Wir beide nahmen die Muschel
in diesem fast dunklen Raum. Er zeigte mir ein Zimmer mit einem sehr
langen Tisch mit einer weißen Papiertischdecke. Einige Gebrauchsgegenstände
hatte er darauf stehen. Ich tat sehr erstaune ob der Größe des Raumes und das
so viele Personen an diesem Tisch Platz hätten. Er machte mir ein Zeichen, dass
ich mich umdrehen sollte und zeigte mir seinen offenen Kamin. Von allem
Feuerabbrennen war die Wand tiefschwarz geworden. Ein großer Kamin mit ca. 70
cm Durchmesser führte nach oben, dort hatte er vielleicht nur noch 30 cm im
Durchmesser. In diesem ging eine Tonröhre von der Feuerstelle hoch nach oben,
wo der Rauch abziehen konnte. Mein Gott muss das ein Qualm sein wenn er seinen
Kamin anzündet, war mein erster Gedanke. Ich hielt mir die Nase zu, zeigte auf
die schwarze Wand und sagte zu ihm nur das Wort Smog. Er aber winkte ab, ging
mit mir ein Stück zurück und zeigte mir einen zweiten Kamin. Na ja, auch der
wird nicht ausreichend sein. Von oben herunter kam ein dicker Draht. Mit diesem
verschließt er bestimmt oben den Kamin bei sehr starkem Regen. Weit gefehlt.
Als ich ihn darauf aufmerksam machte sagte er mir nur das eine Wort »Rädio«.
Meine Ohren wurden ganz weit. Zur einen Seite hatte ich Stapel von Holz im Gang
gesehen. Auch links und rechts zwei uralte Weinfässer. Nun sprach er von einem
Radio, dass wollte ich aber unbedingt sehen. Ich tat ganz erstaunt und
schüttelte mit dem Kopf. Er ging ein Stück zurück und kam mit einer Holzkiste
wieder, steckte das Ende des Drahtes in diese Kiste. Ich traute meinen Augen
nicht, an der anderen Seite hatte er zwei Klemmkabel, welche er an einer alten
Autobatterie anschloss, und schon fing das Radio an zu spielen und die kleinen
Räume waren in schummerigem Licht eingetaucht. Welch ein Erlebnis. Er versuchte
mir so viel zu erklären. Vor vielen Jahren hatte er hier im Ort noch Trauben
geerntet. Er zeigte mir eine ausgehauene Vertiefung im Felsen wo er sie früher
reingeschüttet und mit den Füßen zertreten hatte. Den Most hätte er in diese
Weinfässer gefüllt. Er war sehr stolz, mir alles zeigen zu können. Ob Pilger in
zehn Jahren auch noch so etwas erleben können? Vielleicht war ich schon in
diesem Jahr der Einzige, welcher so ein Erlebnis hatte. Wir setzten uns wieder
hin und er öffnete eine Dose eingelegter Muscheln. Mit Holzpicker haben wir
beide aus einer Dose gegessen. Ich wäre gerne noch Stunden bei ihm geblieben
aber es wurde langsam Zeit mich zu verabschieden. Als Freunde gingen wir
auseinander. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich diesen Weg nicht allein
gehen würde, sondern noch mit einer Partnerin. Wenn wir zu Abend gegessen haben
komme ich mit ihr noch einmal hier her. Ich merkte, dass er es verstanden hatte
und er sich darauf freute. Ich brannte darauf, mein Erlebnis jemand
mitzuteilen. Auf dem Weg zur Albergue lernte ich Ines aus Australien kenne. Wir
kamen ins Gespräch und ihr habe ich als erste mein Erlebnis erzählt. Sie hat
sich herzlich mit mir darüber gefreut. Um 18:30 Uhr gingen wir zum Abendessen
zu meinem urigen Lokal. Helga schaute durch die Glasscheibe vorsichtig nach
innen. Nur vier Personen saßen im Lokal. Auch das Nebenlokal »El Buro«, wo
unser Hospitalero verkehrte bot ein Pilgermenü für 10,00 Euro an. Wir schauten
dort rein, alle Tische waren fast besetzt. Wir fragten einen Einheimischen nach
dem besseren Lokal und er zeigte auf das Zweite. Wir hatten unsere Wahl
getroffen. Wir gingen rein und man zeigte uns den Weg zu dem hinteren
Speisesaal. Die Tische waren mit weißen Stofftischdecken eingedeckt, dass sah
schon appetitlicher aus. Eine gute Flasche Rosaro, ein Körbchen mit Brot, einen
Teller schmackhafter Makkaroni, was wollen wir mehr? Als Hauptgericht gab es
drei Scheiben Schweinebraten und Salat, zum Nachtisch ein Eis. Kurz nach
unserer Bestellung kam Ines und setzte sich zu uns, danach Miriam aus Belgien.
Ines erzählte uns, dass sie einen Teil des Caminos schon einmal gegangen wäre.
Am Ende ihres Weges hatte sie für vier Wochen eine Albergue geleitet. Sie war
eine sehr kluge Frau mit sehr viel Lebenserfahrung. Ich schätze sie auf 55
Jahre. Miriam war eine junge hübsche und liebenswerte Person. Sie sprach:
französisch, flämisch, deutsch und spanisch. Wir sprachen über viele Probleme
in unserer Welt, welche wir leider nicht lösen können. Leider hatten auch sie
nichts Näheres über den Tod von Osama Bin Laden gehört. Wir leben auf unserem
Weg weitab vom Weltgeschehen, zur Außenwelt verbindet
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