Wir beide, irgendwann
mal zwei Flaschen kaltes Wasser aus dem Kühlschrank geholt. Wir haben uns zwei Songs der Dave-Matthews-Kassette angehört, ehe wir eine der Paul-Simon- CD s seines Onkels in den CD -Player geschoben haben.
Dieses Haus ist großartig.
Cody ist großartig.
In dem länglichen Spiegel, der waagerecht über dem Marmorkamin hängt, betrachte ich mein Gesicht. Der Spiegel hat einen wuchtigen Bronzerahmen und wiegt vermutlich mehr als die Kommode in meinem Zimmer. Hätte ich beim Aufstehen bereits gewusst, dass das hier heute passieren würde, hätte ich etwas Hübscheres angezogen als mein olivgrünes T-Shirt und eine Jeansshorts. Aber ich hätte mich auch für etwas Schlimmeres entscheiden können. Ich blicke in den Spiegel, während meine Finger an der Innenseite von Codys Shirt über sein Schlüsselbein streichen. Er stöhnt genüsslich und schließt die Augen.
Ich habe das Gefühl, als würde in diesem Moment meine Zukunft beginnen.
»Genau das habe ich gebraucht«, sagt Cody und dreht sich lächelnd zu mir um. »Mir steckt noch das Krafttraining von gestern in den Schultern.«
Ich erwidere sein Lächeln und dehne meine schmerzenden Finger. Die Massage hat ziemlich lange gedauert.
»Bin auch ein bisschen verspannt«, entgegne ich und krümme meine Schultern, während ich den Verschluss der Wasserflasche abschraube und einen kleinen Schluck trinke.
»Wenn das so ist, kann ich mich gern mit einer Massage revanchieren.«
»Oh, das wäre schön.«
Ich denke an mein erstes Gespräch mit Cody zurück und wie ich damals im Bus auf der Rückfahrt meinen Kopf an seine Schulter gelegt habe. Ich hatte ihn immer aus der Ferne bewundert und plötzlich zeigte er Interesse an mir. Es erforderte ein weiteres Jahr und ein wenig Kenntnis seiner Zukunft, doch jetzt sind wir soweit.
»Bist du bereit?« Cody steht auf und setzt sich neben mich aufs Sofa. Ich wende mich dem Aquarium zu, woraufhin er beginnt, meine Schultern zu massieren.
Seine Massage unterscheidet sich wesentlich von der, die ich ihm gegeben habe. Er lässt seine Hände sanft an meinen Armen hinabgleiten. Dann streichen seine Finger über meine Taille und bleiben auf meinen Hüften liegen. Ich schließe die Augen und spüre einen leichten Schauer, als ich seine sanften Lippen auf meinem Nacken spüre.
»Du bist ein sehr anziehendes Mädchen, Emma Nelson«, flüstert er, während er mein Schlüsselbein mit einer Reihe von Küssen bedeckt, die sich anschließend bis zu meinem Ohr hinaufziehen. »Das ist doch viel schöner, als in meinem Auto herumzuschreien.«
Er schlingt mir den Arm um die Taille, und ich versuche, mich zu entspannen. Dann nehme ich mir vor, ein Mädchen zu sein, mit dem man Spaß hat – keines, das in fremden Autos herumschreit.
Dies ist der Moment, in dem ich mich eigentlich umdrehen und ihn küssen sollte. Doch stattdessen werfe ich einen weiteren Blick in den Spiegel und bin mir nicht sicher, wen ich da sehe.
»Du hast doch gesagt, dass du öfter hier bist …«
»Manchmal«, antwortet Cody und küsst meine andere Schulter.
Plötzlich habe ich das großgewachsene Mädchen vor Augen, dem Cody auf der Sportanlage seine Telefonnummer gegeben hat. »Auch mit anderen Mädchen?«
»Das ist eine sehr persönliche Frage.«
»Das ist ja auch ein sehr persönlicher Moment«, entgegne ich.
»Wir haben einfach ein bisschen Spaß miteinander.«
Cody fährt damit fort, meine Schultern zu kneten. Während er das tut, denke ich an die letzten Tage zurück. Ich habe ihm zugehört, wie er von der Duke University erzählt hat und davon, sich selbst das Gitarrespielen beigebracht zu haben. Ihm zuliebe habe ich sogar aus Wayne’s World zitiert. Doch nach mir hat er nie gefragt. Weil er sich nicht dafür interessiert, wer ich bin. Er interessiert sich nur für mich, weil ich ihn anhimmle.
Ich stehe auf.
Cody schaut mich an. »Was ist?«
»Ich möchte nach Hause.«
»Wir sind doch gerade erst gekommen.« Cody lehnt sich zurück. Seine Hände hat er hinter dem Nacken verschränkt, seine Ellbogen zur Seite gestreckt. »Entspann dich doch noch ein bisschen.«
Jetzt sagt er mir schon wieder, dass ich mich entspannen soll. Wie vorhin im Auto.
Kellans Theorie ist falsch. Als Cody vorhin am Steuer Mist gebaut hat und mich dann anfuhr, weil ich in seinem Auto etwas zu laut geworden war, habe ich nicht meinen zukünftigen Ehemann neben mir gesehen. Stattdessen saß ein Typ neben mir, der so ganz anders war, als ich es mir erhofft hatte.
»Ich geh jetzt
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