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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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aussieht.
    Ich klicke auf Freunde und scrolle die Namensliste hinunter. Immer noch keine Spur von Cody Grainger. Und bevor ich mich eines Besseren besinnen kann, schaue ich unter dem Buchstaben J nach.
    Diesmal gibt es auch keinen Josh Templeton mehr.
    So läuft das also. Nicht der kleinste Fehler wird einem verziehen. Ich lasse meine Finger über die Tastatur gleiten, ehe ich rasch Josh Templeton eintippe. Eine neue Seite baut sich auf. Es scheint so viele Josh Templetons zu geben, dass der Bildschirm nicht groß genug ist. Aber der dritte ist der Josh, den ich gesucht habe.
    Josh Templeton 2 gemeinsame Freunde
    Ich klicke auf seinen Namen, worauf seine Seite erscheint. Er wohnt immer noch in Lake Forest und arbeitet bei Electra Design. Auf dem aktuellen Foto sitzt er neben Sydney und drei Kindern in einem Ruderboot. Ansonsten ist die Seite fast leer.
    Neben seinem Namen ist ein schmales Rechteck, auf dem »Freund hinzufügen« steht. Ich klicke darauf, doch nichts passiert. Ich klicke noch mal, doch so leicht lässt sich die Zukunft anscheinend nicht ändern.
    Na gut. Dann viel Spaß mit deinem glücklichen Leben, Josh.
    In die Suchmaske gebe ich »Cody Grainger« ein und drücke die Entertaste. Codys Seite ähnelt der von Josh. Da er kein Freund ist, bekomme ich nur wenige Informationen über ihn. Er schreibt, dass er in Denver, Colorado, wohnt und ein Architekt ist, der sich auf die Nutzung von Wind- und Solarenergie spezialisiert hat. Seine Haare sind so kurz und borstig wie eh und je und auch sein charmantes Lächeln hat er sich bewahrt. Das Alter scheint ihm nicht viel anzuhaben.
    Ich scrolle nach unten.
    Beziehungsstatus Single
    Sucht nach Frauen
    Wie kann Cody in fünfzehn Jahren noch Single sein?
    Okay, nehmen wir einmal an, ich lasse mich in London von Kevin scheiden, ziehe mit den Kindern zurück in die USA und heirate Cody. Das mag vielleicht ziemlich weit hergeholt klingen, ist aber nicht unmöglich. Mit diesem Gedanken im Kopf logge ich mich bei Facebook aus, beende die Verbindung zu AOL und lege mich aufs Bett.
    Wenige Minuten später klingelt das Telefon. Ich gehe nicht ran. Wer auch immer es sein mag, kann ja eine Nachricht hinterlassen.
    »Emma!«, ruft Martin.
    Seit wann ist er schon zu Hause? Ich hoffe, er hat von meinem Streit mit Josh nichts mitbekommen.
    »Bist du oben?«, fragt er. »Dein Dad ist am Telefon.«
    Ich ziehe das Kabel aus meinem Computer und schließe es an das Telefon an. Als ich das tue, trete ich auf den feuchten Fleck auf meinem Teppich. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, mit irgendjemand zu reden, vor allem nicht mit meinem Dad. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mich noch gar nicht für den Computer bedankt habe. Außerdem ist er immer so liebevoll am Telefon, dass ich mich danach noch schlechter fühle.
    »Hey Dad«, sage ich.
    »Ist irgendwas?«, fragt er mit ernster Stimme. »Ich hab dir am Wochenende und am Montag eine Nachricht hinterlassen und nichts von dir gehört. Heute ist Mittwoch! Deine Mom hat gesagt, der Computer wäre schon am Samstag angekommen.«
    Ich kann das jetzt nicht. »Ich weiß. Ich hab eine E-Mail an dich angefangen, aber ich bin …«
    »Zu beschäftigt, um dich bei mir zu bedanken? Ich dachte, ich hätte dich so erzogen, dass …«
    »Ach! Seit wann bist du es denn, der mich erzieht?«
    Er macht eine Pause. »Das ist nicht fair.«
    »Fair?« Meine Stimme schwillt an. »Du hast eine neue Familie und versuchst, dein Gewissen mit Geschenken zu beruhigen. Ist das etwa fair?«
    »Ich weiß wirklich nicht, warum du in diesem Ton …«
    Ich knalle den Hörer auf die Gabel.

Donnerstag

43 ://Josh
    Ich drehe das Einstellrad auf »Heiß«, woraufhin dampfendes Wasser in die Waschmaschine läuft. Nachdem ich das blaue Waschmittel kreisförmig über die schmutzige Wäsche gegossen habe, schließe ich den Deckel. Es ist schon eine Weile her, seit ich Lust verspürt habe, mein Zimmer aufzuräumen, doch gestern Abend habe ich all meine Klamotten zu einem großen Haufen zusammengeschoben und zwei Jahrgänge meines Skateboard-Magazins in den Schrank geräumt. Da Sydney von nun an jederzeit in meinem Zimmer auftauchen kann, will ich vorbereitet sein.
    Ich gehe am Frühstückstisch meiner Eltern vorbei. Dad mampft einen gebutterten Toast, während Mom ihren Kaffee schlürft.
    Ich nehme die Frühstücksflocken aus der Speisekammer, halte einen Moment inne und überlege mir, was ich sagen soll. Meine Eltern sind gestern Abend so spät nach Hause gekommen,

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