Wir beide, irgendwann
überwinden, eine Nachricht zu hinterlassen.
➜
Ich biege in die Drive-in-Spur des Sunshine Donuts ein.
»Was darf’s sein?«, scheppert eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher.
Ich lehne mich aus dem Fenster. »Ein Zimtdonut. Das ist alles.«
Vor mir warten drei Autos auf die Essensausgabe. Zum Zeitvertreib studiere ich die Werbetafel von Sunshine Donuts. Das O ist leuchtend gelb. Regenbogenfarbene Sonnenstrahlen breiten sich von ihm aus. Eine strahlend lächelnde Frau hält ein Tablett mit glasierten Donuts in der Hand und ruft: »Einen Tag voller Sonnenschein!«
Seit ich heute Morgen aufgewacht bin, fühle ich mich elend. Ich habe Josh nicht herumgeschubst. Josh ist mein bester Freund. Ich würde ihn niemals auf diese Weise manipulieren.
Als ich den Ausgabeschalter erreiche, ist mir die Lust auf Donuts vergangen.
Die Frau hat aufgetürmte blonde Haare, die von einem Netz zusammengehalten werden. Sie hält mir eine weiße Papiertüte entgegen. »Zimt?«
»Danke, aber ich habe es mir anders überlegt. Ich habe keinen Hunger mehr.«
»Du willst ihn nicht mehr?«, fragt sie und schlägt gegen die Tüte.
»Tut mir leid«, antworte ich.
Ich rolle vom Parkplatz und ordne mich wieder in den Verkehr ein.
➜
Es sind noch zwei Wochen bis zu den Prüfungen und allmählich erhöhen die Lehrer den Druck. In der Geschichtsprüfung werden wir drei lange Aufsätze schreiben müssen. In Englisch können wir zu jedem der Bücher befragt werden, die wir im Laufe dieses Jahres gelesen haben. Und bei der Bandprobe wird unsere Gesamtnote wesentlich von unserem Auftreten bei der Parade zum Memorial Day an diesem Wochenende abhängen.
Ich hab keine Lust, meinen Stoff zu lernen, darf aber auch nicht riskieren, die Prüfung zu vermasseln. Ich brauche eine gute Durchschnittsnote, um den Biokurs am College zu bekommen, der wiederum mein erster Schritt auf dem Weg zur Meeresbiologin sein wird. Dass meine Zukunft nicht gerade rosig aussieht, darf ich natürlich nicht ausschließlich Kevin Storm anlasten. Ich muss auch Eigenverantwortung übernehmen.
Doch irgendwie scheinen meine Nerven überreizt zu sein. Das Ticken der Uhren in den Klassenzimmern, der süßlich-schwere Parfümgeruch auf den Gängen, Anna Blooms Kichern in der Bibliothek. Ich habe Anna bisher nie viel Beachtung geschenkt, doch nachdem ich gestern beobachtet habe, wie sie mit Josh geflirtet hat, sehe ich sie überall. Und jeder, an dem ich vorbeilaufe, plappert über den morgigen Schulschwänztag der Abschlussklasse und Ricks Lagerfeuerparty.
Zwischen der dritten und vierten Stunde sehe ich Josh ein paar Meter vor mir auf dem Flur. Ich verschwinde rasch auf der Toilette und bleibe dort bis zum nächsten Klingeln.
➜
»Ich liebe Pommes«, sagt Kellan, während wir mit unseren Tabletts in der Schlange stehen. »Sie geben mir Energie.«
Mein Blick schweift über den welken Kopfsalat an der Salattheke und die kleinen Fettpfützen auf der Pizza. Hätte ich es heute Morgen nicht so eilig gehabt, aus dem Haus zu kommen, hätte ich mein Lunchpaket nicht in der Küche liegen lassen.
»Wenn wir uns für den Collegekurs einschreiben«, fährt Kellan fort, »dann erinnere mich daran, dir die Mensa zu zeigen. Die haben die besten Ringelpommes, die es gibt.«
Als ich mir einen Pfirsichjoghurt nehme, denke ich an das, was ich über Kellans Zukunft erfahren habe. Über ihre berufliche Laufbahn weiß ich nicht viel. Jedenfalls wohnt sie in Philadelphia und arbeitet an einer Schule für Gehörlose. Offenbar ist ihr Wunsch nach einer Karriere als Wissenschaftlerin nicht in Erfüllung gegangen, doch im Gegensatz zu mir klingt sie glücklich.
Nachdem wir gezahlt haben, steuern wir den Ketchupspender an.
»Holst du ein paar Servietten?«, fragt Kellan. »Und bring Tyson auch ein paar mit, der wischt sich nie die Finger ab, das ist wirklich eklig.«
Irgendwas läuft da wieder zwischen den beiden. Als sie noch ein Paar waren, hat Kellan immer nur ihn im Kopf gehabt. Sie scharwenzelte um ihn herum, hat ihn ständig mit Keksen, Hustenbonbons und Kaugummi versorgt.
Kellan deutet mit dem Kinn zum Ausgang. »Fertig?«
Ich bewege mich nicht vom Fleck. »Können wir heute nicht drinnen essen?«
Sie schaut erst zur Tür, dann zu mir. »Und was ist mit Tyson und Josh?«
Darauf habe ich keine Antwort.
»Was ist denn los?«, fragt sie.
»Ich glaube, ich brauche ein bisschen Abstand von Josh.«
Kellan spaziert zum nächsten freien Tisch. »Hat das irgendwas damit zu tun, dass
Weitere Kostenlose Bücher