Wir beide nahmen die Muschel
muerte (Todesküste), die ihren Namen der ungestümen
See und den vielen an ihren Felsen zerschellten Schiffen zu verdanken hat. Im
Jahre 2002 zerschellte an den Klippen der Öltanker Prestige und die Ölpest
reichte bis nach Frankreich. Danach gab es hier einen riesigen Waldbrand. Über 90.000
Hektar wurden durch das Feuer vernichtet, eine Fläche so groß wie 100.000
Fußballfelder.
Wir
erreichten die Kirche des Dorfes aus dem 14. Jahrhundert, daneben der Friedhof.
Die letzten Meter war es sehr steil hoch gegangen. Der Weg geht hinter der Kirche
weiter. Wir hatten eine sehr schöne Aussicht über den Ort und über die weite
Bucht, der Wind pfiff uns gewaltig um die Nase. Nach einem Kilometer erreichten
wir die Wallfahrtskirche der Muttergottes. Leider war sie verschlossen wie fast
alle Kirchen in Spanien. Jedes Jahr pilgern tausende Menschen zu ihr. Wir
bestiegen die Klippen, es war sehr gefährlich, allzu weit mochte ich mich nicht
wagen. »Helga, sei ja vorsichtig, wer weiß wie viele sich hier schon die
Knochen gebrochen haben.« Vor uns lag das Schiff der Muttergottes. Die Natur
hat einen großen Felsen in der Form eines Bootes mit Segel ausgewaschen. Wir
nahmen den unteren Weg zurück in den Ort und besuchten den Supermarkt. Ein sehr
großes Fischangebot zu günstigen Preisen wurde uns geboten. Leider hatten wir
keine Verwendung dafür. Wir schauten auf die Uhr, das Pilgerbüro hatte
geöffnet. Nun wurde es Zeit, dass wir uns unsere zweite Urkunde, die »Muxiana«
abholten. Wir wurden sehr freundlich von einem jungen Mann begrüßt. Er schaute
sich unsere Credenciale an, füllte die Urkunden aus und beglückwünschte uns.
Mit Stolz haben wir sie in Empfang genommen. Für unseren weiteren Weg nach
Finisterre gab er uns noch eine Landkarte mit. Auf unsere Frage nach dem
morgigen Wetter konnte er uns keine große Hoffnung machen. Der Tag soll gut
durchwachsen mit Regen werden. Wir verstauten unsere Urkunden in unser Papprohr
und verabschiedeten uns. Der Weg wird morgen für uns weiter gehen, zum
vorletzten Ziel. Zwei Tage werden wir dafür benötigen und wir freuen uns schon
darauf. Um 20:00 Uhr gingen wir zum Abendessen. Helga nahm wieder eine
Salatplatte, ich einen Topf Suppe. Dreimal habe ich mich »geopfert«. Danach
bekamen wir eine Fischplatte für zwei Personen. Wir waren sehr zufrieden damit.
Als Nachtisch gab es Eis und einen Cognac. Wir lernten ein sehr nettes Ehepaar
aus Köln kennen. Sie waren mit dem Auto bis Pamplona gefahren und hatten auf
einem Anhänger ihr Motorrad mitgenommen. Mit diesem waren sie den ganzen
Jakobsweg abgefahren und waren davon sehr begeistert. Wir haben uns noch lange
unterhalten. Bettruhe war um 22:00 Uhr.
Muxia — Lires
14,6 km, 450
m Auf- und Abstieg
Mittwoch,
den 8. Juni 2011
W ir hatten
eine sehr ruhige Nacht. Erst um sieben Uhr sind wir aufgestanden. Das Wetter
war nicht besser geworden, eher noch schlechter, so fiel uns auch der Abschied
nicht schwer. Unter dem Ort hatten wir uns etwas anderes vorgestellt,
vielleicht lag es aber auch an dem schlechten Wetter. Eigentlich wollten wir,
bevor wir losgingen, uns unsere Regensachen anziehen, haben dann aber darauf
verzichtet. Es war noch früh am Morgen und wir mussten zuerst einmal schauen,
wo es ein Frühstück geben würde. Auf ein Café brauchten wir nicht zu hoffen,
die waren gestern schon alle geschlossen, aber wir kannten drei Bäckereien, eine
würde schon geöffnet haben. Die erste vor uns hatte geschlossen, weiter zur
nächsten, auch da sah es nicht anders aus. Das Licht war zwar an, aber wir
kamen nicht rein, auch unser Klopfen nützte nichts. Was soll’s, wir gingen zu
unseren Bäcker von gestern. Leider war auch hier die Türe verschlossen. Doch
halt, er hatte uns gehört, kam aus der Backstube, schloss auf und ließ uns
rein. Wir waren gerettet. Er gab uns zu verstehen, dass er gerade seinen Wagen
vollgepackt hatte und nun zu seinen Kunden fahren wollte. Heute hatte er
leckeren Thunfischkuchen und ich nahm mir ein großes Stück und noch ein paar
Süßigkeiten mit, das musste eigentlich für den Tag reichen. Wir hatten gestern
auch noch einige Bananen gekauft, diese mussten wir zuerst essen, weil sie vom
Gewicht am schwersten sind. Es konnte losgehen, ein Ruhetag und ich merkte,
dass ich schon etwas faul geworden war. Das erste Stück war immer das
Schwierigste. Der Rucksack drückte gewaltig auf den Rücken, aber das kannten
wir ja schon sieben Wochen. Irgendwann kam der Zeitpunkt, dann
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