Wir beide nahmen die Muschel
störte es uns
nicht mehr. Das hielt manchmal so drei Stunden an. Dann meldete sich verstärkt
unsere Wirbelsäule und wollte entlastet werden, dann mussten wir den inneren
Schweinehund bekämpfen. Bis jetzt konnten wir uns immer durchsetzen. Wir sind
beide stolz darauf, dass wir bis heute noch keine Schmerztablette genommen
hatten, manche Pilger hatten diese schon packungsweise geschluckt. Unser Weg
führte uns wieder an der Muttergotteskirche vorbei. Wir gingen noch einmal in die
Klippen und bestiegen das Segelboot der Muttergottes. Viele Frauen die einen
unerfüllten Kinderwunsch haben, kommen hierher und umrunden neunmal das Segel,
in der Hoffnung, dass ihr Wunsch in Erfüllung geht. Als ich dies Helga
erzählte, startete sie los. »Stopp was soll das? Du hast doch schon drei
Kinder.« »Heinz ich mache das nicht für mich sondern stellvertretend für meine
älteste Tochter Julia.« Ihr Wort in Gottes Ohr! Die See war heute rau und die
starken Wellen hatten einen weißen Kamm. Weit draußen vier kleine Fischerboote,
ob die bei schlechterem Wetter auch mit diesen kleinen Kähnen raus fahren? Ich
möchte dann nicht darin sitzen. In meinem Pilgerführer stand, wir hätten zwei
Berge zu bewältigen. Noch gingen wir auf der Straße, einen Bürgersteig gab es
hier nicht mehr. Wir kamen nach zwanzig Minuten durch den Ort Figueiras. Leider
war die Auszeichnung der Strecke sehr schlecht, es gab keinen Hinweis mehr. Ein
freundlicher Handwerker, welcher mit seinem Kastenwagen an uns vorbeifuhr, gab
uns den Tipp, geht nur immer geradeaus. Wir befolgten seinen Rat. Nach einem
kurzen Waldstück lag das offene Meer mit seiner tollen Brandung vor uns, ein
herrlicher Sandstrand ohne Gäste. Leider setzte nun Regen ein und alles sah
nicht mehr so schön aus. Wir mussten doch noch unsere Anoraks anziehen. Zu
unserem Glück war hier eine geeignete Stelle. Manchmal kam der Regen so
plötzlich, dass wir sofort anhalten mussten. Nicht immer freute sich unser
Rucksack darüber, die Dornen am Wegesrand hatten schon für einige kleine Löcher
gesorgt. Wir hatten Glück und nach wenigen Minuten ging es weiter. Nun hatten
wir unseren ersten Berg vor uns. Es waren nur 230 Höhenmeter, aber die reichten
uns schon. Meine fünfzehn Kilo lagen wieder schwer auf meinem Rücken. Die
Wegstrecke war sehr schlecht und jeder Schritt musste vorsichtig gegangen
werden, da konnten mich auch die herrlichen Eukalyptuswälder nicht mehr
erfreuen. Langsam ließ die Schauer nach und wir konnten die Kleidung wieder
wechseln. Der ansteigende Weg strengte uns an und unsere Gespräche wurden
weniger, auch wurde der Abstand zwischen uns größer. Ich schaute mich öfters
um, denn ich wollte meine Partnerin bei dieser schlechten Ausschilderung nicht
verlieren. Wer hier einen falschen Weg geht, wird die größten Probleme bekommen,
der nächste Ort ist erst in 16 km und dazwischen ist nur Wald. Nach einer guten
Stunde hatte ich den höchsten Punkt erreicht, nun sollte es zwei Stunden lang
abwärts gehen, ich konnte es noch nicht glauben. Auch in dieser Höhe ging es
immer wieder hinunter und danach steil hoch. Nach zweieinhalb Stunden machten
wir unsere erste Pause. Verpflegung hatten wir in Muxia genug gekauft. Ein
süßes Gebäck und eine Banane mussten jetzt reichen. Viel wichtiger war das
Trinken. Wenn das Wetter, so wie heute, kühl und stark bewölkt war, hatte man
absolut kein Durstgefühl. Meine Partnerin mahnte mich, wenn sie der Meinung
war, dass ich zu wenig trank. Wir gingen weiter und hörten vor uns laute
Motorengeräusche, was mag da los sein? Hinter der nächsten Kurve lag unten im
Tal ein einsam liegender Bauernhof. Von dort kam es nicht, es war mehr vor uns
auf der linken Seite. Nach einen Kilometer sahen wir die Ursache. Ein sehr
steiler Eukalyptuswald wurde abgeholzt. So etwas hatten wir noch nicht gesehen,
die Bäume hatten eine Höhe von ca. dreißig Metern und der Berghang hatte gut
fünfunddreißig Prozent Gefälle. Ein Raupenfahrzeug stand mitten im Berg,
schnappte sich einen Baum mit einer großen Zange, schnitt ihn ab, entfernte die
Rinde und zerteilte den Baum in lange Stücke. Ein schwerer Traktor mit Anhänger
und Ladevorrichtung lud die Stämme sofort auf. Bei dieser Steigung mochte ich
unterhalb nicht stehen bleiben. Eigentlich müsste der volle Anhänger den
Traktor nach unten reißen. Es war genauso, wie ich gedacht hatte, der Weg
führte über Berg und Tal. Wir kamen zum kleinen Weiler Morquintián, es waren
nur zwei Bauernhöfe.
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