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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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und hätte hier im Haus
ein Zimmer gebucht. Er war sehr damit zufrieden und hatte sich in seinem
Fernseher schon die neusten Nachrichten angeschaut. Wir hatten uns vorgenommen
nur in Albergues zu übernachten und konnten sehr gut auf alle Nachrichten
verzichten. Wir wollen zehn lange Wochen einmal ganz abschalten. Morgen soll
das Wetter schöner werden, wir nehmen es gerne an. Nur noch zwei Tage bis León,
eine prachtvolle Stadt rückt näher. Es wurde noch ein sehr schöner Abend, wir
führten noch sehr interessante Gespräche mit andern Pilgern. Irgendwann mussten
wir zu Bett. Das verhindert auch der größte Krach nicht. Wir hörten ihn nur zu
deutlich unter unseren Dachpfannen. Es war schon sehr ärgerlich. Der Heilige
Jakobus hatte ein Einsehen mit uns leidgeprüften Pilgern. Punkt 22:00 Uhr
setzte die Musik aus und wir hatten doch noch einen erholsamen Schlaf.

El Burgo Ranero — Reliegos
     
    12,7 km, 40 m Abstieg
    Sonntag —
Muttertag, den 8. Mai 2011
     
     
    H eute am
Muttertag habe ich meine Partnerin etwas länger schlafen gelassen. Unser Ziel
sollte nach 19,5 km Mansilla de las Mulas sein. Wir hätten dann am Montag noch
einmal die gleiche Entfernung nach León gehabt. Leider kam es wie so oft im
Leben ganz anders. Wir waren auch heute die Letzten, die die Herberge verließen
und ich hatte seit einer Stunde ein sehr ungutes Gefühl im Bauch. Noch mitten
im Dorf musste ich die Büsche aufsuchen. Der Weg führte uns sofort wieder in
die Meseta und soweit wir schauten ödes Land. Wir benutzten einen ungefestigten
Fußweg neben einer Landstraße. Wir waren wieder allein unterwegs. Kein Pilger
aber auch kein Auto waren zu sehen. Zur linken Seite einige Teiche, wo viele
Frösche ihr Konzert abhielten. Eine menschliche Siedlung war nicht zu erkennen,
weites freies Land ohne Leben. Ab einem gewissen Punkt fehlt einem der Glaube,
überhaupt noch auf eine Ortschaft zu stoßen. Endlos langsam vergeht die Zeit.
Alle paar Kilometer ein Rastplatz mit Betontischen und Bänken. Leider können
wir keine Pause machen, es blies ein starker Wind und war sehr kalt, dabei
hatte man uns Sonnenschein versprochen. Es gab noch nicht einmal eine
Möglichkeit, unser Frühstück zu essen, welches wir gestern Abend eingekauft
hatten, so kalt war es. Also blieb uns nur noch unser Feinschmeckerfrühstück
wie an manchen Tagen: 1 Mars, 1 Snickers und Leitungswasser und das als
Diabetiker. Wir hofften, das heute auf unserem Weg abzuarbeiten. Unsere
Schritte wurden in der Kälte immer schneller. Sehr dunkle Regenwolken
verdunkeln den Himmel. Wir befinden uns hier auf einer Höhe von 878 m, León in
39 km Entfernung liegt nur 55 m tiefer. Der Weg ist war angenehm, festgewalzter
Kies manchmal mit sehr dicken Steinen, damit der Pilger nicht zu übermütig
wird. Unterwegs trafen wir wieder unseren alten Koreaner. Er saß auf einem
Rastplatz ganz allein in der Kälte und frühstückte. Ich winkte ihm freundlich
zu und er hob etwas seine Hand. Er war sehr zu bedauern. Er spricht kein Wort
Englisch und steht immer im Abseits. Wenn er am Ziel ankommt, geht er Essen,
danach legt er sich zur Ruhe. Wie wird er einmal zuhause über diesen Weg
sprechen? Zur linken Seite gab es eine sehr große Straßenbaustelle. Einige
Arbeiter arbeiten auch heute am Sonntag dort. In den fast vier Wochen ist uns
sehr oft aufgefallen, dass die Menschen sich hier in den Dörfern nicht
sonntäglich kleiden. Die meisten haben ihre Arbeitskleidung an, arbeiten in den
Gärten oder reparieren ihr Haus mit den einfachsten Mitteln. Bis bei ihnen ist
der Wohlstand noch nicht vorgedrungen. Unsere Landschaft bleibt unverändert
»afrikanische Steppe«. Vor uns lag ein Bahngleis, wir gingen ein Stück des
Weges parallel und überquerten es. Dann durch eine Senke mit Pappeln,
überquerten einen Bach und gingen wieder hoch in die Felder. Nach 45 Minuten
sehen wir die ersten Dächer von Reliegos, ein kleiner Ort mit 190 Einwohnern.
Hinter dem Ort zog ein sehr schweres Unwetter auf. Ob wir ihn noch rechtzeitig
erreichen. Ich hatte keine große Hoffnung. Das Unwetter war höchstens zwei
Kilometer hinter dem Ort und es goss dort schon in Strömen. So schnell wie wir
mit unserem Gepäck konnten, marschierten wir weiter. Wir hatten beide keine
Lust in ein Unwetter zu kommen, dies könnte für uns lebensgefährlich werden.
Auf einigen Kreuzen am Wegesrand hatte gestanden, dass diese Pilger von einem
Blitz erschlagen wurden. Nur noch kurz gestoppt und den Anorak angezogen und
die

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