ➜
    Dylan hält mir die Tür des 7 -Eleven-Shops auf.

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