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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Einige Meter vorher war ein kleiner Unterstand. »Komm
Helga, hier machen wir eine kleine Rast.« Wir waren froh, unsere Rucksäcke
absetzen zu können. Einmal kräftig recken und strecken. Was hatten wir noch zu
Essen, ich hatte schon wieder Hunger. Ich fand in meiner Pilgertasche noch ein
Mars und war zufrieden. Wenn ich wieder zuhause bin muss ich mir die
Süßigkeiten unbedingt abgewöhnen. Fünfzehn Minuten Pause mussten reichen, es
ging weiter. Wir kamen keine zwanzig Meter weit. Ein sehr großer Hund stand
mitten auf der Straße, bellte sehr wütend und wir befürchteten das Schlimmste.
Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ich dachte an mein Pfefferspray,
welches ich in León im Paket zurückgeschickt hatte. Wir schrien ihn an und
bedrohten ihn mit unseren Stöcken. Weit und breit war niemand zu sehen, der uns
hätte helfen können. Helga war die Mutigste von uns beiden. Es nützte alles
nichts, wir mussten zurück. Jeden Schritt rückwärts, setzte er uns sehr wütend
nach. Erst kurz vor dem Unterstand ließ er von uns ab und lief zurück. Gott sei
Dank, wir hatten noch einmal Glück, aber die Gefahr war noch nicht vorbei, wir
mussten ja in die Richtung weiter. »Komm Helga, wir setzen uns hier hin und
überlegen, wie es weiter gehen soll. Wir zwei sind allein, wenn jetzt ein Auto
kommt, halten wir es an. Wir stellen uns einfach mitten auf den Weg, dann muss
es halten. Wenn der Fahrer uns nur hundert Meter mitnimmt, sind wir gerettet.«
Zuhause schimpfen wir über den Verkehr, hier wären wir froh gewesen, wenn nur
ein Auto gekommen wäre. Ich denke, es kommt sich heute auf eine halbe Stunde
Verspätung nicht an. Von weitem hörten wir die Motorengeräusche der Raupe.
Plötzlich sahen wir ein Auto kommen. Kurz vor uns fing es laut an zu hupen, es
war der Bäcker. Er fuhr zum rechten Hof bis zur Haustüre. »Komm Helga, jetzt
aber schnell, einen besseren Zeitpunkt werden wir nicht mehr bekommen.« So
schnell hatten wir noch nie unsere Rucksäcke auf den Rücken bekommen. Zu spät,
der Hund hatte uns gesehen. Mit dem Mut der Verzweiflung gingen wir auf ihn zu
und er ging zurück. Wir riefen laut nach der Halterin. Sie schaute kurz rüber,
ihr schien das nicht zu interessieren. Helga schrie noch lauter und sie pfiff
ihn zurück, wir waren gerettet. Kurz vor dem gegenüberliegendem Haus zeigte ein
gelber Pfeil nach links. Wir umrundeten steil hoch den linken Bauernhof und
kamen nach einer kurzen Zeit auf einen Querweg, wo ich nach rechts abbog. Helga
ging zwanzig Meter hinter mir und rief mich zurück. »Hast du den Hinweisstein
übersehen? Schau einmal, was auf dem Schildchen steht.« Ich konnte es nicht
glauben, die Richtung, in der wir gingen, führte nach Muxia. Das war unmöglich,
dass konnte einfach nicht sein. »Schau mal Helga, wir sind von dort gekommen
und gehen in die gleiche Richtung weiter, dann kann es hier nicht nach Muxia
gehen, das Schild ist verkehrt, das kannst du mir glauben. Komm, wir stören uns
nicht daran, wir gehen hier weiter.« Der Weg führte weiter hoch und machte
einen riesengroßen Bogen nach links. Nach einer guten halben Stunde waren wir
oberhalb der Raupe. Oh mein Gott, wir waren falsch. Ich hätte mich vor Wut in
den Hintern beißen können. Was jetzt, ich kannte keinen anderen Weg. »Heinz
ganz ruhig bleiben, was ist zu tun?« Bis jetzt hatten wir noch keinen Pilger
gesehen, auf einen Rat brauchten wir nicht zu hoffen, ich wusste mir keine
Lösung. Wenn wir zurückgehen würden, hätten wir wieder das gleiche Problem mit
dem Hund. Beide Höfe lagen gegenüber, wir würden keinen erreichen. Es nützte
alles nichts, wir mussten zurück. »Komm Helga, lass uns hoffen, vielleicht ist
der Köter jetzt an der Kette.« Schweren Herzens gingen wir zurück. Wir kamen
oberhalb der Höfe und sahen den Hund unten auf der Straße stehen. »Weißt du was
Helga, wir versuchen hier den Bauernhof von der Rückseite zu erreichen.« Sie
stürmte schon los. »So warte doch, nicht dass wir hier das gleiche Problem
bekommen.« Sie war nicht zu halten. Ich studierte noch meinen Pilgerführer und
schaute mir den Streckenverlauf an, bekam aber leider keinen Hinweis. Der Weg
war als gerade Linie eingezeichnet. Sie kam zurück und hatte eine gute Nachricht.
Hinter den Stallungen war eine sehr große Wiese mit Schafen. Ganz unten arbeitete
jemand. Ich rief, aber die Person reagierte nicht. »Warte Helga, ich komme
mit.« Sie hatte recht, es schien eine Frau zu sein, die ca. zweihundert

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