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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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sind in Richtung des Lake-Forest-Einkaufzentrums unterwegs. Kellan und ich shoppen dort ein paarmal im Jahr, doch in der Regel sparen wir unser Geld für gelegentliche Einkaufstouren in Pittsburgh.
    »Warum musst du deinen Absolventenring abgeben?«, frage ich. Ich weiß genau, wie er aussieht. Es ist ein klobiger Silberring mit einem orangefarbenen Stein in der Mitte, der dieselbe Farbe hat wie das Leoparden-Logo unseres Vereins.
    »Ich lasse das Datum eingravieren, an dem ich zum ersten Mal bei den Landeswettkämpfen antreten werde. Ich weiß, dass es sich seltsam anhört, ein zukünftiges Datum eingravieren zu lassen, aber das soll mir Glück bringen.«
    Bei den Regionalwettkämpfen vor zwei Wochen hat Cody den Hundertmeterlauf gewonnen. Bei den Landeswettkämpfen nächste Woche hat er die Möglichkeit, der beste männliche Kurzstreckenläufer in ganz Pennsylvania zu werden.
    »Vielleicht könnten sie auch gleich meine Halskette reparieren«, sage ich, während ich die kleine Hintertasche meines Rucksacks durchsuche. »Der Verschluss ist kaputt.«
    »Tut mir leid … die Tonqualität ist wirklich schrecklich.« Cody schaltet die Kassette aus. Während er noch an den Knöpfen herumdrückt, taucht wie aus dem Nichts ein Fahrradfahrer vor unserer Kühlerhaube auf.
    Ich schreie: »Pass auf!«
    Cody reißt das Steuer nach links. Ein weiteres Auto hupt und macht eine Vollbremsung. Ich halte mir die Augen zu.
    »Verdammt!«, ruft Cody und wirft einen Blick in den Rückspiegel.
    Im Seitenspiegel sehe ich, wie der Fahrradfahrer am Straßenrand absteigt und Cody den Mittelfinger zeigt.
    »Schau dir den an«, sagt Cody. »Erst verursacht der fast einen Unfall und jetzt zeigt der mir den Stinkefinger.«
    Mein Herz rast und meine Hände zittern.
    »Und du brauchst wirklich nicht so zu schreien«, fährt Cody fort. »Das war nicht gerade eine Hilfe.«
    Cody parkt den Wagen vor dem Einkaufszentrum und stellt den Motor ab. Als wir aussteigen, lasse ich meinen Rucksack im Wagen liegen. Im Laden erwähnt Cody meine Halskette nicht mehr und ich tue es auch nicht.
    ➜
    Als wir wieder im Auto sitzen, hat sich die Stimmung gebessert. Die Gravur auf Codys Ring sieht perfekt aus, und der Juwelier hat ihn gebeten, einen Zeitungsausschnitt zu signieren, auf dem neben einem Artikel ein Foto von Cody zu sehen ist. Ich tat so, als sei ich überrascht, dabei befindet sich derselbe Zeitungsausschnitt zu Hause in meiner Kommode.
    Als Cody wieder auf die Autobahn abbiegt, streckt er erneut seine Hand aus, um eine Kassette aus dem Handschuhfach zu nehmen, und diesmal berühren seine Finger mein Knie.
    »Weißt du«, sagt er, »das Haus meiner Tante und meines Onkels ist ganz in der Nähe, die haben eine geile Stereoanlage. Da klingt auch das Dave-Matthews-Konzert viel besser.«
    Vor Aufregung spüre ich ein Ziehen im Magen.
    »Keine Sorge«, fügt er hinzu. »Sie sind beide Zahnärzte und arbeiten unheimlich viel. Die sind mit Sicherheit nicht zu Hause.«
    »Bist du sicher, dass sie nichts dagegen haben?«
    »Nein, kein Problem. Mein Onkel hat mir einen Ersatzschlüssel gegeben.«
    Cody biegt nach links auf eine Straße ab, die von protzigen Pseudo-Luxusvillen und frisch gepflanzten Bäumen gesäumt wird. Er parkt vor einem großen weißen Haus mit einem Springbrunnen auf der Rasenfläche. Der Vorbau ruht auf Säulen, die wohl antik anmuten sollen.
    »Nettes Haus, oder?« Cody schnappt sich die Dave-Matthews-Kassette und steigt aus.
    Wäre ich mit Josh hier, dann würden wir beide unsere Taschen nach Pennies durchsuchen, um sie in den Brunnen zu werfen. Doch zusammen mit Cody vor dem Haus seiner Tante und seine Onkels ist das völlig ausgeschlossen.
    Ich lasse die prunkvolle Erhabenheit des Hauses auf mich wirken. Obwohl kein Mensch in der Nähe ist, möchte man flüstern.
    »Bist du sicher, dass sie nicht nach Hause kommen?«, frage ich.
    Cody nickt. »Ich bin ziemlich oft hier.«
    Er gibt einen Sicherheitscode ein, ehe er den Schlüssel ins Schloss steckt. Als er die Tür aufdrückt, dreht er sich um und lächelt mich an. Mein Magen schlägt einen Purzelbaum.

55 ://Josh
    Ich lege meine Kohlezeichnungen im Halbkreis um mich herum. Dann stehe ich auf und trete einen Schritt zurück. Manche haben eine schroffe Linienführung, bei anderen sind die Linien gewellt oder nur zart angedeutet. Jede von ihnen hat einen anderen Charakter, obwohl sie doch alle zusammengehören.
    Durch mein Badezimmerfenster höre ich Emmas Wagen auf der Einfahrt. Ich laufe

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