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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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Als wir uns voneinander verabschieden, lasse ich meinen Blick langsam über den Parkplatz schweifen, um ganz sicherzugehen, dass sich Josh nicht unter den Skatern befindet, die dort ihre Runden drehen. Im Laden schwanke ich zwischen einer Fünf- und einer Zehn-Dollar-Telefonkarte. Schließlich entscheide ich mich für die billigere, lege das Geld auf die Theke und gehe zu meinem Auto zurück.
    Während ich in gemächlichem Tempo nach Hause fahre, beobachte ich einen Vater, der seinen kleinen Sohn vor dem Basketballkorb hochhebt, damit dieser einen Dunking machen kann. In den Vorgärten sind die Rasensprenger in Betrieb. Dieses Viertel wirkt so ruhig und in sich gekehrt, als sei die Zeit stehen geblieben.
    Nur Josh und ich rasen unserer Zukunft entgegen.
    Ich stelle das Radio an und drehe die Lautstärke voll auf. Es läuft gerade »Wonderwall« von Oasis, Kellans neuer Lieblingssong. Als wir vorhin aus der Bibliothek kamen, hat sie ihn gesummt.
    And all the roads we have to walk are winding
    And all the lights that lead us there are blinding
    Und alle Wege, die vor uns liegen, sind verschlungen.
    Und all die Lichter, die uns dorthin führen, blenden uns …
    Ich mache das Radio wieder aus. Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich jetzt nach Hause fahre, mich in meinem Zimmer einschließe und den Zugang zu einem dieser verschlungenen Wege für immer blockiere.

24 ://Josh
    Als ich die Bibliothek erreiche, bin ich völlig verschwitzt. Die kalte Luft der Klimaanlage trifft mich wie ein Schock. Da ich nicht weiß, wonach Emma hier sucht, weiß ich auch nicht, wo sie zu finden ist. Ich eile über den Teppichboden und spähe zunächst die Gänge entlang, in denen die Belletristik untergebracht ist. Keine Emma. Auch bei den Zeitschriften und Jugendbüchern ist nichts von ihr zu sehen. Schließlich wende ich mich an die Rezeption. Der Blick des Mannes, der dort arbeitet, ist starr auf den Monitor seines Computers gerichtet.
    »Entschuldigen Sie«, sage ich. »Haben Sie hier vor Kurzem ein Mädchen gesehen? Sie muss … etwas Bestimmtes gesucht haben.«
    »Vielleicht könnten Sie sich ein wenig genauer ausdrücken.« Der Mann zieht einen Bleistift hinter dem Ohr hervor. »Wie soll sie denn ausgesehen haben?«
    »Sie ist etwas kleiner als ich«, antworte ich. »Hübsches Gesicht, lockige, schulterlange Haare.«
    Der Mann schreibt etwas auf einen gelben Block und nickt. »Ich wollte sie schon fragen, ob sie in Chico aufs College geht, weil …«
    Verdammt!
    »Warum wollten Sie sie nach Chico fragen?«
    Sein Blick wandert über mich hinweg nach hinten und plötzlich wirft er zornig die Hände in die Luft. »Ich hab den Praktikanten doch gesagt, sie sollen die leeren Bücherwagen nicht neben den Kopierern stehen lassen! Die Leute stellen dort einfach die Bücher ab, statt sie wieder in die Regale einzuordnen.«
    »Warum Chico?«, wiederhole ich meine Frage.
    Der Mann kommt hinter dem Schalter hervor und ich folge ihm zum Kopierer. »Als ich sie das letzte Mal gesehen habe«, antwortet er und nimmt ein Telefonbuch vom Wagen, »war Ihre Bekannte hier und hat Kopien gemacht.«
    Er hält ein Telefonbuch aus Kalifornien in der Hand. Was tust du da, Emma?
    Ich schaue zur Altpapiertonne hinüber, die neben dem Kopierer steht, und sehe, dass ein einziges Blatt Papier darinliegt. Ich ziehe es heraus. Die Kopie ist sehr dunkel geworden, dennoch kann ich genug erkennen. Jemand hat eine Doppelseite von Leuten mit dem Nachnamen Jones kopiert.
    »Will Ihre Bekannte vielleicht in Kalifornien aufs College gehen?«, fragt der Mann. »Meine Tochter möchte nämlich auch …«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, antworte ich, falte das Blatt zusammen und stecke es in meine hintere Hosentasche. »Aber vielen Dank.«
    Ich eile dem Ausgang entgehen. Draußen springe ich auf mein Skateboard und jage, so schnell mich meine Rollen tragen, nach Hause.

25 ://Emma
    Keiner zu Hause. Dennoch schließe ich mein Zimmer ab, ehe ich die beiden Blätter aus meinem Rucksack ziehe. Auf meinem Schreibtisch falte ich sie auseinander und glätte die Falten mit den Fingern.
    Nachdem ich die gebührenfreie Aktivierungsnummer auf der Rückseite der Telefonkarte eingetippt habe, starte ich meinen ersten Anruf bei J. B. Jones. Ein Anrufbeantworter gibt bekannt, dies sei die Nummer von Janine und Bobby. Ich lege sofort auf und streiche J. B. Jones durch.
    Der nächste Versuch bringt mich mit einer alten Dame in Kontakt, die glaubt, ich sei ihre Enkelin.

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