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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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Es dauert fast fünf Minuten, bis ich sie vom Gegenteil überzeugen und auflegen kann. Ich hätte doch zehn Dollar für die Telefonkarte investieren sollen.
    Der nächste Name auf der Liste ist Jones, J. D. Nachdem ich die Nummer gewählt habe, meldet sich eine melodische weibliche Stimme: »Hallo?«
    »Hi«, sage ich. »Ist Jordan zu sprechen?«
    »Junior oder Senior?«, fragt sie.
    Ich drücke den Telefonhörer gegen meine Schulter, wische meine schwitzige Hand an meiner Shorts ab und räuspere mich. »Junior, bitte.«
    »Mein Neffe wohnt inzwischen bei seiner Mutter.«
    Lass dir was einfallen, Emma. Schnell!
    »Ja, ich weiß«, entgegne ich. »Ich konnte seine Nummer nicht finden und dachte, diese wäre die richtige.«
    Stille am anderen Ende.
    »Wie war noch mal Ihr Name?«, fragt die Frau.
    Für einen Augenblick ziehe ich in Erwägung, einen falschen Namen zu nennen, doch bin ich so schon nervös genug. »Ich heiße Emma. Wir kennen uns von der Schule.«
    »Ja, Jordan hat so viele Schulfreunde. Haben Sie was zum Schreiben?«
    Während sie mir die Nummer sagt, kritzle ich sie an den Rand meiner Fotokopie. Wir verabschieden uns voneinander, ehe ich auflege und die Telefonnummer meines Ehemanns in spe anstarre.
    Manche Leute würden abwarten. Josh beispielsweise würde sich noch mal alles gründlich durch den Kopf gehen lassen. Würde die Möglichkeiten sondieren und die Meinung seines Bruders einholen. Ich hingegen drehe die Telefonkarte um und wähle die Nummer.
    »Hallo?« Die Stimme eines Jungen.
    »Jordan?«
    »Nein, hier ist Mike. Bleib dran.«
    Der Hörer wird hingelegt. Im Hintergrund hört man einen Fernseher und etwas, das ein Mixer sein könnte. Mike, der vermutlich mein zukünftiger Schwager ist, ruft Jordan und sagt dann: »Woher soll ich das wissen?«
    Der Mixer verstummt. Schritte nähern sich dem Telefon, dann meldet sich eine Stimme: »Was gibt’s?«
    »Spreche ich mit Jordan?«, frage ich.
    »Wer ist da?«
    »Emma«, antworte ich mit breitem Lächeln. »Wir haben uns neulich auf der Party getroffen.«
    Ich halte die Luft an und hoffe, dass Jordan in den letzten Wochen auf irgendeiner Party war.
    »Bei Jenny Fulton?«, fragt er.
    Ich atme aus. »Ja, genau. Bei Jenny.«
    Auf Facebook gab es zu Jordan nicht allzu viele Anhaltspunkte. Nur seinen Namen, sein Foto und seinen Geburtsort. Dennoch habe ich es mir zum Ziel gesetzt, ihn so lange an der Strippe zu halten, bis ich herausgefunden habe, was uns in Zukunft miteinander verbinden könnte.
    »Ist irgendwas?«, fragt er.
    »Nichts Besonderes«, antworte ich. »Was machst du gerade?«
    »Einfach abhängen.«
    Stille.
    »Warst du … in letzter Zeit mal angeln?«, frage ich.
    »Ich hab noch nie geangelt.«
    Totenstille.
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Hab mich nach einem Sommerjob umgesehen.«
    »Cool«, sage ich.
    Der Mixer lärmt wieder los. »Sag mal, wolltest du was Bestimmtes?«, fragt er. »Weil, ich müsste dann wieder …«
    »Ja, klar«, entgegne ich und erhöhe das Tempo. »Ich musste nur immer wieder an unser Gespräch auf der Party denken.«
    »Bist du sicher, dass du nicht mit Jordan Nicholson geredet hast?«, fragt er. »Ich glaube, der war auch da. Die Leute verwechseln uns ständig.«
    Es klingt merkwürdig, aber Jordan hört sich nicht wie ein Arschloch, sondern eigentlich ziemlich nett an. Wie ist es dann möglich, dass er sich später zu einer Person entwickelt, die drei Nächte lang fortbleibt und sehr wahrscheinlich seine Frau betrügt? Würde er das selbst für möglich halten, wenn ich ihm jetzt davon erzählte?
    »Nein, das warst ganz bestimmt du«, antworte ich. »Wir haben darüber geredet, auf welches College wir gehen wollen, und du …«
    »Bleib mal dran«, sagt Jordan.
    Ich höre eine Tür schlagen und darauf eine Mädchenstimme: »Bist du fertig?«
    Jordan bittet sie, noch einen Augenblick zu warten. »Entschuldige«, sagt er zu mir, »aber ich glaube, du hast wirklich mit Jordan Nicholson geredet. Ich gehe nämlich schon aufs College und bin nur für die Sommermonate zu Hause.«
    »Wirklich?« Meine Stimme stockt. »Auf welches College gehst du?«
    Ich kneife die Augen zusammen. Vielleicht werden wir uns auf dem College kennenlernen. Ich habe schon eine Liste mit den Colleges zusammengestellt, die für mich nächstes Jahr infrage kommen. Alle liegen am Meer.
    »Tampa State«, antwortet er. »Ich hab gerade mein erstes Jahr hinter mir.«
    Ich öffne die Augen und zwinge mich zu einem Lachen. »Du hast recht. Ich hab

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