Wir beide, irgendwann
mit Jordan Nicholson geredet. Tut mir leid.«
»Willst du seine Nummer?«, fragt er. »Ich glaube, Mike hat sie.«
»Nein danke, nicht nötig.«
»Okay, dann …« Jemand schaltet den Fernseher aus und im Hintergrund höre ich das Mädchen lachen.
Den Hörer am Ohr, überkommt mich plötzlich ein trauriges Gefühl. Eigentlich sollten wir uns am College begegnen und später heiraten. Doch vermutlich werden wir uns niemals kennenlernen.
Wir verabschieden uns. Als die Verbindung getrennt wird, halte ich den Hörer fest und lausche der Stille. Schließlich meldet sich eine Stimme, die mir mitteilt, dass sich noch dreiundneunzig Cent auf meiner Telefonkarte befinden. Ich lege auf und gehe zu meiner Kommode hinüber.
In der oberen Schublade, unter Socken und Unterwäsche begraben, liegt mein Tagebuch. Ich schreibe nur selten etwas hinein, vielleicht ein paarmal im Jahr. Ich blättere zu einem Eintrag, der vom März dieses Jahres stammt. Nachdem wir in der Schule über die Aufnahmebedingungen informiert worden waren, hatte ich eine Liste mit infrage kommenden Colleges angelegt.
Emmas College-Top- 3 :
1 ) Tampa State
2 ) University of North Carolina, Wilmington
3 ) University of California, San Diego
Ich greife zu einem schwarzen Textmarker und streiche »Tampa State« durch. Wenn ich nicht dorthingehe, werde ich Jordan nicht begegnen. Und wenn ich Jordan nicht begegne …
Es klopft an der Tür. Ich lasse mein Tagebuch wieder in der Schublade verschwinden. »Wer ist da?«
Die Klinke wird heruntergedrückt, aber die Tür ist immer noch abgeschlossen.
»Emma!«, ruft Josh. »Ich muss mit dir reden.«
Als ich die Tür öffne, steht er mit schweißnassen Haaren vor mir. Mehrere Strähnen kleben an seiner Stirn. In der einen Hand hält er den Scooby-Doo-Schlüsselanhänger, in der anderen ein zusammengefaltetes Blatt Papier.
»Alles okay mit dir?«, frage ich.
Er wischt sich mit dem Handrücken über die Brauen. »Ich bin von der Stadtbibliothek hierhergeskatet.«
Ich werfe einen nervösen Blick auf das Blatt in seiner Hand. »Da haben wir uns wohl knapp verpasst.«
Mit gerunzelter Stirn faltet Josh sein Blatt auseinander. Es ist die erste Fotokopie, die ich gemacht hatte. Da sie zu dunkel war, habe ich sie in die Altpapiertonne geworfen.
»Ich weiß, was du tun willst«, sagt Josh, »aber du kannst deinen zukünftigen Ehemann nicht nicht heiraten.«
Mein Magen zieht sich zusammen.
»Du kannst deinem Schicksal nicht entfliehen«, fährt er fort. »Ich weiß, dass du aufgebracht bist, weil du diesen Blödmann heiraten wirst, aber laut Facebook sind wir immer noch befreundet. Und ich verspreche, dass ich für dich da sein werde. Solltest du dich scheiden lassen, kann ich dir vielleicht Geld für einen Anwalt leihen, oder du ziehst für eine Weile in unser Gästezimmer.«
Mir Geld leihen? Ich werde von einem gewaltigen Zorn gepackt. Na klar, weil er und Sydney so reich sein werden!
Josh blickt auf die Telefonkarte mit der freigekratzten Aktivierungsnummer, die auf meinem Schreibtisch liegt. »Du hast es getan?«, fragt er mit leiser Stimme.
Ich nicke bedächtig.
»Du hast mit Jordan geredet?«
»Es ist vorbei«, sage ich. »Wir werden uns nie begegnen.«
Aus Joshs Gesicht weicht alle Farbe.
26 ://Josh
Im Handumdrehen hat sich die Zukunft für immer verändert.
Die Geschichte der nächsten fünfzehn Jahre – die Geschichte der Zukunft – muss umgeschrieben werden, weil Emma mit der Wahl ihres Zukünftigen nicht einverstanden war. Dabei hat sie die Zukunft nur wegen ein paar Sätzen auf einer Internetseite geändert. Das ist eine viel zu schwache Grundlage, um eine so drastische Entscheidung zu treffen. Schließlich betrifft diese Entscheidung auch mein Leben! Ganz zu schweigen davon, dass jede Person, die auch nur im Entferntesten etwas mit ihrer Beziehung zu tun hat, nun in zahllose neue Richtungen katapultiert wird.
Am liebsten würde ich hysterisch aufschreien und lachen zugleich. Stattdessen knülle ich die Kopie in meiner Hand zusammen und schleudere sie quer durch den Raum. Nur ein leises Geräusch ist zu hören, als sie gegen die Wand prallt.
»Das kannst du nicht machen!«, rufe ich.
»Und ob!«, gibt Emma zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. »War auch gar kein Problem. Er studiert am Tampa State, also werde ich mich dort eben nicht bewerben. North Carolina steht jetzt ganz oben auf meiner Liste.«
Ich lasse mich auf ihr Bett sinken und presse meine Hände auf die Augen. Sie
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