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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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können sie nicht einschätzen. Es waren für uns doch noch vier
Kilometer. Die letzten beiden Kilometer gingen noch einmal kräftig hoch und
wieder hinunter. Von oben sahen wir die riesige Bucht von Finisterre. Es war für
uns, am vorletzten Ziel unserer Pilgerschaft, ein herrlicher Anblick. Wie viele
Millionen Pilger werden das in den letzten tausend Jahren genau so wie wir
empfunden haben. Wir kamen viel früher an, als wir gedacht hatten. Wir gingen
ins erstbeste Lokal zum Essen und Trinken. Wir hatten doch Zeit und brauchten
nicht zu hetzen. Wir hatten die Adresse unserer Albergue und fragten mehrmals
nach dem Weg, zugleich sammelten wir aber auch Stempel für unser Credencial.
Ich dachte unsere Albergue wird so klein sein, das sie hier nicht besonders
bekannt ist. Wir bekamen auf unsere Fragen unterschiedliche Antworten. Jetzt in
der Mittagszeit war es sehr ruhig im Ort. Unsere Herbergsmutter sollte blonde
Haare haben und das wäre im Ort ungewöhnlich. Eine Frau lief über die Straße,
ich sprach sie an und fragte sie nach dem Weg. Ich stutzte, sie hatte blonde
Haare. Sie lächelte uns freundlich an, es war unsere Herbergsmutter. Sie hatte
eingekauft und wollte nachhause fahren. »Kommt mit, ich habe in meinem Wagen
noch Platz für eure Rucksäcke.« Wir stiegen ein und fuhren zur Albergue. Es
ging durch verwinkelte Straßen, da hätten wir noch oft fragen müssen. Das Haus
war klein, aber sehr sauber. Der Schlafsaal hatte nur acht Betten. Leider gab
es nur ein Bad mit Toilette, dafür aber eine große Küche. Sie hatte einen
Gasherd mit Backofen und eine eingebaute Waschmaschine. Wir buchten zuerst
einmal für drei Nächte. Sollte das Wetter schlechter werden, würden wir lieber
nach Santiago zurückgehen und dort die letzten Tage bis zu unserem Rückflug
bleiben. Nach einem kurzen Mittagsschlaf gingen wir in den Ort. Nur hundert
Meter von unserem Haus entfernt gab es einen Supermarkt, dort kauften wir
später ein. Heute sollte es zum Abendessen Hacksteaks mit Pommes geben. Bevor
wir gingen, hatten wir in der Küche nachgesehen, was zum Kochen vorhanden war.
Es war so gut wie nichts da, kein Salz und Pfeffer, kein Öl zum Braten, auch
gab es kein Waschmittel für die Maschine. Wir machten uns eine Einkaufsliste.
Ich wollte die Pommes mit viel Ketchup, Helga lieber mit Mayonnaise. Auch zum
Frühstück benötigten wir Einiges. Nur wenige Meter weiter war der Hafen. Sehr
viele Boote waren hier vor Anker gegangen. Zur rechten Seite eine große
Versteigerungshalle. Gerade hatte ein Fischerboot angelegt, der gefangene Fisch
wurde mit einem Handwagen in die Halle gefahren und an den Meistbietenden
verkauft. Wir gingen ins Pilgerbüro und empfingen unsere dritte Urkunde. Jeder
Pilger, welcher in Santiago die »Compostela« bekommen hat und bis hier weiter
gepilgert ist, bekommt die »Fisterrana« ausgestellt. Voller Stolz halten wir
sie nun in unseren Händen. Nun hatte sich der Kreis geschlossen. Alle drei zu
erreichenden Urkunden sind in unserem Besitz. »Komm Helga, lass uns
zurückgehen, für alles andere haben wir morgen Zeit. Ich schlage vor, wir gehen
zum Supermarkt und kaufen dort ein, wir werden uns ein leckeres Abendessen
zubereiten und feiern danach diesen für uns denkwürdigen Tag.« Schwer bepackt
kamen wir zurück. Ich setzte schon einmal den Backofen an, dann hatte ich Zeit
für die Hacksteaks, »du kannst ja in der Zwischenzeit den Salat machen.« Der
Backofen wurde mit Gas geheizt, leider sprang er nicht an. »Helga, ich glaube
wir bekommen ein Problem, ich weiß nicht wie der Ofen funktioniert.« »Dann lass
es mich einmal versuchen.« Es war zum Lachen, wir beide saßen auf dem Fußboden
vor dem Backofen und bekamen ihn nicht angezündet. Erst viel später bemerkten
wir, dass er überhaupt nicht angeschlossen war. Was nun, wie bekamen wir unsere
Pommes gebacken. Zum unserem Glück hatten wir eine Flasche Öl gekauft. Wir
erhitzten etwas Öl in der Pfanne und schütteten die Pommes rein. Die Idee war
nicht schlecht, nur unsere Pommes waren davon nicht begeistert. Es war eine
große Schweinerei, das Öl spritzte nach allen Seiten, sie wollten und wollten
nicht kross werden. Der Tisch war gedeckt, der Wein in den Gläsern. Wir stießen
zuerst einmal auf unserem Erfolg an und gratulierten uns zu dieser großen
Leistung. Wir beide waren voller Stolz, da konnten uns auch die weichen und zum
Teil verbrannten Pommes nicht ärgern. Wir nahmen es mit Humor und aßen alles
auf. Ein großes Gelächter gab es,

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