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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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schwul ist, da er Phillip in unser Haus am See mitbringt. Außerdem gibt er ja auch im Internet bekannt, dass er eine Beziehung zu einem Mann hat.
    Mit meiner freien Hand halte ich die Kette einer Schaukel umfasst. »Hast du einen Moment Zeit?«
    Ich höre, wie sich David in seinen Knautschsack fallen lässt. »Klar, schieß los!«
    Ich weiß gar nicht mehr, warum ich mir eingebildet habe, ein Anruf bei meinem Bruder könnte mir helfen. Ich kann ihm nichts sagen, ohne zugleich alles über Sydney und unsere gemeinsame Zukunft preiszugeben. Und ohne ihm von Facebook zu erzählen, hört sich die ganze Sache ziemlich lächerlich an. Wer würde sich schon darüber beschweren, mit Sydney Mills auf eine Party zu gehen?
    »Sag mal, Josh, weißt du überhaupt, wie das mit dem Telefonieren funktioniert?«, fragt mich David. »Wenn du jemand anrufst, dann musst du auch reden.«
    »Tut mir leid. Ich bin nur gerade etwas durcheinander wegen eines Mädchens.«
    »Emma?«, fragt David.
    »Nein. Sie heißt Sydney Mills. Das ist diejenige, die ich neulich schon erwähnt habe.«
    »Ist das nicht die jüngere Schwester der Mills-Zwillinge?«, fragt er. »Mann, sind die scharf.«
    Ich setze mich auf die Schaukel und drehe mich nach links. Warum sagt er das? Findet er sie wirklich scharf oder gibt er die Meinung anderer Leute wieder? Wenn er mich zum Narren hält, hätte ich ihn gar nicht erst anrufen sollen. Ich muss aufrichtig mit ihm reden.
    »Wenn Sydney auch nur ein bisschen so ist wie ihre Schwestern …« David stößt einen leisen Pfiff aus. »Klingt so, als hättest du meinen Rat befolgt und eine gute Gelegenheit genutzt.«
    »Sie hat mich gefragt, ob ich heute mit ihr zu dieser Lagerfeuerparty gehe.«
    »Super. Wo ist das Problem?«
    »Das ist schwer zu sagen. Sie ist großartig, und alle Jungen würden sich darum reißen, sie zu begleiten … aber bei mir ist das irgendwie anders.«
    »Ist sie nett?«
    »Ein bisschen egozentrisch, aber doch … sie ist nett.«
    David schweigt für einen Moment. »Hast du Angst, dass sie erfahrener ist als du? Wenn das der Fall ist, dann kann ich dir vielleicht ein paar …«
    »Nein, das ist es nicht«, antworte ich. Ich habe David nicht angerufen, weil ich fürchte, ihr nicht das Wasser reichen zu können. Mein ganzes Leben macht mich nervös.
    »Weißt du, was dein Problem ist, Josh?«
    »Habe ich ein Problem?«
    »Du bist einfach ein netter Junge, der gern mit dem Strom schwimmt«, sagt er. »Das bist du schon immer gewesen. Ist ja auch ziemlich bequem, weil man auf diese Weise keine schwierigen Entscheidungen treffen muss. Aber manchmal musst du dir überlegen, was du wirklich willst, Josh. Und vielleicht musst du manchmal gegen den Strom schwimmen, um deine Ziele zu erreichen. Um das zu bekommen, was dich wirklich glücklich macht.«
    Ich drehe die Schaukel in die andere Richtung.
    »Auf welches College willst du mal gehen?«, fragt David. »Ich weiß, dass die Entscheidung noch bis nächstes Jahr Zeit hat, aber wie denkst du heute darüber?«
    Ich lache ins Telefon. Er denkt bestimmt, dass ich Hemlock State sage, wo Mom und Dad arbeiten. Aber er irrt sich. Denn ich habe auf Facebook gesehen, wo ich mal hingehen werde. »University of Washington«, sage ich.
    »Also genau wie dein Bruder«, stellt David fest. »Das heißt, dass du ziemlich gegen den Strom schwimmen musst.«
    »Ist doch eine gute Wahl.«
    »Schon, aber du wirst deine eigene Entscheidung durchkämpfen müssen.«
    Es piept am anderen Ende der Leitung, was bedeutet, dass David einen weiteren Anruf bekommt.
    »Hör zu«, sagt er. »Heute Abend solltest du mit Sydney auf die Party gehen, weil du es ihr versprochen hast. Aber wenn die Party vorbei ist, will ich, dass du über eines gut nachdenkst.«
    Es piept erneut.
    »Wenn es zwischen euch nicht Klick macht, dann liegt es vielleicht daran, dass du eigentlich ein anderes Mädchen willst. Und wenn das stimmt, warum solltest du dann nicht mal gegen den Strom schwimmen und dem anderen Mädchen reinen Wein einschenken?«
    Weil ich das nicht noch einmal durchstehe.

56 ://Emma
    »Ach, tut das gut!«, stöhnt Cody, dessen Hals von einer auf die andere Seite rollt.
    Seit einiger Zeit massiere ich seine Schultern. In einem Aquarium tummeln sich türkisfarbene exotische Fische. Vor uns auf dem Couchtisch liegen mehrere Bücher über moderne Kunst. Ich sitze auf einem schwarzen Ledersofa, mit Cody vor mir auf dem Boden, der sich gegen meine Knie lehnt. Als wir ins Haus kamen, hat er erst

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