Wir beide nahmen die Muschel
junge Polizisten und fragten sie um
Rat. Sie sprachen leider kein Wort Englisch und so verständigten wir uns mit
Händen und Füßen. Sie waren beide sehr nett und wir verstanden so viel, dass
ein Stück weiter auf unserer Seite wohl ein Lokal offen wäre. Vier einheimische
Frauen kamen uns mit vollen Tüten entgegen, oben schauten Stangenbrote raus.
»Heinz, mach die Augen auf, hier muss irgendwo eine Bäckerei sein.« Wir fanden
auch das Lokal, es waren einige Leute darin, aber sie saßen im Dunkeln. Was war
das für ein Lokal? Wir fanden den Bäcker, er hatte eine winzige Verkaufstheke
vor seiner Backstube und die Sachen, welche ich gekauft habe, waren von einer
Spitzenqualität. Ich konnte es nicht abwarten und habe unterwegs schon zwei
süße Gebäcke vertilgt. Meine Partnerin wollte warten bis sie eine Tasse Kaffee
hatte. »Komm lass uns zurück zu dem Lokal gehen, ich habe Hunger und benötige
eine gute Tasse Kaffee.« Wir kamen an, gingen hinein und sahen alle Gäste im
Dunkeln sitzen. An einem Tisch saß ein junges Pilgerpärchen, wir setzten uns zu
ihnen und fragten, warum alles im Lokal dunkel ist? Seit einer halben Stunde
gab es im Ort keinen Strom. Ich musste lachen, so etwas kannte ich nur von
meinen Urlauben in Indien. Vorne an der Theke saßen nur einheimische Männer,
die sich unterhielten. Viele Ortsbewohner kamen, um sich beim Wirt eine
Tageszeitung zu kaufen. Ein kurzes Schwätzchen an der Theke, dann gingen sie
wieder. Der Stromausfall störte keinen, vielleicht passierte dies hier öfters.
»Heinz, lass uns hier bleiben, schau mal wie es sich draußen zugezogen hat,
hier sitzen wir im Trockenen, ich habe keine Lust bei dem Wetter mit vollem
Gepäck stundenlang durch den Ort zu laufen«. Sie hatte Recht und wir blieben.
Die junge Pilgerin kam aus Deutschland, sie war entgegengesetzt von Santiago
über Finisterre nach Muxia gegangen. Sie wartete auf den Bus, um nach Santiago
zurückzufahren. »Morgen am frühen Abend bin ich wieder zuhause.« Sie war genau
wie wir in Saint-Jean-Pied-de-Port gestartet. Wir haben noch vierzehn Tage vor
uns und möchten auf keinen Tag verzichten. Der Bus fuhr vor und wir wünschten
den beiden alles Gute. Erst nach einer Stunde ging im Lokal das Licht wieder
an, leider gab es noch keinen Kaffee, der Automat musste zuerst das Wasser zum
Kochen bringen. Über unseren Köpfen ein großer Fernseher, er zeigte Ausschnitte
von schweren Unglücken mit Stieren, sehr viele Menschen waren dabei zu Tode
gekommen. Es waren furchtbare Bilder, welche ich nie vergessen werde. Helga war
in ihrem Element, sie verachtet den Stierkampf. Jedes Mal wenn ein Torero auf
die Hörner genommen wurde, war sie begeistert. »So muss es sein, jetzt habe die
einmal das Nachsehen.« Ich merkte, dass die Einheimischen über ihre Freude
nicht begeistert waren und böse zu uns rüber schauten. »Helga, halte dich bitte
etwas zurück sonst bekommen wir hier noch Schwierigkeiten.« Zum Glück wechselte
der Sender das Programm und zeigte nun Autounfälle. Ich hatte keine Lust mehr
hier zu sitzen, »komm lass uns zur neuen Albergue gehen, vielleicht können wir
wenigstens unser Gepäck dort abgeben.«
Der
Hospitalero hatte ein Einsehen und wir bekamen eine Stunde früher unsere
Betten. Wir hatten nun Zeit, uns den lang gezogenen Ort anzusehen. Der heilige
Jakobus sollte hier die Mauren bekehrt haben. Nach der Überlieferung soll die
Gottesmutter mit einem Steinschiff hier angelegt haben, um den Apostel zum
Predigen zu ermutigen. Dieses steinerne Segelschiff soll heute noch auf den
Klippen am Strand liegen. Die Einwohner bauten dort an den »Heiligen Steinen«
der Muttergottes eine Kirche, die »Sanktuarium der Virgen de la Barca«. Diese
Kirche und das steinerne Segelschiff wollten wir uns ansehen. Der Wind war hier
am Meer sehr frisch, wir hatten wieder unsere Anoraks angezogen. Zuerst
schauten wir uns den Ort an, ein typischer Fischerort. Touristen gab es hier
keine, wir waren die Einzigen, welche bei diesem schlechten Wetter spazieren
gingen. Unser Weg führte uns an einem Supermarkt vorbei, der den ganzen Tag
geöffnet hatte. Hier werden wir uns, wenn wir gleich zurückkommen, für die
nächsten zwei Tage versorgen. Wir hatten uns unter diesem Ort etwas mehr
vorgestellt. Muxia liegt an einer riesengroßen Bucht, deren einzelne
Wasserzungen noch über zwanzig Kilometer weit ins Festland reichen. Weit
vorgelagert, riesige Klippen, welche bei Ebbe aus dem Wasser schauen. Muxia
liegt an der Costa de la
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